Kapitel 16

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Victors pov.

"Danke, dass du mit mir kommst." sage ich, als Aiden langsam auf den Parkplatz meines Augenarztes rollt und einparkt. "Keine Ursache." erwidert er und drückt meine Hand, bevor er aussteigt und um den Wagen geht, um mir herauszuhelfen. "Na dann, lass uns gehen." sagt er und hilft mir aus seinem Wagen.

Ich höre das leise Rauschen der elektrischen Tür und trete neben Aiden in die klimatisierte Eingangshalle der Arztpraxis. Sanft legt Aiden mir einen Arm um die Schultern und ich lehne mich an ihn. Ich war nie ein großer Fan dieser Kontrollbesuche beim Arzt, doch jetzt da Aiden da ist, bin ich noch nervöser als sonst. "Aiden, egal was heute passiert, bitte verlass mich nicht." hauche ich vorsichtig und er nimmt den Arm von meiner Schulter, um ihn stattdessen um meine Taille zu schlingen. "Du könntest nichts tun, was mich dazu bringen könnte dich nicht zu lieben." flüstert er, als wir zum Anmeldetresen treten.

"Ah Victor, schön dass du kommen konntest." begrüßt uns die ruhige Stimme meines Arztes. "Guten Tag Doktor Anderson." erwidere ich und strecke ihm die Hand entgegen und er ergreift sie. "Und wie ich sehe, hast du dir heute wen anders, als deine Schwester, zur Verstärkung mitgebracht." fahrt Dr. Anderson fort und ich nicke, während ich nach Aidens Hand taste. "Guten Tag Doktor. Ich bin Aiden Smith." stellt sich mein Freund höflich vor, bevor wir uns setzen.

"Okay, dann lass uns anfangen." fährt Doktor Anderson fort und ich höre das Rascheln seiner Papiere. "Wie läuft es beim Tanzen Victor?" beginnt er wie immer mit reinem Smalltalk. "Danke gut Doktor." erwidere ich und Aiden drückt sanft meine Hand. "Und wie geht's dir sonst so?" tastet er sich vorsichtig ans Thema heran. "In letzter Zeit ganz gut. Mein Kreislauf macht mir nur selten Probleme." erwidere ich und höre wie sein Stift auf dem Papier kratzt. "Ich schließe daraus, dass du in letzter Zeit regelmäßig und genug isst. Du siehst gesünder aus, als bei deinem letzten Besuch hier." stellt Doktor Anderson fest und ich nicke lächelnd. "Und ich stelle fest, dass sie seit letztem Mal einen neuen Füller haben." erwidere ich und der lacht belustigt. "Dein Gehör ist gut wie eh und je." sagt er.

"Aber Victor hast du noch Mal ernsthaft über das Angebot nachgedacht?" fragt Doktor Anderson und ich seufze, jetzt wird's ernst. "Doktor, meine Antwort bleibt unverändert. Wir könnten es nie im Leben bezahlen." erwidere ich zaghaft und klammere mich an Aidens Hand, als könnte er sie mir jeden Moment entziehen. "Was für ein Angebot?" fragt dieser in just diesem Moment perplex und mein Arzt stockt kurz. "Hat er ihnen nie etwas von der Operation erzählt?" fragt mein Arzt unsicher und ich stelle mir vor wie Aiden ungläubig den Kopf schüttelt. "Damals wurden Victors Sehnerven zwar stark verletzt, allerdings war der Schaden nicht irreparabel. Allerdings steigt mit zunehmender Zeit die verstreicht, dass Risiko für Victor oder auch die Gefahr, dass man sein Augenlicht doch nicht mehr retten kann." erklärt Doktor Anderson und ich schlucke schwer. Jetzt wird Aiden aufstehen und gehen, weil ich es ihm verheimlicht habe.

"Gehen sie mir kurz einen Moment allein mit Victor Doktor Anderson?" fragt Aiden und ich höre, wie der Doktor aufsteht und aus dem Raum geht, während Aiden beide meine Hände umfasst. "Warum willst du die Operation nicht?" fragt er sanft und ich schlucke schwer. "Es ist nicht so, dass ich sie nicht will. Nur meine Schwester kann sie beim besten Willen nicht bezahlen und die Versicherung zahlt bei sowas nicht." flüstere ich und bereite mich innerlich vor meinen Standpunkt zu verteidigen, ich koste meine Schwester so schon so viel Zeit und Kraft. Er seufzt. "Victor ich habe dir versprochen dich immer zu lieben und das tue ich. Aber ich weiß, wie sehr du dich danach sehnst, danach die Welt wieder sehen zu können und ich habe dir versprochen alles Menschenmögliche zu tun, wenn es eine Lösung gibt. Bitte..." sagt Aiden, bis ihm am Ende die Stimme versagt. Ich weiß was seine Bitte ist. Ich soll ihn die Operation bezahlen lassen, weil es für seine Familie finanziell kein Problem wäre. "Aiden ich kann das nicht annehmen." flüstere ich, doch er legt mir einen Finger auf die Lippen. "Victor mein Engel jetzt vergiss für einen Moment das Geld und sag mir was du dir wünscht." flüstert Aiden und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "ich wünsche mir dich zu sehen. Ich wünsche mir meine Schwester zu sehen, die Sonnenuntergänge am Strand. Ich wünsche mir, dass du mich zum Tanzen aufforderst und ich sehen kann, alles und nicht nur die Musik war nehme und unsere Schritte auf dem Parkett." hauche ich und vergrabe meinen Kopf in den Händen. "Dann mach die Operation Victor, bitte. Für dich, für uns. Selbst wenn du danach auch nichts siehst, wird es schwer werden, aber ich werde dich nie im Stich lassen." erwidert Aiden und hebt mein Kinn an, um mir die Tränen von den Wangen zu küssen. "Du bist manchmal so furchtbar kitschig." flüstere ich und er lacht. "Nur für dich." haucht er gegen meine Lippen und küsst mich.

"Also wie lautet deine Entscheidung Victor?" fragt Doktor Anderson, als er sich wieder in seinen leicht quietschenden Schreibtischstuhl setzt und ich lächle. "Ich werde die Operation machen." verkünde ich ihm und er klatscht freudig in die Hände. "Da wird sich ihre Schwester aber freuen, dass du dich doch dazu durchringen kannst. Ich weiß noch, wie aufgelöst sie letztes Mal war." erwidert mein Arzt und ich nicke, auch wenn sie versucht es nicht zu zeigen. Camille leidet an manchen Tagen ebenso unter meiner Blindheit wie ich. "Okay, dann werde ich einen Termin für dich machen, aber dadurch das erst Voruntersuchungen gemacht werden müssen, kann es sich noch etwas hinziehen. Aber du wirst in den nächsten Tagen von mir hören, dann werden wir auch nähere Details besprechen. Bis dahin pass auf dich auf." erklärt mir Doktor Anderson und wir verabschieden uns von ihm.

"Deshalb wolltest du also, dass ich mitkomme, weil du nicht wusstest wie du es mir erklären sollst." stellt Aiden fest, als wir am Auto ankommen und ich klammere mich an sein T-Shirt. "Hey, schon okay. Du brauchst dich nicht zu fürchten, nicht bei mir. Ich bin stolz, dass du die Operation machen willst, natürlich hätte ich es auch gut gefunden, wenn du es mir erzählt hättest, aber ich weiß, dass dir sowas nicht so leicht fällt." fährt Aiden fort und zieht mich in seine Arme, während von meinem Herzen ein gesamter Steinbruch fällt. "Womit habe ich dich nur verdient." nuschle ich und er lacht. "Jeder verdient etwas Glück im Leben und jetzt lass uns Essen fahren." sagt Aiden und ich lache, als er mir ins Auto hilft. Ich liebe ihn über alles und bin so froh in zu haben.

Blind loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt