6. Streit

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Pov.Manuel

Ich knallte mit einem dumpfen Schlag gegen das Fenster, hielt mir den schmerzenden Kopf und stand dann, aber doch auf. Ich hatte Palle bis hierhin verfolgt. Das klingt, als wäre ich ein Stalker. In Wahrheit hab ich mir bloß Sorgen gemacht, dass etwas passieren könnte. Das hat das ganze wahrscheinlich nicht besser gemacht, aber Liebe soll einem bekanntlich in dem Wahnsinn treiben und ich verstand mittlerweile was damit gemeint war.

Palle öffnete rasch das Fenster und zog mich ins Haus.
"Was machst du hier?"fragte er mich.
Leicht beschämt kratzte ich mich am Hinterkopf.
"Ich hab dich vermisst"sagte ich und Palle sah mich durchdringend an.
"Und was ist wenn dich jemand erkennt?"entgegnete er mindestens genauso besorgt, wie ich den ganzen Tag über war.

Das was dann passierte hätte ich kommen sehen sollen.
"Palle, mit wem redest du...Manu? Ich dachte du wärst...Tod?"Er sah mich geschockt an.
"Übberraschung?"meinte ich und versuchte zu lächeln.
Palle sah erst verwirrt zu Ardy und dann zu mir und wieder zu Ardy.
"Ihr kennt euch? Das find ich jetzt echt witzig. Was ein Zufall."Palle lachte, doch Ardy und mir war nicht nach lachen zumute.

"Erklär dich, bitte."sagte Ardy stumpf.
"Ähm, wie fange ich am besten an?"began ich also und Ardy und Palle setzten sich zu mir.
"Also ich wollte eigentlich schon immer zum Mond Volk, wie du weißt, Palle. Aber ich habe nie meiner Familie oder meinen Freunden gesagt, dass ich weggehe, ich bin einfach mit Zombey ins Mond Teritorium rein."erklärte ich so knapp wie möglich.
"Sorry."nuschelte ich, doch das würde als Entschuldigung nicht reichen.

"Lasst uns eine Nacht darüber schlafen."meinte ich dann und Ardy nickte zustimmend. Er verschwand ohne ein Wort im Schlafzimmer und ich fühlte mich plötzlich schlecht. Die ganze Zeit hatte ich die Gedanken an mein früheres Leben nicht an mich rankommen lassen. Was sollte ich damit auch anfangen? Ich wusste, dass es Nachteile darin gab die Seite zu wechseln und ich hatte sie am eigenen Leib erlebt. Immer, wenn wir gegen das Sonnen Volk gekämpft hatten, hab ich mich zurück gezogen, fast schon versteckt. Hier konnte ich mich offensichtlich nicht davor verstecken. Ich war mittendrin und fühlte mich, als ob irgendwas in mir bröckeln würde.

Zu allem Überfluss redete nun auch Palle auf mich ein.
"Du weißt, dass es zu gefährlich war mir zu folgen. Wie konntest du deinen Freunden und Familienmotgliedern nur im Glauben lassen, du seist tot? Was ist wenn doch noch jemand sieht?"
Er warf mir alles mögliche an den Kopf, doch ich hörte schon nicht mehr zu. Die ganzen Erinnerungen prasselten auf mich hinunter, wie Hagelkörner.
Palle war da keine gute Unterstützung und irgendwann blickte ich ihn einfach nur noch an.

"Sei still jetzt. Ich kenne meine Fehler, da brauche ich sie mir nicht noch von dir anzuhören."meinte ich schroff.
"Hey, ich mache das ganze hier auch nicht zum Spaß."erklärte Palle dann mit genervtem Unterton.
"Ich versteh sowieso nicht, warum du diesen Job freiwillig übernommen hast."bemerkte ich.
Palle schwieg und ich wartete auf seine Antwort. Schließlich schnalzte er mit der Zunge.

"Irgendwie tuhe ich es wohl für dich."meinte er.
"Wieso solltest du für mich spionieren?"fragte ich verwirrt.
"Ich kann dich nicht mit dem Wissen, dass hier Krieg herrscht zurück lassen. Deshalb versuche ich so gut es geht mitzuhelfen und das alles ein für alle mal zu klären."
"Du weißt, dass das für dich alleine unmöglich ist."
Er seufzte.
"Und wenn schon."
"Außerdem kann ich selbst auf mich aufpassen. Ich brauche niemanden, der sich um mich sorgt. Das ist vielleicht lieb gemeint, aber ich kann besser kämpfen als du, falls du es vergessen hast."errinerte ich ihn.
Er murmelte etwas unverständliches.
"Was hast du gesagt?"fragte ich.
"Dann tuh es auch, statt mich zu verfolgen und mich beschützen zu wollen, denn ich kann genau so gut auf mich achtgeben."sagte er nun lauter.
"Ich weiß schon was richtig und was falsch für mich ist."gab ich zurück.
Er stöhnte genervt.
"Bleib einfach in Sicherheit und dann ist alles gut."gab er zurück.
"Schön, dann geh ich halt. Aber wenn du in Schwierigkeiten bist kann ich dir auch nicht helfen."
"Gut!"
"Toll!"
Ich stieß das Fenster auf, kletterte hinaus und rannte los.

Was war bloß los mit mir? Der Streit hatte mich ganz fertig gemacht. Irgendwo im Wald, beim Mond Territorium, hatte ich mich einfach auf den Boden gesetzt, die Knie an mich gezogen und geheult.
War es dumm gewesen ihm folgen?
Eine Weile saß ich noch so da, wischte mir die immer wieder nachkommenden Tränen weg und stand schließlich auf. Ich brauchte jemanden, der mir zuhörte. Also rannte ich zum Brunnen, stürtzte mich hinein, flog zum Licht und rannte durch die Stadt zu Zombey.

Ich fühlte mich wie ein emotionales Wrack und hatte das Gefühl, dass nur mein bester Freund mir weiter helfen konnte.
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Ärger im Paradies?

Verloren||KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt