1. Asgard

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Frigga POV:

Meine Schritte, mit denen ich den Thronsaal, indem momentan Loki's Verurteilung stattfand, verlassen hatte, hallten nun durch die reich verzierten Gänge. Es war ungewöhnlich still und leer im Palast, die einzigen, denen ich begegnete, waren ein paar junge Hofdamen in fröhlich hellen Kleidern, die über die erfreuliche Wiederkehr Thors, die er angekündigt hatte, tuschelten und dabei rosarote Wangen bekamen. Als ich an ihnen vorbeiging, waren sie schnell verstummt und neigten huldvoll den Kopf: ,,Seid gegrüßt, eure Majestät." Ich neigte ihnen gegenüber ebenfalls den Kopf und setzte meinen Weg fort. Meine Beine trugen mich gelenkt durch den Geist in den blühenden Palastgarten, in welchem alle möglichen Pflanzen wuchsen. Von den schönsten Blumen bis zu den giftigsten Kräutern. Seufzend glitt mein Blick zu der Glaskuppel, die sich hoch oben an der Decke befand und strahlend warmen Sonnenlicht Einlass gewährte. Ich blinzelte wenige Augenblicke einfach nur in die Sonne, bevor ich mich auf der Bank inmitten des Gartens niedersetzte. Dort, wo ich nun saß, war früher ebenfalls die Bank gewesen, doch der Boden war aus festgetretener Erde gewesen, nicht aus Marmorplatten, die sich nun seit wenigen hunderten Jahren seinen Weg durch den riesigen Garten, und auch unter der Bank her, schlängelten. Ich erinnerte mich daran, wie meine jüngere Schwester und ich oft an diesem Ort geredet hatten. Ich hatte ihr alles anvertrauen können - all meine Probleme, Träume, Wünsche und Hoffnungen, und übers Kämpfen, schöne Kleider und gut aussehende Männer. Zwar war ich mit ihr nach Asgard gekommen, da war ich schon mit Odin verheiratet und Königin, während meine Schwester es zur stärksten Walküre ihrer Zeit schaffte, dennoch konnte es ja nie schaden, ein wenig über Männer zu reden. Nicht, dass ich jemals meinen Gatten hintergehen würde; dafür liebte ich ihn zu sehr.

Auch wenn ich mit meiner Schwester in Asgard geboren worden war, so waren wir bei Hexen aufgewachsen, bis zu dem Zeitpunkt, als Odin mich entdeckte und nach Asgard brachte, sowie meine Schwester, die nie verstanden hatte, was ich an dem Allvater fand. Sie war nur deswegen mit uns gekommen, weil sie es leid hatte, ein von den Hexen eingeschränktes Leben zu führen und das über einhundert Jahre hinweg. Aber ich hatte bereits nach weiteren wenigen Jahrhunderten auf Asgard bemerkt, dass meine Schwester sich zunehmend unwohler in Asgard gefühlt hatte - geheiratet hatte sie nie. Vielleicht war sie zwei Jahre nach Thors Geburt von Asgard verschwunden, weil sie sich nicht länger heimisch gefühlt hatte? Eine Antwort auf diese Frage würde ich vermutlich nie bekommen werden. Wenn ich nun die Augen zusammenkniff, sah ich uns als noch junge Asinnen am mir gegenüberliegenden Baum sitzen und unsere Initiale in die dicke Rinde des Weidenbaumes ritzen. Gleich unter den Satz: Mögen wir Seite an Seite kämpfen, leben und sterben.
Nichts als eine leere Versprechung.

,,Eure Majestät", riss mich die Stimme einer meiner Zofen aus den Gedanken. Ich stand leise von der Bank auf und drehte mich zu dem dunkelhaarigen Mädchen in dem gelblichen Kleid, welches mit weißen Blumenranken durchzogen war. ,,Ich soll Euch von Heimdall überbringen, dass Euer Sohn in Kürze eintreffen wird", informierte sie mich. Ich nickte dankend und erlaubte dem Mädchen, zu gehen. Ich wartete noch wenige Augenblicke, um einen Blick auf den Baum zurück zu werfen, um anschließend auf den Vorderhof des goldenen Palastes zu gehen. Kaum war ich dort angekommen, erblickte ich Thor, der bereits den Großteil des Bifrösts hinter sich gelassen hatte. Warum ging er denn zu Fuß, und flog nicht? Da fiel mir eine zierliche Gestalt mit leuchtend rötlichem Haar ins Auge. Ich erblasste. Das konnte nicht ... nein, das war unmöglich! Ich verengte die Augen, zog die Augenbrauen zusammen. Nein, sie konnte es nicht sein ... die fremde Gestalt war zwar passend einen Kopf kleiner als Thor, dennoch ... ich beobachtete mit schwitzenden Handflächen und entgleister Mimik, wie die beiden näher und näher kamen: Thor schenkte dem Mädchen ein beruhigendes Lächeln. Diese erwiderte es anscheinend, und als sie beide näher kamen, konnte ich endlich ihr Gesicht definiert sehen. Nein, sie war es nicht. Sie war jung und wunderschön, aber sie war es nicht. Sowohl Erleichterung, als auch Bedauern, fand Platz in meiner Brust. Dennoch ... desto genauer ich das Gesicht des Mädchens betrachtete, umso deutlicher wurde die Ähnlichkeit zu ihr.

Aria POV:

Aufgeregt sah ich der Frau entgegen, die geduldig auf uns zu warten schien. Aus der Entfernung konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, doch das fließend gelockte, goldene Haar deutete auf ihre Schönheit hin. ,,Wer ist das?", fragte ich Thor, der seinen Kopf zu mir drehte. ,,Das ist meine Mutter, Frigga", antwortete er und warf mir ein beruhigendes Lächeln zu. ,,Deine Aufregung ist ganz normal, doch ich versichere dir, es wird alles gut." Ich erwiderte das Lächeln - wenn auch weniger überzeugt. ,,Ist deine Mutter nett?" ,,Ich kenne keine gütigere Frau", versicherte Thor mir daraufhin. Wir kamen näher, sodass ich sie deutlicher sehen konnte. Sie war tatsächlich schön, trug ein
grünes Kleid, das ich mir weniger schlicht vorgestellt hatte - immerhin war sie eine Königin. Loki im Gegenteil kleidete sich ziemlich prunkvoll. Als Thor und ich schließlich vor ihr zum Stehen kamen, fiel mir auf, dass Frigga, die mich intensiv musterte, unnatürlich blass war. Auch ihrem Sohn entging dies nicht. ,,Ist alles in Ordnung, Mutter? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen." Die Königin blinzelte kurz überrascht, als wenn sie aus Trance gerissen worden wäre. ,,Oh, es ist alles gut", sagte sie zu ihrem Sohn und richtete ihren Blick dann lächelnd auf mich. ,,Willst du mir diese reizende, junge Dame nicht vorstellen?" Thor spiegelte das Lächeln wider, ,,Darf ich vorstellen, Mutter, das ist Aria Stark." Frigga beäugte mich interessiert und neigte vor mir mit dem Kopf. ,,Schön dich kennenzulernen, Aria." ,,Die Freude ist ganz Meinerseits, Eure Majestät", erwiderte ich ebenfalls den Kopf respektvoll etwas tiefer neigend, als sie es getan hatte, und spürte, wie meine Nervosität bei dem herzlichen und ehrlichen Lächeln der Königin und Mutter verflog. Für einen Moment lang spürte ich die schmerzhafte Sehnsucht nach meiner wahren Mutter. Denn auch wenn ich Pepper liebte, niemand würde in der Lage sein, diesen leeren Platz in meinem Herzen zu füllen.
,,Oh, Frigga reicht, Liebes", meinte die goldhaarige Frau, deren Augen dem reinen Blau des asgardiaschen Himmels gleichkamen. Sie waren mindestens so blau, wie Thors. Ich neigte erneut dankbar den Kopf. ,,Wie Ihr es Euch wünscht, Frigga." Die Asin legte mir einen Arm um den Rücken und führte mich in Richtung des Palastes, während Thor neben uns herging. ,,Nun, was ist der Grund, dass du deine Welt verlässt, um mit Thor herzureisen?", erkundigte Frigga sich sichtlich neugierig. ,,Ähm ...", fing ich an, als Thor mir zur Hilfe kam: ,,Wir vermuten, dass Aria von hier aus Asgard stammen könnte und wollten fragen, ob du ..." ,,Ob ich ihre Herkunft durch den Zauber der Ahnen herausfinden kann", führte Frigga den Satz zu Ende. Thor nickte. ,,Also macht Ihr es?", hakte ich nach und Frigga schien kurz zu überlegen.

,,Ich denke, es ist gar nicht nötig, den Zauber durchzuführen, aber um sicher zu gehen, tun wir es trotzdem." Erstaunt sah ich die Frau an. ,,Das heißt, Ihr wisst, wer meine Mutter war?" ,,Ich ahne es, ja", erwiderte Frigga und sei es nur für einen kurzen Augenblick: ein Schatten huschte ihr übers Gesicht.
,,Dann wirst du uns rufen lassen, wenn der Zauber vorbereitet ist, Mutter?", fragte Thor seine Mutter, die nickte. ,,Ja, und jetzt sorge bitte dafür, dass Aria ein Gemach bekommt."
Thor neigte den Kopf und führte mich hinein in den Palast aus Gold.

"Thor neigte den Kopf und führte mich hinein in den Palast aus Gold

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Ahnt ihr schon, wer Arias Mom ist? 😏😏

Aria Stark - Awakening of the phoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt