Kapitel 1

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Ein Jahr vorher

Schlüssel, Portemonnaie, Handy, Bücher und die neuen Arbeitsblätter. Mist. Mist. Mist…Was habe ich vergessen?

Normalerweise bin ich die Organisation in Person. Durchstrukturiert bis zur Dekoration, mit farblich sortierten Textmarkern und meinem geliebten und für mich lebenswichtigen Kalender.
Mein Kalender. Natürlich! Wie konnte ich ihn nur vergessen?

Ich stürme zurück in mein Zimmer, schnappe mir mein Heiligtum vom Schreibtisch und renne im Wohnzimmer, auf dem Weg nach draußen, fast meine Mitbewohnerin um. Ich sehe in zwei kleine, genervte und müde blau-grüne Augen.
,,Morgen. Alles ok bei dir, du Hurrikan? " fragt sie mich zickig, während sie ihren Kaffee in der Hand hält. ,, Musst du nicht schon weg sein?". Diese Frage beantworte ich ihr, indem ich Lotta den Kaffee aus der Hand reiße und hastig einen großen Schluck davon trinken. ,,Danke, das hab ich gebraucht. Hab verschlafen. Wir sehen uns gegen 17 Uhr. Schau."
Mit diesen Worten gebe ich Lotta den Kaffee wieder und lasse meine beste Freundin und Mitbewohnerin in der Wohnung stehen und haste raus zu meinem Auto.
Die Uhr dort zeigt mir 7:49 Uhr. Pünktlich werde auf jeden Fall nicht mehr kommen, aber auch nicht all zu spät.


,,Guten Morgen. Tut mir leid, dass ich zu spät bin." Leicht errötet und mit entschuldigenden Blick betrete ich den Klassenraum der 1b. Die Zeit für das Lehrerzimmer und einen Kaffee hat leider nicht gereicht, aber wie auch immer. Ich bin hier.
,,Kein Problem. Lass es nur nicht Lisa wissen. Sie hasst es, wenn Referendare zu spät kommen." wendet sich Julia meine Kollegin, Klassenlehrerin der 1b und Freundin an mich.
Und wie recht sie hat. Mit Lisa, ebenfalls eine Lehrerin an unserer Schule, will man sich wirklich nicht anlegen. Es sei denn, man möchte wirklich einen Vortrag über seine eigenen Pflichten hören.
,,Kannst du dann anfangen?" Aber natürlich, da lasse ich mich nicht zweimal fragen.
Nichts tue ich lieber, als mit Kindern zu arbeiten, ihnen das Lesen und Schreiben bei zu bringen und sie auf das Leben vor zu bereiten. So habe ich es mir Jahre schon vorgestellt und nun habe ich nur noch ein Jahr um mein Referendariat zu beenden und dann bin ich endlich eine richtige Grundschullehrerin. Wow. Die Zeit vergeht so schnell.
Und hier stehe ich nun. Juna Beck, 23 Jahre jung und lebe mein Leben. Ich streiche eine Strähne meines blonden, glatten und schulterlangen Haar hinter mein Ohr, richte meine abgerundete hellgraue Brille und beginne mit dem Unterricht.

Götterliebe - Ein Ende ohne SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt