Kapitel 25

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Yoongi Pov:

Ein Klatschen von Leder auf Haut erklang, ein markerschütternder Schrei drang aus der Kehle, die seit Stunden schon staubtrocken war. Und doch verließ er seine Lippen lauter, als mit heiser Stimme möglich war. Und dann war dar der Geruch von Feuer.

Schweinass fuhr er im Bett hoch, als ihm klar wurde, dass er bloß geträumt hatte. Noch immer schlug sein Herz ihm bis zum Hals, das grässliche Geräusch in den Ohren hallend, dass ihm schon in frühen Jahren die Tränen in die Augen getrieben hatte und zu den Göttern beten ließ, sie sollen ihm doch helfen. 

Schwer hob und senkte sich sein Brustkorb, in dessen Käfig aufgeregt sein Herz sprang, das vor Schmerz zu brennen schien, wie die feurigen Schriemen die sich über den porzellanweißen Mantel zogen. Ungleichmäßig rasselte sein Atem. Dumpf dröhnte sein Herzschlag in seinen Ohren und ließ seinen Körper verkrampft zurück. 

Fast schon mechanisch schoss sein Blick zur linken Bettseite, auf der der schwarzhaarige Jungspund lag und tief am schlafen war. Völlig entspannt lag dieser neben ihm und schien keine Ahnung zu haben, wie die Welt seines Gegenübers aus den Fugen geraten war. Mal wieder. Was er wohl träumen mag? Bestimmt über etwas schönes. Seine Freunde oder Familie vielleicht, schoss es ihm in den Sinn, als er Jimins seichtes Lächeln auf den Lippen sah, das dieser beim reisen in seinem Traumland immer trug.

Trüb senkte er seine Lider, seine Augen müssten belegt aussehen. Dennoch schenkte er dem Schlafenden ein mattes Lächeln. 

Laut ausatmend wand er sich aus der Decke, schwang seine Beine über die Bettkante und drehte sich dann zum Bett, wo er sich über die Kante beugte, sich über Jimin lehnte und ihn federlaicht auf die Stirn küsste, seine Hand an seiner Wange und immer darauf bedacht ihn nicht zu wecken.

Die Zimmertür leise hinter sich zuziehend, schlich er sich durch den breiten Flur des dritten Stocks, auf dem sich die Quelle alles Übelns  befand, die ihm auch in seinen schlimmsten Albträumen verfolgten.

Mit flinken Fingern griff er in die Topfpflanze, angelte beim Vorbeigehen den kleinen silbernen Schlüssel raus und stand wenig später vor der braunen Tür, die sich alt aber eisern vor ihn erhob. Die Kälte die sie allein geschlossen auf ihn ausstrahlte, war genug um sich zurück neben Jimin ins Bett zu wünschen.

Doch es drängte ihn. Mit einem quietschen schwang die Tür auf, gewährte ihn den Durchgang und verhöhnte ihn zeitgleich mit dem lauten Knarren der Dielen, als würden sie jeden Moment unter seinen Füßen nachgeben.

Er hatte sein Zimmer schon immer gehasst.

Zu viele schlechte Erinnerungen verband er mit den kleinen Raum, der sich abgenutzt und verwüstet vor ihm erstreckte. Die Bilder und Filme von längst verdrängeter Zeit schossen in seinen Kopf und ließen ihn für einen Moment schwindelig werden, so das der sich an der Wand abstützen musste, deren sich modrig riechend von en Wänden schälte. 

Noch immer befanden sich Stäbe vor dem Fenster, dessen Scheibe zersprungen waren und von leichten, zerfetzten Vorhängen bewohnt wurde, das leicht im Spiel des Windes tanzte.

Sein Vater hat es geliebt hier mit ihm zu spielen. Ihm zu zeigen wie wenig er von ihm hielt. Wie sehr er ihm verabscheute. Wie sehr er ihm die Schuld am Tot seiner Mutter gab. Gequält schloss er die Augen und versuchte die weinende Stimme aus seinem Kopf zu verbannen, die immer wieder weinerlich aufwimmerte, und so schmerzhaft  nach ihm klang, dass er die Tränen hinter seinen Augenliedern spüren konnte.

Die salzige Flüssigkeit brannte darauf aus ihrem Gefängnis auszubrechen und doch blieb er stark, schob die Welle die ihn zu übermannen versuchte einfach beiseite.

Das kleine pritschenähnliche Bettgestell das neben dem Fenster stand, war alles andere als einladend. Ein Regal befand sich an der Wand gegenüber und in der Mitte von Raum, prangte ein Stuhl, neben dem ein Tisch aufgestellt war. Erst jetzt viel ihm auf, das er neben dem Eisenkörper lehnte, vor dem er sich immer gefürchtet hatte.

Die eiserne Jungfrau war eine grausames Folterwerkzeug, dass schon in früheren Zeiten Genuss zu seinen Nutzern und Qualen für seine Opfer gebracht hatte. Sein Vater hatte sie nie an ihm verwendet, was nicht hieß, dass er es nicht versucht hätte.

Es bereitete ihm immer mehr Freude ihn an den Stuhl zu schnallen, ihn dort mit den Bändern an der Kopfleiste den Mund zu knebeln und dort den Schmerzen der Stacheln auszuliefern, die entweder aus der Rückenleiste, seiner Sitzfläche, oder an seinen Beinen durch die Löcher des Stuhles nach vorne schnellten und sich langsam aber stetig in seine Haut gruben, wo sie tiefe aber nicht verhehrende wunden hinterließen. 

Natürlich konnte man noch bis heute die Flecken sehen, die sich an verschiedenen Orten des Zimmers ausgebreitet haben und eine grausame Geschichte erzählten. 

An seinem Bett waren Schnallen befestigt, um ihn stillzuhalten, wenn ihm mal wieder der Sinn danach stand, für seine Existenz auszupeitschen. Noch heute trug er die Streifen auf seiner Haut, die sich in silbernen Linien über seine alabasternen Haut zogen. 

Doch nichts von allem tat mehr weh, wie die tagelangen Hungerperioden die sein ohnehin schon angeschlagener Körper verkraften musste. Auf den Knien, an die Wand gekettet, die Wunden auf seinem Körper immer noch offen und blutend. Schon lange hatte er sich an dem metallischen Gestank gewöhnt, der ihm die Galle die Speiseröhre hochjagte.  

Mit einem Mal wurde es zu viel. Ein kräftiger Ruck ging durch seinen Körper. Er stieß sich von der Wand ab und schritt durch den Raum, schmiss die Gläser und Stifte von Tisch runter, hörte das Glas auf dem Boden zerschellen und sah, wie sich die Messerspitzen in das Holz bohrten. Doch es war nicht genug. Unachtsam riss er die Bücher aus dem Regal, stieß Möbel um und trat alles kurz und klein was er in die Finger bekam.

Schreiend sackte er in sich zusammen, als ihm alles zu viel wurde. Nur langsam beruhigte sich sein Körper, konnte es fast gar nicht so sehr wie er unter Strom stand. 

Erst als sich ein paar Arme zögernd in eine warme Umarmung zogen, erlaubte er sich fallen zu lassen. Es war nicht wie damals. Er war nicht mehr hier gefangen. Sein Vater war nicht mehr da. Tief atmete er den berauschenden Duft von ein, der sich in Sandelholz und Kirschen geändert hatte und doch so beruhigend war, wie am aller ersten Tag. 

Unter all den verschiedenen Düften, konnte er seinen ganz eigenen Geruch ausmachen, der ihn sofort entspannen ließ. Erschöpft sank er auf Jimins Schulter, schloss die Augen und ließ sich von Jimins stetigen Herzschlag in den Schlaf wiegen, den sein Körper nach dieser Verausgabung herzlich begrüßte. 

Er fühlte sich als wäre er endlich Zuhause angekommen.

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Sieht dieses Kapitel als meinen Beitrag für das siebenjährige Jubiläum von BTS❤💙💜

Red Spider Lilies ● Yoonmin FF (Completed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt