fünf

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louis' pov

Nach Harrys Erzählung brauchten wir unsere Zeit, um wieder miteinander agieren zu können. Jeder musste zuerst für sich selbst das eben gehörte - beziehungsweise gesagte - verarbeiten und so lagen wir uns nur in den Armen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Zwischenzeitlich trafen mich Harrys Erlebnisse wie Schläge in die Magengrube und ich verkrampfte mich in seinen Armen. Jedes Mal, wenn das geschah, strich der Jüngere mir durch die Haare oder über den Rücken und flüsterete immer wieder, dass es okay sei und es ihm gut ginge.

Im Gegenteil zu meinen Vermutungen setzte es mich nicht unter Druck, dass Harry mir seine Geschichte erzählt hatte. Es beflügelte mich viel mehr, als dass es mich bedrückte. Ich war mir nun sicher, dass ich ihm auch meine Geheimnisse anvertrauen und ihm von meinen Problemen erzählen wollte.

"Okay, dann bin ich jetzt wohl dran...", begann ich und versuchte so, Harry aus seinen Gedanken zu holen. Er schien schon seit mehreren Minuten nicht mehr richtig anwesend zu sein. Der jüngere schreckte hoch und blickte mir jetzt direkt in die Augen. "Bist du dir auch ganz sicher?", fragte er, worauf ich nur nickte und nach seinen Händen griff.

"Bevor ich anfange zu erzählen, solltest du wissen, dass meine Probleme nicht mal halb so schlimm sind wie die, die du hast", begann ich, wurde jedoch von Harry unterbrochen. "Egal was du mir jetzt erzählst; egal wie sehr du es für unwichtig hältst, ich höre dir zu und ich verspreche dir, dass ich versuchen werde dir zu helfen."

Ermutigt von seinen Worten startete ich erneut und spürte den sanften Druck von Harrys Finger, die mit meinen verwebt waren und diese sanft drückten oder mit ihnen spielten, während ich mich ein letztes Mal sammelte.

"Ich habe meinen Eltern und meinen Schwestern vor ein paar Tagen erzählt, dass ich schwul bin. Meine Geschwister haben sehr gut darauf reagiert, verstehen es noch nicht oder konnten es sich schon zuvor denken. Allerdings war mein Stiefvater nicht sehr froh darüber und hat gedroht mich rauszuschmeißen, sollte ich mich nicht ändern. Meiner Mutter sind die Hände gebunden, sie kann sich nicht gegen ihn stellen ohne, dass sie sich selbst oder eine der kleinen in Gefahr bringt.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Seit Tagen gehe ich nur noch zum Schlafen nach Hause und schleiche mich morgens raus, wenn er noch schläft. Zum Glück arbeitet er lange und fällt danach meist sofort schlafend ins Bett", erzählte ich ihm und betrachtete sein Gesicht.

"Und du sagst, dass es nicht so schlimm wäre, wie bei mir", sagte er und legte seine Arme noch fester um mich. Ich lag halb auf ihm, meinen Kopf auf seiner Brust abgelegt und einen Arm über seinen Bauch. Eines meiner Beine lag zwischen seinen und ich drückte mich an seine Seite.

"Louis, alles ist gut. Ich bin da und ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, was ich kann", er legte eine Hand an meine Wange. Vorsichtig streichelte er über diese und ich merkte erst, dass ich weinte, als er mich höher zog und mich an sich drückte. "Es wird alles gut, das verspreche ich dir."

Schluchzend vergrub ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge und presste mich noch näher an ihn. Ich wusste nicht, wieso ich weinte. Wahrscheinlich war es zu viel, dass sich die Ereignisse der letzten Tage erneut in meinem Gedächtnis abgespielt hatten. Auch der Schlafmangel der letzten Tage machte sich nun bemerkbar und ehe ich mich versah, war ich an Harry gedrückt eingeschlafen.

Hoffentlich wachte ich schnell wieder auf. Ich wollte nicht, dass diese Nacht schon jetzt endete.

[595 Wörter]

Night out in the park - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt