Jannes

406 17 6
                                    

‚Wo seid ihr?', hatte ich gerade in mein Handy getippt und in die WhatsApp-Gruppe von mir und den Jungs geschickt, bevor ich jenes zurück in meine Jackentasche steckte und mich im Flughafen umsah.

Die riesige Eingangshalle war nicht ansatzweise so voll, wie man es zu Urlaubszeiten kannte, und dennoch konnte ich keinen aus der Band erspähen. Nervös tappte ich von einem auf den anderen Fuß und warf einen Blick auf meine Armbanduhr; langsam wurde die Zeit knapp.

„Wenn du nächstes Mal nicht verpennst, können wir auch wie geplant eine Fahrgemeinschaft machen", hörte ich plötzlich hinter mir Niels lachen, „Dann sind wir auch alle etwas entspannter."

Erschrocken drehte ich mich zu ihm und atmete erleichtert aus. Ich grinste entschuldigend, doch für eine ausgelassene Begrüßung mit dem Gitarristen war keine Zeit. Er nickte zur Seite und ich folgte ihm durch die wenigen Menschen im Flughafen, bis hin zum Check-In, wo der Rest der Band bereits anstand.

„Tut mir wahnsinnig leid!", keuchte ich außer Atem und stützte mich auf meinem Koffer ab.

„Kennen wir unseren Frontmann anders?" Den etwas bitteren Unterton in Saschas Stimme überhörte ich nicht. Gequält zog ich meine Mundwinkel hoch und begrüßte kurz die anderen, bevor wir wenig später endlich unser Gepäck abgeben konnten.

Nicht einmal eine halbe Stunde später - mit ein wenig Gerenne haben wir es gerade noch rechtzeitig zur Passkontrolle geschafft - ließen wir uns erschöpft auf unsere Plätze im Flieger fallen.

Die meisten anderen Passagiere saßen schon, das Boarding hatte immerhin auch schon vor einigen Minuten begonnen. Das schlechte Gewissen, dass wir schon wieder wegen mir so spät dran gewesen sind, nagte an mir, doch letztendlich hatten wir es ja Gott sei Dank noch geschafft.

„So", begann Chris grinsend und zückte sein iPhone, „Noch einen letzten Gruß an eure Liebsten, ein paar Videos für Instagram und dann müssen die Handys wohl oder übel abgestellt werden. Südafrika, wir kommen!"

Dass wir in Kürze noch einmal in München umsteigen würden, erwähnte keiner. Mit etwas Pech würden wir dort auch einen kleinen Sprint hinlegen müssen, um das Flugzeug zu erreichen, also war es vielleicht wirklich eine gute Idee, jetzt noch schnell den ganzen Social-Media-Kram hinter sich zu bringen.

Es hatten wohl alle den gleichen Gedanken, denn schon öffnete jeder Instagram auf seinem Handy und kündigte den Aufbruch zu unserem Sing meinen Song-Abenteuers an. Wir alle freuten uns riesig auf die kommende Zeit; es würde zwar Arbeit werden, dennoch war es mal eine ganz andere Art, seinen Job auszuüben. Und laut Sascha würden wir auch noch jede Menge Zeit haben, die wir selbst frei gestalten konnten.

Nach all dem Stress der letzten Wochen mit dem neuen Album, der Promo, der ganzen Shootings hatten wir uns diesen gewissen Abstand zum alltäglichen Musikerstress verdient.

„–Und meine Freundin ist auch mit dabei", grinste ich schlussendlich in meine Frontkamera und schwenkte diese dann 'rüber zu Jakob, der gerade neben mir selbst in seinem Handy vertieft zu sein schien, und nun verdattert aufblickte, grinste und mir einen Luftkuss zuwarf. Lachend beendete ich das kurze Video und stellte es in meine Instagramstory.

„Na, wenn der Lars da nicht eifersüchtig wird", scherzte Kris aus der Sitzreihe neben uns und wackelte dabei provozierend mit den Augenbrauen.

„Ihm müsste doch schon längst klar sein, dass unser kleiner Jay hier immer die Nummer Eins in Johannes' Leben sein würde."

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 18, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Revolverheld-KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt