Kapitel 18

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Victors pov.

Es sind genau zwei Tage seit der Operation vergangen und heute sollen mir die Verbände abgenommen werden. Nervös spiele ich mit Aidens Fingern, als sich die Tür öffnet und ich mehre Paar Füße hereinkommen höre. "Nun ist es soweit. Bist du bereit?" ertönt die Stimme des freundlichen behandelnden Arztes und ich nicke unsicher, während ich mich ängstlich an Aidens Hand klammere. Was wenn alles umsonst war, was wenn ich noch immer blind bin, wird Aiden sein Versprechen trotzdem halten können?

Sanft lösen weiche Hände den Verband von meinen Augen, doch ich lasse meine Lider geschlossen. Das erste was mir auffällt ist, dass die Schwärze hinter meinen Augenlidern eine andere ist, sie ist heller als die die mich die letzten drei Jahre begleitet hat.

"Victor, sieh mich an." flüstert Aiden aufmunternd und drückt sanft meine Hände, als ich blinzelnd die Augen öffne. Das erste was ich sehe ist grün. Das dunkle und etwas verschwommene grün von Aidens Augen die nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt sind. "Aiden." ist alles was ich herausbringe, als ich meine Hände ausstrecke und ihm übers Gesicht fahre. Dann schlingt Aiden beide Arme um mich und zieht mich eng an sich. "Wir haben es geschafft Victor. Du hast es geschafft." flüstert er und mir steigen Tränen in die Augen. Über Aidens Schulter sehe ich meine Schwester, die sich gerade mit einem Stofftaschentuch die Augen wischt.

"Wie ich sehe, war die Operation ein voller Erfolg." zieht der freundliche Arzt unsere Aufmerksamkeit auf sich und bittet mich, Mal kurz dem Licht seiner kleinen Lampe zu folgen. "Sehr gut, es sind sowohl Pupillenreflexe als auch Bewegung vorhanden. Wie viel siehst du denn mein Junge?" fragt er und ich ziehe die Stirn kraus. "Also ich kann Umrisse und Farben gut erkennen und wenn Dinge etwas weiter weg sind sie relativ klar, aber die Dinge in meiner nahen Umgebung sind irgendwie ziemlich verschwommen." antworte ich und der Arzt nickt bedächtig. Ich sehe das nicken, von Sekunde von Sekunde wird es mir klarer. Ich habe meine Augenlicht zurück. "Gut, wir werden morgen noch einige Tests machen und es wird unumgänglich sein, dass du eine Brille brauchen wirst. Aber jetzt solltest du dich erstmal etwas ausruhen, deshalb darf der Besuch vor der Tür auch nicht zu lange bleiben." fährt er mit erhobenen Zeigefinger fort, bevor er mit wehendem weißen Kittel den Raum verlässt.

Gerade als er aus der Tür ist, stürmt ein schlankes Mädchen mit langen welligen braunen Haaren in den Raum und zieht mich in eine Umarmung. Erleichtert atme ich Marys vertrauten Geruch ein, während ich sie genau betrachte. In ihren blaugrauen Augen schimmern Tränen der Freude, als sie mich eine Armlänge auf Abstand hält und genau mustert. "Du siehst blass aus." ist alles was sie sagt und ich lache. "Du siehst gut aus." erwidere ich sanft und sie schnieft leise. "Ich bin so froh, dass du die Welt wieder sehen kannst Victor." sagt sie und lacht, während ihr die Tränen über die Wangen laufen. Bevor sie mich in meine Rippenbrechende Umarmung sieht und an meiner Schulter schluchzt. Hinter Mary tritt ein großer breitschultriger Junge mit kurzen schwarzen Haaren an mein Bett und zieht seine Freundin mit einen sanften lächeln und aufmunternden Worte von mir runter. "Na komm har Mar, du erwürgst den armen Jungen noch. Es ist ja alles gut gegangen." sagt Kaile, während er seiner Freundin über den Rücken streicht, die nun an ihn gelehnt hemmungslos weint.

Auch Camille gesellt sich zu Beiden, um Mary etwas zu beruhigen. Während ich mich erschöpft an Aiden lehne und meine etwas schmerzenden Augen schließe. "Alles okay?" fragt er leise, als ich mir die Augen reibe und ich nicke. "Ja, alles gut. Meine Augen müssen sich nur erstmal wieder daran gewöhnen, dass sie reize wahrnehmen." beruhige ich ihn und drehe mich so in seinen Armen, dass ich meinen Kopf an seiner Brust vergraben kann. Sanft fährt seine warme Hand kreise über meinen Rücken, während ich langsam wegzudämmern beginne.

"Wir kommen morgen, ruh dich etwas aus." sagt Mary und tätschelt mir sanft die Schulter, während ich versuche nicht einzuschlafen, aber mit einem Mal fühle ich mich so müde. "Ich werde auch Mal gehen und Miss Smith sagen, dass es gut gelaufen ist und Aiden heute Nacht bei dir bleiben wird." sagt Camille sanft und küsst mich auf den Scheitel, während ich mich immer enger an Aiden kuschle. "Danke Camille. Ich werde auf ihn aufpassen." flüstert Aiden, während er mir sanft durch die Haare fährt. "Gut ich verlass mich auf dich und du ruh dich aus Victor." verabschiedet sich meine ältere Schwester.

"Du musst noch etwas Trinken bevor du einschläfst." murmelt Aiden und ich sehe blinzelnd hoch in seine dunkelgrünen Augen. "Danke." erwidere ich sanft, als ich ihm die weiße Tasse abnehme. "Ich habe schließlich versprochen auf dich aufzupassen." antwortet Aiden mir und ich schüttle belustigt den Kopf. Wobei sich allerdings meine Welt leicht zu drehen beginnt und Aiden mir schnell die Tasse wieder abnimmt. Bevor ich kraftlos gegen seinen Brustkorb sinke. "Du musst dich noch ausruhen, die Operation hat deinen Kreislauf ziemlich mitgenommen." sagt Aiden sanft und ich grummle erschöpft. "Hab keine Angst. Schließ deine Augen und schlaf, morgen früh wird die Welt auch noch viele Farben für dich bereit halten." flüstert er und ich seufze erleichtert.

"Ganz ruhig." flüstert Aiden, nachdem ich mich eine ganze Zeit in seinen Armen hin und her gewälzt habe. "Ich hab Angst, dass morgen wieder alles schwarz ist." flüstere ich und er zieht drückt mein Kinn etwas nach oben. "Fürchte dich nicht mein Liebster. Ich werde auf dich aufpassen, auch wenn die Welt sich morgen wieder verändert, sieh mich noch Mal an." flüstert er und ich sehe in seine grünen Augen und fahre die scharfen Konturen seines Gesichts nach, bevor sich meine Hände in seinen kurzen braunen Haaren verfangen. "Du bist so wundervoll." fährt Aiden leise fort, während er mir durch meine schmutzig blonden Haare fährt. "Hab keine Angst, dass alles wird morgen auch noch da sein und du wirst es sehen können." fährt Aiden fort und ich verliere mich in seinen Augen. "Versprichst du es mir?" hauche ich sanft und er lehnt mich sanft vor, um mich zu küssen. "Ich schwöre es dir. Ich werde dich morgen früh wecken und wir werden gemeinsam den Sonnenaufgang angucken." flüstert er nur wenige Millimeter von meinen Lippen entfernt. Bevor er mich sanft küsst und ich mich eng an ihn kuschle.

"Und jetzt schlaf ein bisschen." murmelt Aiden und ich höre an seinem regelmäßigen Atem, dass er schon fast eingeschlafen ist und lehne meinen Kopf an seine Brust, während ich seinem stetigen Herzschlag lausche. "Ich liebe dich." nuschelt Aiden schlaftrunken und endlich falle ich in einen unruhigen Schlaf. Ich vertraue Aiden und wenn er mir verspricht, dass die Welt morgen auch noch da sein wird, dann glaube ich ihm.

Blind loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt