Kapitel 11

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Am nächsten Morgen werde ich wieder durch den allseits gehassten Wecker auf.
Irgendwie habe ich mich schon daran gewöhnt, dass ich nicht von jemand anderem geweckt werde, meine Hausschuhe nicht vor meinem Bett stehen und meine Vorhänge noch zu sind.
Ich steige lächelnd aus dem Bett, um diese zu öffnen.
Dann entscheide ich mich für ein schlichtes Outfit: Ein grüner legerer Pulli und eine lockere Jeans.
Seit Taylor hier wohnt, habe ich irgendwie nicht mehr das Bedürfnis, mich besonders herauszuputzen.
Ich habe mich daran gewöhnt, dass er rund um die Uhr hier ist und 24/7 gestylt zu sein ist mir definitiv zu anstrengend.

Ich gehe also nach der täglichen Portion Make Up in die Küche, wo Taylor gerade dabei ist, Spiegel Eier zu braten.
„Riecht gut.", lächle ich und gebe meinem Hund Futter.
„Gute Laune?"
Warum merkt er das so schnell?
Bin ich sonst wirklich so mies drauf?
„Ja, schon irgendwie.", verkünde ich.
„Schlimm?"
„Nein, im Gegenteil. Nur ungewohnt.", scherzt er und ich boxe ihn in die Seite.
So mag ich es.
Dieser lockere Umgang.
Als wären wir beste Freunde.
Oder so ähnlich..
„Wie viele Stunden hast du heute?", frage ich interessiert.
Er schaut mich an, als wäre es so undenkbar, dass ich mich jemals für ihn interessieren könnte.
„7.", sagt er nur.
Fast schon eingeschüchtert wirkt er.
Traumatisiert.
Bin ich wirklich so abweisend gewesen die ganze Zeit?
„Mh, ich hab 6. Dann warte ich einfach ne Stunde im Auto."
Jetzt ist er sprachlos.
Ich meine, jetzt mal ernsthaft: Was hat der denn von mir gehalten?
Er nickt nur, serviert mir mit prüfenden Blick mein Spiegelei und isst dann selber eins.
„Was hast du vor?"
„Hm?"
„Du musst irgendetwas vor haben. Du bist nett."
„Wenn das ein Witz sein soll, ist er sehr schlecht."
„Ich meine das ganz ernst."
„Naja, wir haben uns gestern gut verstanden und ich dachte, das könnte jetzt so weiter gehen.", sage ich etwas schüchtern, wobei es mehr wie eine Frage klingt.
„ ‚Gut verstanden'. Mhm."
„Jetzt wirf mir bitte nicht mehr vor, ich würde auf dich stehen.", sage ich ausweichend und räume meinen Teller ab.
Als ich meine Hand wegziehen will, hält er sie fest und schaut mich an.
Seine Hand ist total weich und warm.
Sind Hände von Handwerkern nicht normalerweise nicht rau?
Als ich wieder zu Taylor hoch schaue, grinst er mich blöd an und deutet auf meine Gänsehaut am Arm.
„Du hast total recht. Du stehst nicht auf mich.", sagt er mit dem sarkastischsten Unterton, den ich je gehört habe.
Er schnappt sich seine Tasche und geht heute mal als erster zur Tür.
Ich nehme mir ebenfalls meinen Rucksack und laufe zu ihm und drehe ihn zu mir um.
Ich komme ihm schnell sehr nah und nehme sein Gesicht in die Hand. Ich Wechsel den Blick zwischen seinen Augen und Lippen.
Es geht alles so schnell.
Ich Streife mit meinen Lippen kurz seine und lasse dann wieder ab und deute auf seine Gänsehaut.
„Hm, du stehst wohl auch nicht auf mich.", sage ich noch ein bisschen sarkastischer und gehe dann an ihm vorbei in die Limo.
Ich höre ihn noch rufen.
„Ich hab nur deine Hand gehalten und du hast mich quasi geküsst!"
Ich ignoriere das grinsend, weil ich weiß, dass er Recht hat.
Ich warte einfach, bis er außer Atem in der Limo ankommt und wir losfahren.
„Du weißt, dass ich Recht habe.", flüstert er mehr oder weniger an sich selbst.
Ich ignoriere das weiterhin gekonnt.

Bei der Schule angekommen steigen wir aus und ich umarme Lara innig, weil ich sie doch etwas länger nicht gesehen habe.
Wir reden über unsere Aktivitäten in den letzten paar Tagen, aber ich erzähle ihr erst einmal nichts von Taylor, weil die Schule meiner Meinung nach der falsche Ort dazu ist.
Mit einem Blick auf die Uhr merke ich, dass Lara und Ich etwas zu spät sind.
Wir gehen in den Computerraum, weil wir heute einen Film gucken. Natürlich sind nur noch zwei separate Plätze frei.
Lara setzt sich neben Maja und ich lasse mich - was auch sonst - neben Taylor nieder.
Er grinst mich von der Seite an, ich tue aber so, als würde ich nichts merken.
Der Lehrer begrüßt uns und startet dann den Film auf einer Leinwand.
Wir sitzen in der letzten Reihe, weshalb ich nur die Hälfte des Filmes mitbekomme.
Nach 20 Minuten Laufzeit spüre ich eine Hand auf meinem Oberschenkel.
Taylors Hand.
Komischerweise macht mir das nichts aus.
Ich überlege, so zu tun, als würde ich es nicht merken, aber das wäre noch unglaubwürdiger als alles andere.
Er lässt seine Hand dort einfach liegen, macht nichts besonderes.
Nach kurzer Zeit schiebt er sie langsam auf und ab, was mich direkt schneller atmen lässt.
Er lässt sie dann ziemlich weit oben liegen, sodass er mit den Fingerspitzen gerade so die Mitte berührt.
Er fängt an, seine Finger langsam zu bewegen und ich beiße mir auf die Lippe.
Er sieht es und grinst.
Ich erwarte einen blöden Kommentar, aber er lässt es.
Er öffnet geschickt langsam mit zwei Fingern meinen Reißverschluss und streichelt mit diesen zwei Fingern den dünnen Stoff meiner Unterwäsche auf und ab.
Währenddessen lehnt er sich an mein Ohr und atmet einfach heiße Luft daran.
Shit.
Dieser Typ macht mich verrückt.
Auf einmal geht das Licht im Raum wieder an und er zieht schnell seine Hand weg und rutscht etwas weiter weg.
Ich schließe langsam und vorsichtig wieder meine Hose und traue mich erst nicht, ihn anzuschauen.
Am Ende der Stunde wage ich es dann doch und ich sehe sein allbekanntes Grinsen.
Dieses Mal sieht es stolz aus, fast schon siegreich.
Ich schmunzle etwas und begebe mich dann schnell weg von Taylor und ab zu Lara.

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