Kapitel 6

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An diesem Morgen wache ich durch den Wecker auf, den ich mir gestern Abend gestellt habe, um Taylor zu vermeiden.
Abgesehen davon habe ich Immernoch den riesigen Knutschfleck am Hals, was mir sichtlich unangenehm ist.
Ich steige schnell aus dem Bett, nebenbei bemerkt sogar ohne meine Hausschuhe, und husche sofort in den Kleiderschrank.
Dort suche ich mir einen dunklen Rollkragenpullover raus, der den Knutschfleck gerade eben so verdeckt und werde eine lockere Jeansjacke darüber.
Schnell gehe ich ins Bad, um den Fleck noch mit Concealer zu lindern. Vergebens.
Ich schminke mein Gesicht wie jeden Tag und ziehe den Kragen zur Sicherheit noch etwas höher.
Meine Haare binde ich zu einer lockeren Frisur nach hinten.
Ich stolpere noch immer etwas verwirrt von gestern Abend die Treppen hinunter und falle direkt in die Arme von Taylor Mills.
Ich starre eine Weile in seine wunderschönen Augen, in sein wunderschönes Gesicht, auf seine wunderschönen Lippen.
Er ist wirklich heiß.
Auf einmal knalle ich auf den harten Bode auf.
„Entschuldigung? Was sollte das?"
„Ich habe dich ein paar mal gebeten, runter zu gehen aber du hast nicht reagiert. Und ich muss wirklich los zur Schule.", sagt er grinsend, weil er weiß, wieso ich ihn nicht gehört habe.
„Übrigens: Dein Kragen rutscht.", flüstert er schließlich hinterher in mein Ohr.
Dabei fährt er mit einem Finger nochmal sanft über die Stelle an meinem Hals.
Schamerfüllt bemerke ich, dass mein Kragen beim Sturz tatsächlich etwas gerutscht ist und der Knutschfleck wieder in voller Pracht zu sehen ist. Ich ziehe ihn schnell wieder hoch und schubse Taylor weg.
„Pff.", ist das einzige was mir als Antwort einfällt.
Ich nehme mir mein Frühstück mit in die Limo, da wir wirklich etwas spät dran sind.
Auf dem Schulweg sagen wir nichts.
Kein einziges Wort.
Als die Limo vor der Schule hält, schaue ich noch einmal in einen Spiegel, um sicherzugehen, dass der Kragen hoch genug ist.
„Keine Sorge, du siehst gut aus.", sagt Taylor dann und lächelt mich schief an, bevor er aussteigt.
Wie war das denn jetzt gemeint?
In seiner Stimme konnte ich keine Spur Sarkasmus oder Hass oder auch Lust hören. Er schien es echt so zu meinen.
Ich Klappe den Spiegel ein und steige schließlich auch aus.
Der Weg zum Gebäude war etwas länger als sonst, da wir zur Sporthalle mussten für den Sportunterricht.
Ich wiege ab, was schlimmer ist.
Den Weg zur Sporthalle allein zu laufen oder mit Taylor...
Ich entscheide mich dann doch für die zweite Variante und hole Taylor durch leichtes Joggen ein.
Er schaut mich erwartungsvoll an.
„Was? Ist es so schwer zu glauben, dass ich einfach nur neben dir gehen will ohne Hintergedanken?"
„Ja.", sagt er stumpf.
Nach wenigen Momenten der Stille fangen wir beide an zu lachen.
Das erste mal seit 3 Tagen, dass ich ihn aufrichtig lachen sehe.
Er sieht wirklich gut aus beim Lachen. Fast noch heißer als sonst schon.
Er hat ein ziemlich raues Lachen. Heiß eben.
„Du starrst schon wieder. Heute morgen noch nicht genug bekommen?"
Und da ist er wieder. Der Arsch.
„Glaub mir, du bist nicht so gutaussehend, wie du denkst."
„Warum hast du denn dann einen Knutschfleck von mir? Weißt du, du hättest dich jeder befreien können. Fest hab ich dich nicht festgehalten. Am Ende sogar garnicht mehr."
„Bilde Dir nichts darauf ein. Ich hab mir vorgestellt du seist jemand anderes."
Geeeenau. Lügen kann ich wirklich nicht.
„Gibs zu, Dir hat es gefallen.", zwinkert er.
„Du fandest es geil.", sagt er noch etwas leiser und noch etwas näher an meinem Ohr.
Als ich nichts erwidere redet er einfach weiter.
„Du weißt genau, was du machen musst, um mehr zu bekommen."
Ich atme schwer aus und reiße mich zusammen.
„Will ich aber nicht.", sage ich so überzeugend wie möglich, wobei meine Stimme aber zittert und ich etwas stottere.
Warum werde ich immer so unsicher?
„Genau.", sagt Taylor nur und wendet sich lachend ab, als wir kurz darauf bei der Halle ankommen.
Er betritt die Jungsumkleide und ich die der Mädchen.
Lara umarmt mich sofort zur Begrüßung.
„Hast du irgendwie Winter? Es ist Mai, verdammt und du trägst einen Rollkragenpullover??", fragt sie entgeistert und auch die anderen Mädchen Mustern mich verwirrt.
„Nein.. mir ist einfach.. einfach etwas kalt. Erkältung.", sage ich schnell.
Alle nicken erkennend und widmen sich wieder ihren eigenen Sachen.
Ich will mich gerade auch umziehen als ich es realisiere.
Shit.
Natürlich habe ich kein Sport Shirt mit Kragen.
Wer hat das schon??
Wohl oder Übel lasse ich meinen Pulli zum Sport an. Ich ziehe mir dafür extra eine kurze Sporthose an.
In der Sporthalle mustert mich meine Lehrerin fragend.
Ich imitiere ein Husten und sage schnell ‚heiser': „Erkältung."
Sie nicht verständnisvoll und Taylor grinst nur so in sich hinein. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, woraufhin er nur beschwichtigend seine Arme hebt.
Ich fahre mich meinem Finger an meinem Hals entlang, um ihm zu symbolisieren, dass ich ihn dafür noch killen werde.

Ich weiß auch schon genau, wie.

Wir wärmen uns in Sport mit dehnen auf und ich beuge mich bei jeder Übung extra weit nach vorne.
Mir war egal, dass auch alle anderen Jungs so einen guten Ausblick auf meinen Hintern hatten. Es ging hier schließlich nur um Taylor.

Es geht die ganze Sportstunde so weiter.
Bei jeder Möglichkeit dränge ich mich an ihn oder Strecke mich ihm entgegen.

Was er kann, kann ich auch.

Nach wenigen Minuten regt sich schon etwas in seiner Hose, was ich als vollen Erfolg ansehe.
Er bemerkt es, schaut verlegen in die Runde und läuft dann aus der Halle mit den Worten „Klo.".
Wow.
Nichtmal Sätze bilden kann dieser Mann.
Das ist ein Punkt für mich.
Und das Spiel geht weiter.

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