Kapitel 12

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Komischerweise habe ich nicht das Bedürfnis, Lara davon zu erzählen.
Viel mehr schäme ich mich schon fast dafür.
Ich weiß, dass man sich für seine Gefühle nie schämen sollte, aber trotzdem fühle ich mich schlecht.
Als hätte ich etwas verbotenes getan.
Naja höchst wahrscheinlich ist so etwas, was auch immer genau das war, in Schulen auch verboten.
Aber darum geht es ja nicht..
Ich gehe also mit Lara zum nächsten Raum und bemerke bei Anfang der Stunde, dass Taylor noch nicht da ist.
Vielleicht ist er ja wieder traurig wegen der Fehlgeburt, aber vorhin war er ja noch so gut drauf..

Die Stunde vergeht sehr langsam.
Ich denke ständig an ihn.

In der Pause will ich mich auf die Suche nach ihm machen, aber wo?
Ich meine mal ernsthaft, wo soll man da anfangen zu suchen.
Lara geht in die Mensa, um sich einen Kakao zu holen und ich nutze die Gelegenheit, um einfach ein bisschen durch die Gänge zu schlendern.
Was auch immer das bringen soll.

Auf einmal werde ich in einen Klassenraum gezerrt, hochgehoben und auf einen Tisch gesetzt.
Mir ist sofort klar, wer das ist.
„Taylor, was soll das?", sage ich genervt, obwohl ich eher erleichtert als genervt bin.
Das muss er ja aber nicht wissen.
„Überraschung.", grinst er nur und legt seine Hände an meine Hüften.
„Was hast du vor?", erwidere ich kichernd, glücklicher als geplant.
„Du hast mich verrückt gemacht im Computerraum. Du bist so heiß.", flüstert er kaum hörbar in mein Ohr.
„Ich weiß, dass du mich auch willst."
Mein kichern ändert sich schlagartig zu einem leisen Keuchen.
Ich spüre sein Grinsen.
Fuck.
Er hat es gehört.
„Das nehme ich mal als Bestätigung.", sagt er nur.
Er geht wieder etwas auf Abstand und mustert kurz mein Gesicht.
Bevor ich etwas widersprechen kann, drückt er seine Lippen fest auf meine.
Total überfordert, brauche ich einen Moment, um das zu realisieren.
Taylor küsst mich.
Er küsst mich.
Er lässt etwas nach, unsicher, ob dieser Kuss in meinem Willen geschieht.
Ich lege meine Hände an seine Wangen und ziehe ihn wieder zu mir.
Ich kann ihn Lächeln spüren und er steigt voll in den Kuss ein.
Er fährt mit einer Hand meinen Rücken auf und ab und legt die andere auf meinen Oberschenkel.
Ich spreize meine Beine noch automatisch etwas weiter und er stellt sich direkt an mich, sodass mein Körper quasi an seinem klebt.
Der Kuss wird immer intensiver und seine Hand am Rücken wandert zu meinem Hintern.
Auch wenn es noch nicht wirklich ein Zungenkuss ist, ist er doch intensiver als jeder Kuss, den ich zuvor hatte.
Als hätten wir nur auf diesen Moment gewartet.
Was ja irgendwie der Fall ist.

Die Schulklingel verdeutlicht das Ende der Pause und erst dann lösen wir uns wieder von einander.
Ich beiße mir grinsend auf die Unterlippe, als er sich wieder zu einem Kuss vorlehnt.
Ich drücke ihn mit einem Finger auf seiner Lippe wieder zurück.
„Unterricht.", ist das einzige, was ich hervorbringe.
„Egal.", bekomme ich als brummende Antwort.
Er will sich erneut vorlehnen, aber ich weiche aus und löse mich aus seinen Griff.
„Später."
Ich gehe langsam rückwärts aus dem Raum und grinse dabei wie ein verliebtes Kind.
Kurz bevor die Tür sich schließt, stelle ich mich nochmal in den Türrahmen.
„Das war unser erster Kuss.", stelle ich anerkennend nickend fest.
Er erwidert den Blick grinsend.
Weiterhin nickend verlasse ich den Raum.
Jetzt ist es um mich geschehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass man einen Menschen so sehr wollen kann.
Dass dieser Mensch Taylor sein würde.
Meine Haushaltshilfe.

Total verträumt begebe ich mich zu meinem nächsten Raum, wo Lara mich schon erwartet.
„Wo warst du?", fragt sie mich mehr besorgt als aufgebracht.
„Weg."
„Wow."
„Was?"
„Darsy, ich bin deine beste Freundin. Wo warst du?", fragt sie erneut betont langsam.
Ich verdrehe die Augen.
„Bei Taylor.", sage ich kaum hörbar mit einer Geste, als wäre es eine staatlich gesicherte Information.
„Und was hast du ‚bei Taylor' gemacht?"
Ich Presse meine Lippen leicht beschämt aufeinander und muss dann aber breit grinsen.
Lara schaut mich verwirrt an.
Sie versteht.
Dann reißt sie ihre Augen auf und wir fangen beide an, wie kleine Mädchen zu quietschen.
Warum auch immer.
Genau in dem Moment stellt sich Taylor hinter mir und legt mir eine Hand an den Rücken.
Mein Lachen wird schlagartig zu einem dümmlichen Lächeln.
„Naa.", sagt er nur und setzt sich auf seinen Platz hinter mir.
Ich grinse ihn nur ungewollt blöd an und drehe mich dann fast schon kichernd wieder zu Lara.
Sie schaut mich geschockt an.
„Es ist schlimmer als ich gedacht habe."

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