Im Visier

Kapitel 8

Es herrschte eigenartige, aber unangenehme Stille. Die 16-Jährige wollte mit niemandem reden, Dr. Banner war zu schüchtern und Chris war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Nur Barton versuchte immer wieder, Informationen aus dem Mädchen zu bekommen. Irgendwann wurde es ihr zu bunt und sie schrie: „Halten Sie doch einfach die Klappe! Es interessiert doch eh niemanden!"
„Naja, anscheinend schon. Sonst würden sie nicht fragen", kommentierte Chris ihr Gebrüll. Doch Alan reagierte nicht darauf, sondern wollte den Raum verlassen. Der Agent hielt sie zurück, aber Alan gefiel das gar nicht und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Schlag kam so überraschend, dass der Mann ihm nicht ausweichen konnte. Überrumpelt ließ er ihren Arm los und taumelte zurück. Für Al war das Thema noch nicht beendet. Im Gegenteil, sie ging wütend auf ihn zu und schien noch einmal zuschlagen zu wollen. Um einen Kampf zu verhindern, ging der Doktor dazwischen.
„Ich glaube, es ist keine gute Idee, jetzt zu streiten. Am Besten atmen wir jetzt tief ein und aus", versuchte er das Mädchen zu beruhigen. Da dieses aber nicht darauf einging, mischte sich plötzlich Chris ein.
„Die Alan, die ich kenne, würde jetzt genau das tun und die Sache auf sich beruhen lassen", meinte er. Die Wirkung, auf die alle gehofft hatten, schlug jedoch nicht an. Alan drehte ruckartig ihren Kopf in seine Richtung. Ihre Augen blitzten wütend auf.
„Der Chris, den ich kenne, hätte mich niemals angelogen oder mir Dinge verheimlicht. Aber anscheinend hat es diesen Chris nie gegeben", konterte sie zornig. Es war unübersehbar, dass sie ihn für seine Taten verabscheute. In der Aufregung hatten alle vergessen, dass sie eigentlich unter Beschuss standen. Bis der Flugzeugträger plötzlich schlingerte und alle, die bisher gestanden waren, zu Boden fielen. Agent Barton war aber schnell wieder auf den Beinen, seinen Bogen fest mit einer Hand umklammert. Prüfend blickte er aus dem kleinen Fenster. Doch keine fünf Sekunden später, wurde er wieder zurückgeschleudert, als eine Explosion die Wand einriss. Er klatschte hart gegen die Tür - die erstaunlicherweise nicht nachgab - und fiel benommen zu Boden. Banner und Alan kamen unversehrt davon, wurden aber auch gegen die Wand katapultiert. Alan sah ihre Chance und wollte fliehen. Dabei sah sie aber nicht den Agent, der genau ihr Herz im Visier hatte. Chris aber schon. Er hechtete aus dem Bett und zog sie zurück. Ein Schuss fiel. Alle, die sich in dem demolierten Zimmer befanden, erstarrten. Außer Chris, der die ganze Wucht des Schusses abbekam und zu Boden stürzte. Blut quoll aus der frischen Wunde direkt beim Herzen. Der Schütze hatte sich kurzfristig umentschieden, als er den Jungen erkannte, der auf der Todesliste HYDRA's stand. Dafür würde er sicher belohnt werden. Er grummelte schnell etwas in sein Funkgerät, dann zog er sich zurück. Doch all das bekamen die drei Augenzeugen des Mordes nicht mit. Barton hatte sich schon mitten ins Gefecht gestürzt, während sich Alan entsetzt neben Chris hockte. Er war sofort gestorben. Ohne große Schmerzen oder sonstiges. Der Teenager war noch völlig benommen, als plötzlich ein lautes Brüllen und Zerreißen von Kleidung zu hören war. Das Mädchen schaute durch aufkommende Tränen auf und erschrak nochmals. Der sonst so friedfertige Doktor war nun ein grünes, riesiges Wesen, das seine Angreifer kurz und klein schlug. Erst als eine Kugel ihre Stirn streifte und dann neben ihr in der Wand einschlug, kam Alan zurück in die Realität. Verzweifelt suchte sie nach einer Verteidigungsmöglichkeit, bis sie Chris' Rucksack entdeckte. Sie wartete einen ruhigeren Moment ab und sprintete auf die andere Zimmerseite. Kurz durchwühlte sie den Rucksack und hatte schnell etwas gefunden. Entschlossen warf sie eine Blendgranate vor die Nase ihrer Gegner. Barton war zwar außer Reichweite, bekam die kleine Explosion aber sehr wohl mit. Ein Schuss mit seinem Bogen und die Feinde waren in einem elektrisierenden Netz seines Pfeils gefangen. Tapfer schlugen sich die zwei durch. Der Fakt, dass eine Turbine ausgefallen und der Hulk abgehauen war, machte die Sache nicht gerade leichter. Als der Agent und der Teenager Rücken an Rücken und umzingelt von HYDRA-Agenten dastanden, reichten ein paar starke Stromschläge und Alan wurde bewusstlos gefangen genommen.