Kapitel 22

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Jimin Pov:

Die Uhr stand bereits auf viertel vor Sieben, als ich prüfend zu ihr blickte. Das stetige Klicken war meine einzige Gesellschaft. 

Der Raum war abgedunkelt, die Vorhänge die von den Decken hingen und es sich an den beiden Fensterfronten bequem machten waren zugezogen worden und ließen den Einblick ins innere des Ess- und Wohnzimmers versperrt.

Auf dem dunkelbraunen Esstisch standen Schüsseln und Platten, auf denen das heutige Abendessen serviert wurde. Ich hatte mir extra etwas mehr Mühe gegeben als sonst. Seufzend spielte ich mit den schlanken Hals meines Weinglases, in dem mir die dunkelrote Flüssigkeit glitzernd entgegen schien.  

Mein Mitbewohner hatte sich bis jetzt noch nicht blicken lassen. Um genau zu sein, habe ich ihn seit dem kurzen Gespräch gestern Morgen, also bei seiner Ankunft, nicht mehr gesehen. 

Und schon war das Glas, dass bis zur Hälfte gefüllt war, in einem Zug geleert. 

Die Flasche auf dem Kübel mit Eis nehmend, zog ich wieder den Korken raus und goss mir nach, ehe ich das Glas wieder ansetzte und leicht dran nippte. Die Augen zu kleinen Spalten schließend, senkte ich mein Glas und betrachtete die Flüssigkeit argwöhnisch. Mir kam es so vor, als würde mir der Albino-Junge  mit den hübschen blauen Augen aus dem Weg gehen.

Als würde er penibelst genau darauf achten, ihm nicht über den Weg zu laufen. 

Ich schob das Glas weck. Der Gedanke das er sich absichtlich von mir fern hielt, versetzte mir seltsamerweise einen Stich im Brustkorb und verursachte einen bitteren Beigeschmack auf meiner Zunge, der sich auch mit Alkohol nicht wegspülen ließ.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass ihm der Geruch des leckeren Essens aus seinem Zimmer locken würden. Oder zu mir. Seit dem Morgen seiner Ankunft, müsste er eigentlich nichts mehr gegessen haben.

Allem Anschein nach, hatte ich mich da getäuschte. 

Wage erinnerte ich mich, wie ich an seine Zimmertür geklopft hatte. Es befand sich im dritten Stock und lag in dem selben Flur, wie das mit der abgeschlossenen Tür. Bis heute schien von diesem Raum eine kalte Aura auszugehen. 

Sachte habe ich gegen die veredelte Tür geklopft und habe auf eine Antwort von ihm gewartet, die ich nie erhielt. Kurzentschlossen und leicht niedergeschlagen habe ich mich also auf in die Küche gemacht, um die Speisen zu richten, die nun vor mir auf dem Tisch standen und so unangerührt da standen, wie der Stuhl für meinen Gegenüber.

Einen letzten Blick warf ich auf die Uhr, ehe ich mich erhob und mich in die Küche begab, das Glas wieder zwischen meinen Fingern. 

Am Spülbecken stehend schüttete ich das Getränk weck, bevor ich es in die Spüle stellt und mich gegen die Arbeitsplatte lehnte. Die Augen waren geschlossen, als ich der Ruhe lauschte und einsah, dass er nicht mehr kommen würde. Doch dann, ganz plötzlich, vernahm ich es. Ich hörte das kratzen eines Messer auf Porzellan.

Mit einem Satz war ich auf den Beinen und stolperte schon fast zurück ins Wohnzimmer, wo mich der Weißhaarige mit neugierigen wie belustigten Blicken in Empfang nahm. 

,,Ich war noch unter der Dusche''

,,Okey'', sagte ich einfach. Argwöhnisch betrachtete ich ihn. Den Stuhl ihm gegenüber ran ziehend, ließ ich mich wieder nieder und beobachtete ihn still beim Essen. ,,Willst du nicht auch was essen'', fragte er mich und ließ mich damit aus meiner Starre aufschrecken.  

,,Na klar'', meinte ich. Schnell lud ich mir etwas von der Pasta auf den Teller und schöpfte mir eine Kelle voll Soße drauf. Um ihm zu zeigen das ich auch wirklich aß, steckte ich mir einen großen Löffel voll in den Mund und gab dabei summende Brummer von mir, die mir ein zufriedenes nicken seinerseits einbrachte.

Red Spider Lilies ● Yoonmin FF (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt