#003
Keine zehn Minuten später, bekam ich eine Nachricht von Niko, er würde schon vor unserem Haus stehen.Also packte ich schnell das nötigste ein (Handy, Schlüssel, Kopfhörer, Jacke) und öffnete leise das Fenster. Zum Glück wohnten wir im ersten Stock, weshalb es auch ein leichtes für mich war, aus dem Fenster zu klettern, auf den Bürgersteig vor unserem Haus zu springen und direkt in die Arme meines Cousins zu laufen, der da schon auf mir wartete.
»Hallo Cousinchen«, flüsterte er in mein Ohr und nahm mich in den Arm.
»Ich hab dich vermisst. Wieso hast du nur so lang gebraucht, hast du das mit Absicht gemacht?«, quengelte ich während ich ihn losließ und ihn spielerisch gegen den Arm boxte, was ihn lachen ließ.
»Ob du es glaubst oder nicht. Auch ich musste mich irgendwie unbemerkt aus dem Haus schleichen.«
Ich sah ihn verwundert an. Ich hatte es wirklich nicht geglaubt. Nikos Eltern waren viel entspannter, was das abendliche Hausverlassen anging. Niko war ein Jahr älter als ich und somit genauso alt wie Bill, also sechzehn und seine Eltern sagten, mit sechzehn könne man durchaus schon genug auf sich selber aufpassen und auch selber entscheiden, wann man Heim kam, etwas was meine Eltern nie sagen würden. Meine Tante und mein Onkel waren der Meinung, Niko solle als Einzelkind möglichst viel mit seiner Cousins und Cousinen machen, damit er nicht so viel in seinem Zimmer alleine hockte. Und da wir, also Bill und ich -Hugo wohl eher nicht- im gleichen Alter waren wie er, war des perfekt. Wir trafen uns oft zu dritt irgendwo manchmal auch noch mit meinen, Bills oder Nikos Freunden, wobei ich eigentlich immer nur Ruby mitnahm, wenn überhaupt [Autsch, wieso schlägst du mich? Ist doch wahr, sei froh, dass ich dich überhaupt Mal mitgenommen habe, sonst hättest du Niko nie kennengelernt. Autsch, man wofür war denn das jetzt!?].»Nein... Ehrlich, das hätte ich nicht erwartet. Wieso? Deine Eltern lassen dich doch sonst immer raus.«, erwiderte ich nach einer kurzen Pause ihn dem ich ihn verwundert angesehen hatte.
»Sie haben sich gestritten und waren deshalb schlecht drauf. Da wollte ich sie nicht stören und... bin dann einfach gegangen. Hätte möglicherweise fragen sollen« den letzten Teil sagte er eher zu sich selbst, als zu mir. Ich lächelte ihn mitleidig an, es war bestimmt nicht schön, seine Eltern streiten zu sehen, deshalb wollte ich für ihn auch möglichst schnell das Thema wechseln.
»Und was wollen wir jetzt machen?«, fragte ich deshalb und setzte ein Lächeln auf.
Er lächelte zurück.
»Weißt du, normalerweise, wenn man jemandem schreibt, er soll einen abholen und etwas mit ihm machen, dann hat man meistens auch eine relativ genaue Vorstellung davon, was man dann macht, weißt du?«, er grinste mich frech an, was ich mit einem Zungenrausstecken quittierte.
»Jaja, ist ja gut, Klugscheißer, habs verstanden, bin total verplant und so aber jetzt sollten wir nicht weiter doof rumstehen, sondern etwas machen, also Hop!«, erwiderte ich, vorlaut wie ich nunmal war.
»Du bist nicht verplant, du hast gar keinen Plan, Kleine. Au!«
Ich hätte ihn einen -meiner Meinung nach- zärtlichen Klaps auf den Hinterkopf verpasst.
»Erstens ich bin nicht klein und zweitens, selbst wenn, darfst du mich so nicht nennen!«, schmollte ich.
Er lachte nur.***
Jetzt saßen wie hier, um ca. 19:00 Uhr (keiner von uns hatte bisher auf das Handy schauen wollen, aus angst gleich von Spam und verpassten Anrufen bombardiert zu werden), an einem geschlossenen Eisladen und genossen das letzte Eis, das dieser Eisladen für heute verkauft hatte. Niko Karamell mit Mango (schmeckt das? Ich hatte da so meine Zweifel) und ich Erdbeer und Vanille.
»Jetzt Mal ehrlich Lea, hast du wirklich keine Hausaufgaben oder wolltest du dich nun drücken?«
Ich wandte mich wieder Niko zu, denn bis vor kurzem war ich sehr beschäftigt mit meinem Hemd, auf das Erdbeereis gekleckert war. Zu meiner Verteidigung, es wurde schon langsam dunkler und ich konnte das Eis nicht mehr richtig sehen um es zu meinem Mund zu führen.
[Nein Ruby! Auch im Sommer kann es Mal um 19:00 Uhr schon so dunkel werden, dass man seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sieht, geschweige denn einen Eisbecher. Außerdem, wie gesagt, so sicher war es nicht, dass es erst um sieben war.]
»Nenn mich nicht Lea. Das klingt wie ein kleines Prinzesschen, das ist ja abscheulich.«, nörgelet ich Mal wieder rum.
»Aber du bist doch auch ein kleines Prinzesschen, Lea.«, er betonte diesen Spitznamen stark, einfach um mich zu provozieren. Ich schnaubte.
»Soll ich dich dann Nikolaus nennen? Siehst du, genauso bescheuert«, fügte ich hinzu, als ich sah wie er das Gesicht verzog.
Das musste ich mir auf jeden Fall in meine imaginäre Niko-ärgern-Liste hinzufügen, oder besser gesagt, Nikolaus-ärgern-Liste? Angefangen mit Niko auf meinem Handy von "Niko der Lappen" zu "Nikolaus, Ho Ho Ho" eingespeichern. Jup, ich bin eine liebevolle Cousine, ich weiß.
Ich grinste, was wohl auch Nikolaus aufgefallen sein musste, denn er sah mich mit einem omg-Thalea-was-hast-du-vor-Blick an, was mich lachen ließ.
»Keine Angst Nikolaus, bis zum sechsten Dezember ist noch etwas Zeit, bis dahin schaffst du es sicher, alle Ruten und Geschenke zu sammeln.«
Er sah mich grimmig an und wandte sich dann aber wieder seinem Eisbecher zu. Besser so, sonst käme ich auf nochmehr -für ihn- schlechte Ideen.***
»Na los, verschwinde endlich, du Klette. Ich weiß ja du liebst mich, ich bin der gutaussehendste Cousin, der Welt aber wenn du noch Länge bleibst bringen deine Eltern dich um und meine mich genauso.«
Wir standen wieder vor meiner Wohnung aber ich wollte nicht rein. Ich hatte keine Lust auf Bill, der mich wahrscheinlich wieder wahnsinnig macht mir seinem Generve, und keine Lust auf Hugo und meine dazugehörigen Pflichten als große Schwester.
»Ach komm schon...«, ich zog das letzte Wort sehr lang und setzte einen, wie ich hoffte, erweichenden, süßen Welpenblick auf. »Kann ich nicht heute bei dir schlafen? Ich will nicht Heim«, quengelnd ich weiter.
»Also wirklich, manchmal könnte man echt meinen, deine Eltern hätten sich bei deinem Geburtsjahr geirrt. Du benimmst dich wie eine heulende, quengelnde, klettende Vierjährige. Du musst doch wohl wissen, dass du morgen Schule hast oder? Deine Mutter wird es mir nie im Leben erlauben, dich in der Schulwoche zu uns zu nehmen.«, er sah belustigt zu, wie ich beleidigt mein Gesicht verzog um die Hände in die Hüften stemmte.
»Ich denke, ich habe eh etwas besseres zu tun, als mich mit Leuten abzugeben, die denken sie müssten mich beleidigen. Ich gehe!«, mit gen Himmel gestrecktem Kinn drehte ich mich auf dem Absatz um und war auf dem Weg zu gehen.
An der Haustür drehte ihr mich nocheinmal zu Niko um. Da stand er, die Hände in den Hosentaschen und lässig an der Hauswand gelehnt und wartete scheinbar darauf, dass ich jetzt gehen würde. Wollte er mich denn wirklich nicht aufhalten? Nein, scheinbar nicht, antwortete ich mir selber in Gedanken.
»Du... Du willst also wirklich, dass ich jetzt gehe oder?«, wie ich merkte, klang ich ein wenig verunsichert.
Er lachte.
»Ach Thalealein...«, seufzte er, ich zog meine Augenbraue hoch.
»Du hattest es noch nie leicht mit Abschied nehmen, ich weiß. Aber ich schwöre bei Gott, nein schlimmer noch, ich schwöre auf meine Schönheit,-«
»Die hast du nicht«, warf ich ein, er ignorierte mich.
»-dass ich dir, sobald du in deinem Zimmer bist, eine Nachricht schreiben werde. Klingt das gut?«
Es klingt nicht schlecht... Dann könnte ich, direkt wenn ich in meinem Zimmer ankommen würde, im Prinzip mit ihm weiter reden. Nur eben, dass er mich dann nicht mehr angrinsen konnte und ich ihm keine beleidigte Blicke mehr zuwerfen konnte. Aber... Wozu gab es schließlich Emojis?
Ich nickte zufrieden, was auch ihn lächeln ließ. Wir verabschiedeten uns (»Tschüss Nikolaus«, »Man sieht sich, Lea«) und ich schloss die Tür auf. Als ich sie wieder schloss, wurde ich sofort von meiner scheinbar hyperventilierten Mutter empfangen.
»Wo warst du!?«, kreischte sie und legte mir besorgt aber auch wütend ihre Hände an meine Wangen, um mich genau anzusehen.
»Mam... Beruhige dich, ich war nur mit Niko draußen. Ist das denn verboten?«, fragte ich genervt. Konnte diese Frau mich denn nicht einmal in Ruhe lassen? Kaum war ich wieder Zuhause, wurde ich sofort mit Fragen bombardiert.
Ich löste mich aus ihrem Griff und drängte mich an ihr vorbei.
»Nein, ist es nicht. Aber du bist noch minderjährig in du wohnst noch unter meinem Dach, und solange du das tust, habe ich-«, fing sie wieder an, doch ihr unterbrach sie genervt.
»Dann ziehe ich eben aus! Hab sowieso keinen Bock mehr auch das ganze Familiendrama den ganzen Tag!« ich wollte schon weiter laufen in die Richtung von meinem Zimmer, doch Bill kam mir entgegen.
»Schwesterchen, ich kann dich zwar mega gut verstehen, aber wir haben und bloß Sorgen gemacht, du warst drei Stunden weg, einfach so ohne irgendeine Spur ohne irgendeiner Nachricht. Nicht Mal an dein Handy bist du gegangen. Versteh doch, wir dachten du seist entführt worden oder so.«
Ich verdrehte die Augen. Bill war immer so ekelhaft gut darin jemandem ein schlechtes Gewissen zu bereiten.
»Sorry! Ich dachte, wenn ich euch vorher gefragt hätte, hättet ihr Nein gesagt.«, antwortete ich genervt.
»Und jetzt lässt mich bitte in mein Zimmer.«A/N:
Tut mir leid, das ich so lange nicht mehr geschrieben habe, hab es irgendwie nicht geschafft. 😂😅Naaa? Wer von euch hätte es erwartet, dass Niko Thaleas Cousin ist? Und wie würdet ihr es finden, wenn ich Mal aus Rubys Sicht schreiben würde? Vielleicht immer einen Tag von Ruby, einen von Thalea erzählt?
Man liest sich, Bye💕
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Wie fliegen | Die beste Zeit meines Lebens
HumorDas Leben eines ganz normalen Mädchens und ihrer besten Freundin im Alter von 15 Jahren und allen Problemen, die man in diesem Alter eben so hat: Pubertät, nervende Eltern, kleine aber auch große Geschwister, die erste Liebe und vieles mehr. ❗Das K...