Kapitel 12 ~ Feuermutter Naomie

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Obwohl ich eben noch richtig Energie und Adrenalin hatte, dämmt das immer weiter ein und ich werde schwächer. Mir wird schwindelig und mein Blickfeld verschwimmt.

"Ich muss was trinken..." murmel ich und suche nach einem Landeplatz. In der Ferne nehme ich verschwommenen die Silhouette einer Insel wahr. Ich steuere sie an, kann allerdings nicht mehr genau erkennen wie weit es eigentlich noch entfernt ist. Doch irgendwie lande ich sicher am Strand und kippe auch sofort um.

"Halte durch" murmel ich, doch meine Augen schließen sich und ich verliere das Bewusstsein.

"Mika! Abendessen!" brüllt die grimmige Stimme meines Vater.

"Jaa!" brumme ich und gehe in die kleine Küche. Mein Vater sitzt faul am Esstisch, während meine Mutter sich abhetzt.

"Warte ich helfe dir" sage ich zu ihr und nehme ihr die Teller ab.

"Danke." Sie lächelt mir zu. Ich nicke und decke den Tisch, während sie das Essen fertig stellt. Dann hole ich die kleine Miyu aus dem Bett und setze sie in den Kinderstuhl. Mein Vater macht sich schon den Teller voll, obwohl noch nicht mal alles auf dem Tisch steht.

*Ich kann nicht verstehen wieso sie zu ihm zurück ist... Wir hatten doch voll das gute Leben auch ohne ihn. Er macht nur wieder alles kaputt!*

Ich esse mit gemäßigtem Appetit und bin froh, als mein Vater sich endlich vom Esstisch erhebt und meine Mutter wieder abräumt. Ich nehme Miyu vom Kinderstuhl und trage sie in mein Zimmer, indem sie mit ihren Puppen spielen kann. Ich will sie nämlich nicht in der Nähe unseres Vaters haben, der manchmal auch schon mal sehr laut wird. Da klopft es an der Haustür. Ich höre wie mein Vater zur Tür geht und sie aufreißt.

"Was?" grunzt er den Besucher an. Ich öffne das Fenster um zu hören was dieser antwortet.

"Ähm... Hallo. Ich hab gehört das Eure Familie hierher gezogen ist" sagt eine junge Stimme.

"Und?" fragt mein Vater.

"Naja... Vielleicht könnte ich ihnen den Ort zeigen" murmelt der Junge weiter.

"Das kann ich auch machen" brummt mein Vater und schmeißt die Tür zu. Ich sehe aus dem Fenster und sehe das der Junge immer noch verdutzt vor der Tür steht und sich nur langsam umdreht.

"Dieser Idiot" brummt er und schlendert langsam vom Hof.

"Hey warte!" Kurzentschlossen rufe ich ihn zurück. Er dreht sich überrascht um und sieht sich nach mir um.

"Hier oben" sage ich und er schaut hoch.

"Oh Hallo" sagt er leicht lächelnd.

"Hallo" erwidere ich freundlich, "Ich würde mich freuen wenn du mir die Stadt zeigst."

"Was ist mit deinem... Vater?" fragt er.

"Ach... Der ist ein Arsch. Ganz ehrlich" erwidere ich und der Junge sieht mich erstaunt an.

"Oh... Ähm... Willst du jetzt schon los?" fragt er.

"Wenns dich nicht stört." Er schüttelt den Kopf.

"Ich hab Zeit. Kommst du runter?"

"Moment." Ich hole meine Schwester und setze mich auf den Fenstersim. Dann springe ich mit ihr zu dem Jungen hinunter.

"Du willst ihm wirklich nicht begegnen, oder?" fragt er, als wir losgehen.

"Nein. Es war besser als wir noch getrennt von ihm waren. Ich weiß nicht was meine Mutter dazu geritten hat. Wir hatten so ein schönes Leben auch ohne ihn" sage ich und sehe zu, wie Miyu fröhlich vor rennt.

Mikas ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt