Wie fliegen | Die beste Zeit meines Lebens

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Der Unterricht zog sich ohne Thalea nur langsam dahin. Er war langweilig und ereignislos. Normalerweise, wenn der Unterricht so langweilig war wie jetzt, erzählte Thalea irgendetwas dummes, was ihre Brüder mal wieder angestellt hatten. Ich liebte es zuzuhören, wie sie sich über ihre Geschwister aufregte, obwohl ich selbst keine hatte, ich fand immer, sie sollte lieber sich freuen, dass sie überhaupt jemanden in ihrem Alter in der Familie hatte, mit denen sie reden konnte, statt sich zu beschweren. Dazu hatte sie noch einen einzigartigen Cousin, der nicht nur gut aussah, sondern auch noch witzig, charmant und schlau war. [Hör auf zu lachen verdammt! Nein, lass das, Thalea! Das ist nicht fair! Soll ich das bei dir und Linus auch machen? Au! Warum schlägst du mich?] Das hatte ich alles nicht. Ich hatte bloß meine Eltern, meine Großeltern und viel zu viele viel ältere Cousinen. Aber was soll's, ich heulte zu viel...
Spätestens nächste Stunde würde Thalea wieder kommen, zu Sport. Oh die Arme, sie hasste Sport. Ich war schon total aufgeregt, zu erfahren was ihre Brüder denn schon wieder angestellt hätten.

***

Die Stunden ohne Thalea vergingen ereignislos und so was es, dass wir Mädchen schon bald auf dem Weg zur Umkleidekabine waren um uns für den Sportunterricht anzuziehen.
In den Räumen roch es wie immer nach Schweiß und viel zu süßem, viel zu vielem Deo und dazu war es wie immer stickig weil keiner die Fenster öffnete. Schnell zog ich mich um, um schnellst möglich aus diesem Raum zu gelangen. Als ich gerade Aufstand um zu gehen, klopfte es laut an der Tür, wie als würde jemand mit dem Fuß dagegen treten (die Tür ließ sich nämlich nur von innen öffnen oder von außen aber dann nur mit Schlüssel). Ich musste grinsen. Nur eine Person war noch nicht in der Umkleide und nur eine Person würde einfach so, so aggressiv gegen die Tür treten.
Schnell öffnete ich die Tür um sogleich eine angenervt aussehende Thalea in die Arme zu schließen.
»Schön, dass du dich auch mal dazu entschlossen hast, dich in die Schule zu begeben.«, zitierte ich unsere Deutschlehrerin, wann immer wir beziehungsweise viel eher Thalea, zu spät kam.
Sie lachte. »Hörauf damit, sonst gehe ich gleich wieder. Wartest du, bis ich mich umgezogen habe? Dann kann ich dir erzählen, was passiert ist.« Ich nickte und ging mit ihr im Schlepptau wieder rein, wo kaum noch jemand war, außer Erika, die auf unsere Klassensprecherin Nelli wartete.
Während Thalea sich also umzog erzählte sie mir lachend, dass Hugo die kleine Treppe, die von den Schlaf- und Badezimmern in die Küche, Wohn- und Esszimmer führte, runtergefallen sei, während er vor Bill wegrannte, weil er seinen Schuh geklaut hatte.
Das war so typisch Thaleas Geschwister. Erst machte ich mir Sorgen, wegen Hugo, doch als sie mir erzählte, dass er sich ›nur‹ seinen Fuß gebrochen hatte, musste auch ich schließlich lachen. Die Vorstellung, dass er jetzt mindestens fünf Wochen mit Krücken rumlaufen musste, was einfach nur... Tja das war einfach nur Karma. Man klaut eben keine Schuhe von Geschwistern.
»Und was ist jetzt mit Hugo? Bliebt er jetzt erstmal im Krankenhaus, oder wie?«, fragte ich, auf dem Weg zur Turnhalle. Ich hatte keine Ahnung von Verletzungen und Krankenhausaufenthalte. Bei mir in der Familie verletzte sich irgendwie selten Jemand und besonders nicht ich. Daher interessierte es mich umso mehr, was danach passierte, was für Thalea ziemlich ätzend sein musste. Bei ihr war es fast Standard, dass alle Fünf Minuten bei ihr Zuhause das Chaos ausbrach, sich irgendwer mit Essen bewarf, jemanden jagte, weil er oder sie der anderen Person irgendetwas weggenommen hatte. Fast jeden Tag hatte irgendeiner der drei Geschwister einen Blauen Fleck, weil zum Beispiel Hugo Thalea geschlagen hatte, weil sie auf ›seiner Hälfte des Sofas‹ gesessen hatte (ohne Witz, das ist schonmal passiert) oder weil einer Mal wieder die Glastür übersehen hatte, die in die Küche führte (meistens Thalea).
»Nee, der ist schon wieder raus, läuft zwar jetzt mit Gips und Krücken, aber ansonsten muss er normal weiter Leben. Mit Ausnahme, dass er für den Rest des Tages Zuhause bleiben darf und fernsehen. Bill hat Hausarrest, weil er Hugo angeblich dazu angestiftet hat den Schuh zu klauen. Warum auch immer er das tun sollte. Aber who cares, ich haben keinen Ärger bekommen, obwohl ich diejenige war, die Hugo dazu angestiftet hat.«, lachte sie. Ich hörte nur grinsend zu. Es musste echt toll sein in einer Familie zu leben, in der immer irgendetwas interessantes passierte.
Wir waren mittlerweile in der Turnhalle angekommen und Thalea gab ihre Entschuldigung ab, auf der stand, warum sie die ersten beiden Stunden gefehlt hatte.
»Schön, dass du jetzt da bist, Thalea aber das ist trotzdem kein Grund zu spät zu meinem Unterricht zu kommen. Bitte geht jetzt an eure Geräte, der Unterricht hat schon angefangen.«, sagte unser Sportlehrer Herr Lundt als er ihre Entschuldigung entgegen nahm.
Wir hatten zur Zeit das Thema Turnen, ich liebte Turnen, genau wie Thalea. Deshalb waren wir auch gemeinsam in einem Verein und gingen (Logischerweise) regelmäßig zum Training und hatten Wettkämpfe und so. Dementsprechend machte uns dieses Thema besonders viel Spaß.
Wir hatten beide so unsere Spezialgebiete beim Turnen, bei mir war es der Barren und bei Thalea Reck. Dort gingen wir dann auch hin und machten unsere Übungen.
Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, warum Thalea Sportunterricht so sehr verachtete, schließlich war sie ziemlich gut darin, sie war sportlich und alles, sie hatte in Sport eigentlich immer eine zwei auf dem Zeugnis, außer jetzt, da hatte sie eine Eins. Ehrlich, ich verstand ihr Problem nicht. Vielleicht war, weil sie sich vor der halben Klasse in einem Raum umziehen musste, vor der ganzen Klasse Sport machen musste und sich eventuell blamierte. Obwohl... Das tat sie beim Turnen auch. Vielleicht lagt es ja an einer ganz bestimmten Person in unserer Klasse, vor der Thalea sich nicht blamieren mochte... Ich würde der Sache auf den Grund gehen müssen.

A/N:
Ein kurzes Kapitel, ich weiß. Dafür, dass ich so lange gebraucht habe. Tut mir wirklich leid, aber ich habe zu Zeit echt total viel Stress in der Schule, weil unsere Lehrer irgendwie jetzt erst merken, dass bald Notenschluss ist und sie noch nicht alle Arbeiten geschrieben haben, machen sie das eben alle jetzt. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel trotzdem.

Dieses Kapitel ist gewidmet an LunaJasminScamander weil sie mir das schöne neue Cover gemacht hat💕. (Ich weiß leider nicht, wie man das hinbekommt, dass das da oben gewidmet wird, wer es weiß kann es ja gerne in die Kommentare schreiben.)

PS: übrigens, vielen, vielen Dank für die über 300 reads😱😍 ich freue mich total, dass in so kurzer Zeit so viele Leute meine Geschichte lesen, vielen Dank❤️
Ahhh ich schreibe schon wieder zu viel😂💕

Tschüss, man liest sich beim nächsten Mal 💕