Kapitel 13

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Aidens pov.

"Guten Morgen Baby." begrüße ich Victor, als ich ihn an mein Auto gelehnt erwarte. "Morgen." grummelt er und ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Baby? Alles okay?" frage ich sanft und will ihm einen sanften Kuss geben. Doch er dreht sich unsanft weg und schiebt mich beiseite, um ins Auto zu steigen. Ich seufze leicht, natürlich passiert es auch Mal, dass mein Freund einen schlechten Tag hat, was allerdings eher selten ist. 

Der Rest der Autofahrt verläuft schweigend. Victor scheint dunklen Gedanken nachzuhängen und entzieht sich jedem verbalen und auch körperlich näherungsversuch. Ich seufze erschöpft und klopfe mit den Fingern aufs Lenkrad. "Willst du drüber reden?" frage ich ihn sanft, doch er schüttelt nur den Kopf und sieht weiter starr geradeaus und ich nicke resigniert. Okay, da stimmt was nicht, normalerweise hätte er jetzt genickt, ich wäre rechts ran gefahren und er hätte mir unter Tränen alles geschildert, was ihn belastet. Dann hätten wir gekuschelt und Mary hätte mir einen fragenden Blick zugeworfen, wenn ich etwas zu spät ins Klassenzimmer geeilit wäre. Doch nicht heute.

Ich halte den Wagen auf dem Parkplatz an und steige aus, um Victor auf dem Wagen zu helfen. "Hör auf." ist alles was Victor sagt, als ich sanft seine Hand in meine nehme. Doch ich schließe meine Finger nur fester um seine, während ich die Autotür schließe. "Aiden, hör auf!" wiederholt Victor nun etwas lauter, aber mit zittriger Stimme. "Nein Victor." murmle ich und er entzieht sich mir ruckhaft. "Lass es einfach Aiden." sagt er und sieht mich aus seinen traurigen grauen Augen an, in denen ein dunkler Sturm tobt. "Sag mir was ich ändern soll Victor. Ich werde alles für dich tun?" frage ich sanft. Doch er schüttelt den Kopf. "Hör einfach auf du zu sein! Hör auf mich zu bemuttern, ich bin nicht hilflos! Hör auf für alles an mir Verständnis zu haben!" brüllt er und ich zucke zurück. "Bitte Victor, ich liebe dich." erwidere ich sanft und will nach seiner Hand greifen, doch er macht unsicher einen Schritt zurück. "Lass mich in Ruhe Aiden!" sagt Victor ruhig und dreht sich um und geht.

Ich sinke gegen meinen Wagen und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. "Was war das denn?" fragt Mary, die ihren langen Rock glattstreicht und mich neben setzt. Unsicher zucke ich die Schultern, bevor ich meinen Kopf an ihre Schulter lehne. "Hey, es ist alles gut. Hab keine Angst, alles wird gut werden." flüstert sie und streicht mir durchs Haar. "Ich kann ihn nicht verlieren." schluchze ich und fahre mir mit der Hand durchs Haar. "Wirst du nicht. Es wird alles gut. Ich werde mit ihm reden. Ich verspreche dir, dass alles gut werden wird." flüstert sie, während ich mich an ihrer Schulter ausheule.

Den Rest des Tages versuche ich, wie Mary es gesagt hat, Victor in Ruhe zu lassen. Was darin resultiert, dass ich ihn den gesamten Tag nicht sehe und beim Training heute irgendwie nur im Weg stehe. "Man Victor, er nimmt dich aber ziemlich mit." flüstert Kaile und ich seufze, bevor ich müde nicke. "Aber jetzt bekomm Mal den Kopf frei Alter. Du bist unser bester Mann." sagt Kaiden und klopft mir auf die Schulter, bevor ich entschlossen nicke und mit ihm abklatsche.

Als ich nach dem Training und einer heißen Dusche im Auto sitze, lausche ich dem leisen klappern des Regens auf der Windschutzscheibe und erneut beginnen die Tränen über mein Gesicht zu laufen. Mit etwas verschwommener Sicht tippe ich Marys Nummer ein und lausche dem leisen tuten. "Aiden?" ertönt ihre Stimme auf der anderen Seite der Leitung. "Mary. Wie geht es ihm?" frage ich mit zitternder Stimme. "Es geht ihm nicht gut, aber ich hab ihn nach Hause gebracht." erwidert sie sanft und ich seufze erleichtert. "Das ist gut." hauche ich und schluchze leise auf. "Aiden jetzt hör auf zu heulen. Bekomm deinen Hintern hoch, kauf Blumen und dann fahr zu ihm!" flucht Mary an der anderen Seite der Leitung und ich seufze. "Aber..." setze ich an. "Nein, halt kein Aber. Mach einfach!" unterbricht Mary mich sanft und ich seufze. "Okay Mum." erwidere ich und sie lacht sanft. "Nun fahr schon. Ich hab dich lieb." ist alles was sie sagt, bevor sie auflegt.

Einige Zeit später biege ich in die Einfahrt und steige zitternd aus dem Auto. Ein letztes Mal wische ich mir die Tränen vom Gesicht und greife mir den Rosenstrauß vom Beifahrersitz. "Lets go." flüstere ich und gehe den Kiesweg zur Tür hinauf. Zum ersten Mal klinge ich an der Tür.

Kurze Zeit später öffnet sich dich Tür und Camille tritt heraus. "Aiden, du bist gekommen." sagt sie sanft und streicht mir über den Arm. "Es ist okay, wenn er mich nicht sehen will, aber ich hab Blumen als Entschuldigung für alles was ich getan habe, um ihn zu verletzen." erwidere ich und sie zieht mich ohne weiter Worte in ihre Arme. "Es liegt nicht an dir Aiden, hab keine Angst. Er liebt dich mehr als jemanden zuvor, aber er hat Angst." flüstert sie und ich schlucke, um meine Tränen zurückzuhalten. "Manchmal fühlt er sich einfach nur machtlos und stößt jeden von sich. Momentan ist es besonders schlimm, denn heute ist es genau drei Jahre her." fährt seine Schwester sanft fort und ich sehe sie verwundert an. "Meinst du er ist seit drei Jahren blind... Deshalb war er so schlecht drauf?" frage ich sie verwirrt und sie nickt sanft. "Es ist nicht einfach für ihn. Aber du hilft ihm so sehr." flüstert sie. "Er isst und tanzt. Er lacht und ist glücklich, dass er dich heute von sich gestoßen hat, war seine Angst und das du jetzt hier bist beweist, dass er sich nicht zu fürchten braucht und jetzt geh zu ihm. Sei für ihn da." fährt Camille fort und schiebt mich vor sich mit den Blumen ins Haus.

Leise klopfe ich an Victors Zimmertür und höre sein leises Schluchzen. Leise öffne ich die Tür, als ich keine Antwort bekomme und trete ein. Sanft lege ich die Blumen auf dem Schreibtisch ab und betrachte den zusammengerollten schmalen zitternden Körper unter der Decke und setze mich sanft neben ihn. "Hey baby. Ich bin da." flüstere ich und ziehe ihn in meine Arme.

Blind loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt