Kapitel 9

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Barton's Kopf schreckte von einem weiteren Schrei hoch. Er saß in einer Ecke eines dunklen Raumes, mit Ketten an den Händen gehindert von dem Flüchten. Auf einmal wurde die quietschende Tür seines Gefängnisses geöffnet und ein schwarzhaariges Mädchen wurde unsanft in die Zelle geschupft. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin. Der Mann, der sie hergebracht hatte, ließ ihr keine Zeit aufzustehen, sondern schleifte sie grob in die andere Ecke und legte auch ihr Ketten an. Dann ließ er die beiden allein.
„So schnell schon fertig heute?", fragte Barton Morris etwas spöttisch. Alan antwortete nicht sofort, sondern rang erst mal schnaufend nach Luft. Dann erwiderte sie geknickt: „Ich kann einfach nicht mehr."
„Du hast also alle ihre Fragen beantwortet?"
„Wenn ich sie beantworten konnte, dann schon."
„Ich will dir zwar nicht die Hoffnung nehmen, aber du weißt schon, dass die wahrscheinlich trotzdem nicht aufhören werden?"
„Naja", begann Alan zögerlich, „sie werden zumindest mit dem Foltern aufhören." Barton sah sie nichts Gutes ahnend an und fragte dann: „Wie darf ich das verstehen?" Als Alan nicht antworten wollte, forderte er nochmal eine Antwort: „Wie meinst du das?" Die 16-Jährige atmete einmal tief ein und aus, dann gab sie schließlich nach: „Mit den Experimenten werden sie weitermachen." Ungläubig lehnte er sich nach vorn.
„Sie experimentieren mit dir?", fragte er nach. Sie nickte als Antwort nur.
„Fury und die anderen müssen das unbedingt erfahren", murmelte er leise.
„Ich helf' dir sogar dabei, wenn du einen Weg hier raus findest", erwiderte Al brummig.
„Wenn du 'ne Haarklammer oder sowas hast, kann ich dir damit dienen"
„Wenn ich 'ne Haarklammer oder sowas hätte, wären wir schon längst hier raus. Ich bin nicht von hinterm Mond", gaffte Al. Man konnte hören, dass er schmunzelte als er erwiderte: „Du hättest mich mitgenommen?" Sie seufzte kurz, bevor sie sagte: „Ich würde dir zwar nicht mein Leben oder so anvertrauen, aber ich weiß, dass du es gut meinst. Aber ich bin halt Einzelgängerin und lass' mir nicht gern was vorschreiben oder helfen. Ich nehme einfach nicht gern Hilfe an, weil ich mir dann hilflos vorkomme. Und außerdem hasse ich es, auf andere angewiesen zu sein." Nachdem sie mit ihrer Erklärung fertig war, trat erst mal Stille ein. Das einzige, was zu hören war, war die rasselnde Atmung der beiden Gefangenen. Nach einer Weile brach der Agent die Stille: „Du hast echt kein leichtes Leben, nicht wahr?" Alan seufzte tief.
„Mein Vater war russischer Agent beim KGB. Meine Mutter war auch beim KGB, aber Rumänin. Ich hatte einen älteren Bruder, aber als er sagte, er wolle nicht zum KGB und würde sie notfalls auch melden...", sie verstummte kurz, bevor sie fortfuhr, „ich glaub', du weißt, wie die Sache ausging." Barton nickte zustimmend.
„Jedenfalls hatte ich seit dem Zeitpunkt das Vertrauen in meine Eltern verloren. Sie waren unglaublich streng. Tagsüber waren sie fast nie da, aber sie hatten mir verboten, das Haus zu verlassen. Ich durfte nicht einmal die Vorhänge zurückziehen und aus dem Fenster schauen. Um gegen die Regeln zu verstoßen, hatte ich zu große Angst vor den Strafen. Am Abend bekam ich jedes Mal Training in Sachen Nahkampf und Waffenkunde. Irgendwann habe ich eine Routine bei meinen Eltern entdeckt und verließ bei jeder Möglichkeit das Haus. Da es zu gefährlich war, mich mit Menschen zu treffen, hielt ich mich meistens nur auf Dächern oder in dunklen Gassen auf. Ich hab' schnell dazugelernt, deshalb gibt es keine Kamera, die mich je gefilmt hat. Naja, außer die, über die ihr mich gefunden habt. Fury hat's mir erzählt."
„Und was hast du so gravierendes gemacht, dass deine Eltern dich verfolgen, wenn ich fragen darf?"
„Ich bin abgehauen. Ich hab' sie nachts darüber reden hören, ob sie mich dem KGB übergeben sollen. Direkt danach bin ich über's Fenster weg. Jetzt wollen sie's mir heimzahlen, weil ich ihren Standort verraten ha-...", antwortete Alan, als plötzlich ihre Stimme abbrach und sie wie verrückt zu zucken begann.
„Wa- was ist denn jetzt los?", fragte Clint verwirrt und unsicher, was er tun sollte. Das Mädchen wollte etwas sagen, doch sie brachte kein Wort heraus. Plötzlich ging eine starke Druckwelle durch den Raum und der Agent wurde hart gegen die Wand gedrückt. Als er seine instinktiv geschlossenen Augen wieder öffnete, staunte er nicht schlecht. Kleine Blitze wanderten immer wieder kurz über Al's Arme und Beine, bevor sie gleich wieder verschwanden. Alan selbst lehnte schweratmend  an der Wand. Sie schien nicht von der Druckwelle betroffen gewesen zu sein. Viel eher schien die Druckwelle von ihr ausgegangen zu sein, denn ihr fehlte jegliche Energie.
„Was zur Hölle war das denn?", fragte Barton. Doch Alan schüttelte nur den Kopf und antwortete genauso verwirrt: „Ich habe keine Ahnung."

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