Kapitel 1

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Kapitel 1 – Gwendolin

„Bist du dir wirklich sicher?“

Über den geputzten Glastisch, der von Holly zum Esstisch ernannt wurde, sah sie mich mit großen, aufgeregt glitzernden Augen an und hielt sich lächelnd eine Hand über den Mund, während sich hinter ihr die Türe der Wohnung öffnete und Jason hinein trat.

Er zog sich seinen schwarze Mütze vom Kopf, die komplett mit Schnee bedeckt war und schälte sich noch anschließend aus seiner Jacke, bevor er lächelnd zu uns kam.

„Hallo ihr zwei“, begrüßte er uns und beugte sich dann runter, um Holly einen Kuss zu geben. Die zwei waren jetzt schon vier Jahre zusammen und benahmen sich noch immer wie verliebte Teenager, was mich ein wenig an Justin und mich erinnerte, aber sonst stimmte bei den Zweien alles. Jason war in den letzten Jahren noch ein wenig gewachsen und war muskulöser geworden, was daran lag, dass er oft mit Justin im Fitnessstudio abhing. Seine Haare waren länger als früher und verdeckten beinahe seine Augen.

„Hey“, gab Holly zurück, während ich ihm lächelnd zunickte.

Als Jason unsere Mienen sah, hob er fragend seine Augenbrauen. „Frauengespräch?“

„Genau.“ Holly schubste ihn liebevoll von sich. „Also verzieh dich mal ein bisschen.“

„Wie Ihr wünscht.“ Jason salutierte grinsend und schlenderte dann den Gang hinab, bis er eine der Holztüren öffnete und sie hinter sich schloss.

Sofort hatte ich wieder Hollys Aufmerksamkeit, weshalb ich nickte und sagte: „Ja, ich bin mir ziemlich sicher.“

„Aber das ist doch großartig, Gwen!“, freute sie sich und lächelte über das ganze Gesicht. Jedoch verschwand das Lächeln wieder, nachdem ich mich nach ein paar Sekunden nicht ebenfalls freute, als sei das die beste Sache, die hätte passieren können. „Oder doch nicht?“

Ich seufzte. „Nein, es ist nicht großartig.“ Tränen verschleierten mir die Sicht, aber ich blinzelte sie schnell weg und schluckte dann, nachdem ich Hollys fragenden Blick sah.

„Wieso sollte das keine gute Neuigkeit sein?“

„Nein, natürlich ist es eine schöne Überraschung. Für mich jedenfalls“, fügte ich leise hinzu und konnte ein seufzen nicht unterdrücken.

Holly runzelte die Stirn. „Meinst du damit, dass Justin sich nicht freuen wird, wenn er erfährt, dass er drauf und dran ist, Vater zu werden?“

Genau das wollte ich damit sagen. Aber ich konnte meiner besten Freundin im Moment, wo sie so viel mit Arbeiten zu tun hatte, schlecht erzählen, was zwischen mir und Justin gerade vor ging. Schließlich konnte ich es mir selbst nicht erklären, wieso mein Freund sich vor mir zurückzog, als hätte ich eine ansteckende Krankheit und mir noch nicht mal noch auf meine Nachrichten antwortete. Und ja, ich sprach hier von dem gleichen Justin, der mich aus einem brennenden Haus gerettet und mich gehalten hatte, als ich von schlimmen Albträumen verfolgt wurde. Ich konnte mir nicht erklären, wieso er jeden Körperkontakt mit mir vermied, mir nicht in die Augen sehen konnte, wenn ich ihn fragte, ob etwas nicht stimmte, wieso er mindestens dreißig Zentimeter zwischen uns ließ, wenn wir gemeinsam auf dem Sofa saßen, oder wieso er kaum noch mit mir sprach. Ich hatte nichts gemacht, dass ihn dazu hätte bringen können, sich so zu verhalten. Und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, etwas gesagt zu haben, dass das alles erklärte.

„Du hast recht“, meinte ich und setzte ein falsches Lächeln auf, da ich nicht über Justins verletzendes Verhalten sprechen konnte. Ich war mir sicher, dass Holly ebenfalls gemerkt hatte, dass irgendetwas nicht stimmte, mich nicht aber dazu drängen wollte, es zu sagen. Ich erhob mich von dem Stuhl, auf dem ich mich hatte fallen lassen und fischte mein Smartphone aus meiner Tasche, um einen Blick auf den Display zu werfen, um herauszufinden, ob Justin mir auf meine Nachrichten geantwortet hatte. Mein Herz zerriss noch ein Stückchen mehr, als ich registrierte, dass er mir mal wieder nicht zurück geschrieben hatte. „Ich mach mich nur verrückt.“

The Lives Of Mr Bad Boy And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt