9. Magie

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Ich wachte neben Loki auf. Sein kalter Atem kitzelte in meinem Nacken, seine Stimme - rau und verschlafen - glich einer Klinge, die sachte unter meine Haut glitt. "Morgen, Liebes."
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Morge-" Ich hielt inne. Langsam drehte ich mich zu Loki um, die Stirn gerunzelt. "Raus aus meinem Bett oder -" "Oder was?" "Oder ich werde deine Illusion mit meinem Kissen ersticken", mit diesen Worten wandte ich mich an den echten Loki, der an der Tür lehnte, der Gesichtsausdruck überrascht. "Woher wusstest du, dass es eine Illusion war?" Ich stieg aus dem Bett, direkt durch die Illusion hindurch, und tappte barfuß über den kühlen Marmor Richtung Kleiderschrank. "Du hast vergessen, den Geruch deiner Illusion anzupassen." Loki's Ausdruck wechselte von perplex zu beeindruckt zu amüsiert. "Du kennst meinen Geruch?" "Dein Parfüm ist aus Metern Entfernung zu riechen, es wär also ein Wunder, wenn nicht."
Loki's Mundwinkel verzogen sich zu dem Grinsen einer hinterlistigen Spinne. Er stieß sich von der Wand ab und trat ein paar Schritte näher, sodass sein eben erwähnter Geruch nach Moschus und Mandarine und Gewürz zu mir hinüberwehte und möglicherweise, als ich mich von Loki weg zum Kleiderschrank drehte, schloss ich kurz die Augen und atmete ihn ein wenig tiefer ein. Bei den Göttern, er roch gut.
"Dein Parfüm ist auch nicht übel. Tiger-Orchidee und Karamell, nicht wahr?"
Ich gab einen zustimmenden Laut von mir, ehe ich fragte: "Hast du eigentlich irgendeinen Grund gehabt, mich zu wecken, außer mich zu nerven?"
Loki stellte sich neben mich und warf mir einen kurzen Blick zu, ehe er die zur Auswahl stehende Kleidung beäugte. "Warst du das denn wirklich, Aria?"
Bei der Art, wie er meinen Namen aussprach, als würde er ihn auf der Zunge schmecken, spürte ich mein Herz einen Schlag überspringen. "Denn so wie es auf mich gewirkt hat, schienst du mehr ...", er reichte mir silberweiß-graue Reitkleidung, "... vergnügt aus als genervt."
Ich schnaubte, riss ihm die Kleidung aus den starken Händen und runzelte die Stirn. "Reiten wir aus?" Auf Loki's Nicken hin, fragte ich geweckter Neugier weiter: "Und wohin?"
"Lass dich überraschen. Oh, und am besten nimmst du vielleicht ein paar Malsachen mit. Ich könnte mir vorstellen, du wolltest den Ort festhalten, sowie du fast jede Ecke im Palastgarten gemalt hast." Loki hatte recht: ich hatte die letzten Tage in Thors Abwesenheit und Friggas Suche nach Lösungen was mein Problem mit der offenen Tür anging, kaum etwas anderes gemacht, als draußen zu malen. Die chaotisch im Raum verteilten Gemälden im Zimmer zeugten davon.
"Ich warte unten auf dich", sagte Loki noch, ehe er aus dem Raum und ein paar Sekunden später verschwand auch die Illusion, die noch immer in meinem Bett lag und mir zum Abschied zuzwinkerte. Augenverdrehten begann ich damit, mich umzuziehen und Farbe, Pinsel und eine kleinere Leinwand einzupacken.

Der Ort, zu den Loki mich auf den Rücken seines schwarzen Hengstes führte, während ich mit meinem weißen Hengst hinterher ritt, war zu schön, als dass man ihn hätte gerecht malen können. Die Farben von dem tiefgrünen Gras der Wiese auf der tief gelegenen Klippe über den türkisblauen See, in welchen ein gigantischer Wasserfall hinabfiel, strömten auf mich ein und ich blinzelte, als wollte ich prüfen, ob ich tatsächlich nicht träumte. Und als ich das tat, wurde mir klar, dass ich diesen Wasserfall bereits gemalt hatte, Jahre zuvor. Es war so wie mit Loki gewesen, als ich ihn bevor ich gekannt hatte, auf Leinwand gebracht hatte.
Atemlos von beiden, der Tatsache, dass ich eine Vision von diesem Ort gesehen hatte und davon, dass ich nun tatsächlich hier war, tat ich es Loki gleich und schwang mich vom Pferd, das ich kurz sanft am Hals tätschelte, bevor ich näher an die Klippe ging und mich ins Gras setzte. Bei einem Blick über die Schulter bemerkte ich, wie Loki eine Picknick Decke ausbreitete und kleine Körbe mit Essen hinstellte. Unter anderen Umständen hätte ich es für ein Date gehalten, allerdings war er ein rachsüchtiger Gott und nichts auf der Welt hätte mich davon überzeugen können, dass Loki mich nur hierher gebracht hatte, um mir einen Gefallen zu tun und Zeit mit mir zu verbringen.
"Also", begann ich und bemühte mich, nicht allzu misstrauisch zu klingen (woran ich kläglich scheiterte), "warum hast du mich wirklich hergebracht?"
Loki hob seinen Blick von den eben hingestellten Erdbeeren. "Du glaubst, ich tu das hier mit einem Hintergedanken?"
"Loki", drängelte ich mit geschärften Ton.
"Bitte, Aria, was denkst du denn, könnte ich so Böses hiermit bezwecken?"
"Alles, was du tust, hat irgendeinen hinterlistigen Zweck."
"Ist das so? Hast du schon vergessen, dass ich dir mit deinen Alpträumen geholfen hab und dich von deiner überaus charmanten Mutter rettete?"
"Aber wieso hast du es?"
Für einen Moment verstummte Loki. Das Funkeln in seinen Augen wurde verdrängt von einer Ernsthaftigkeit, die ich nie erwartet hätte. So standhaft wie ich konnte, fuhr ich fort: "Wieso hast du nicht einfach zugelassen, dass meine Mutter mich aus meinen Körper verbannt und in der Unterwelt gefangen hält? Warum hast du mir in der Bibliothek geholfen? Warum -"
"Weil es mir nicht egal ist, ob es dir gut geht, Aria."
Ich verstummte. Hielt den Atem an. Dann prustete ich los. "Ja genau, sagt der Mann, der von meinem Vater, meinem Cousin und den anderen Avengers besiegt wurde und nur wegen ihnen ein Gefangener ist."
Loki's Mundwinkel hob sich ein wenig, als er schulterzuckend zugab: "Hast Recht, der wahre Grund, warum ich deinen Retter gespielt hab, ist, dass ich mich ohne dich schrecklich langweiligen würde. Und zu vorhin - ich habe tatsächlich eine wirklich abscheulich böse Absicht, dich her zubringen."
Bevor ich auch nur aufschreien konnte, hatte Loki mich über die Schulter geworfen und das nächste was ich spürte, war angenehm kühles Wasser ... und als ich auftauchte das unangenehme Gefühl nasser Klamotten. Dieser Bastard hatte mich tatsächlich in den See geworfen und lachte darüber. "Da wirst du bereuen", knurrte ich. Loki grinste. "Nur zu. Bestraf mich."
Bei den erotischen Worten errötete ich ein wenig, ließ mich davon aber nicht aus der Bahn werfen. Stattdessen teilte ein Lächeln meine Lippen, als ich meine Hand ausstreckte und ihn mit einer beiläufigen Handbewegung von der Klippe hinunter zu mir in den See beförderte.
Als Loki wieder auftauchte, sah er so verschreckt aus wie eine Katze, die eben gezwungen worden war, ein Bad zu nehmen.
"Wie kannst du es wa-"
Bevor er zu Ende reden konnte, formte ich in der Luft einen Wasserball, der in Loki's Gesicht platschte. Kaum Herzschläge später bildete Loki eine riesige Welle, die sich vor mir auftürmte.
Ein panisches Lachen platzte aus mir raus. "Oh nein nein nein nein nei-" Das Gewicht der Wasserwelle, die auf mich niederstürzte, riss mich von den Füßen und Wasser strömte in meine Nase. Als ich auftauchte, griff ich Halt suchend nach Loki's Schulter und hustete im Versuch, meine Lungen von Wasser zu befreien und dabei nicht allzu sehr zu lachen.
Erst als Loki sachte aber fest genug unten an meinen Oberarm griff, um mir zusätzlichen Halt zu geben, wurde mir klar, an wem ich mich da festhielt und erstarrte. Mein Husten verklang.
"Geht's wieder?", erkundigte Loki sich und vielleicht halluzinierte ich nur, aber sein leichtes Lächeln wirkte tatsächlich ... freundlich? Nun, zumindest freundlicher als je zuvor. "Warum? Sorgst du dich etwa um mich?"
Loki musterte mich verschlagen. "Eventuell ..." Obwohl der See warm von der Mittagssonne war, stellten sich meine Haare auf. Loki schien meine Gänsehaut zu bemerken und deutete in Richtung Klippe. "Vielleicht sollten wir aus dem Wasser gehen und was essen."
"Natürlich, wo du dir schon so viel Mühe mit dem Picknick gemacht hast", zog ich ihn auf und ignorierte die helfende Hand, die er mir bot, sobald er ans Ufer getreten war.
Loki zog eine Grimasse. "Ich hab mir tatsächlich Mühe gemacht." "Oh, das sehe ich. Du hast sogar Kekse mit Smiles und ..." sollten die zwei Bogen etwa die von seinem Helm darstellen? "Warte, hast du die Kekse selbst gebacken?" Ich klang dabei viel begeisterter, als ich selbst erwartet hatte.
"Ich hab dir gesagt, ich hatte Langeweile gehabt."
Ich stieß ein kleines Lachen aus und ließ mich auf die Decke fallen, meine langes, triefnasses Haar hinterließ leises Tröpfeln auf dem Stoff.
Hungrig biss ich von einem der ... nun, sagen wir mehr oder wenig gelungenen Kekse ab und streckte die Beine aus, schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonne, die langsam begann, meine von der Nässe enganliegende Reitkleidung zu trocknen. Loki neben mir beobachtete mich geduldig, schien auf meine Reaktion zu warten. "Und?"
Bei dem erwartungsvollen Leuchten in seinen Augen schlich sich ein erneutes Lächeln auf meine Lippen.
"Schmeckt absolut scheiße."
Loki blinzelte, als erwartete er, dass ich es als ein Scherz auflöste. Ich aß den Rest des Kekses auf. Loki lächelte. "Er schmeckt also doch nicht so schlecht."
"Doch, tut er. Ich bin nur zu hungrig, um ihn nicht aufzuessen."
Loki's Lächeln erstarb und stattdessen griff er selbst nach einem seiner Kekse, um zu probieren. Sein verzogenes Gesicht war Bestätigung meiner Aussage genug.
Während Loki den Keks in zwei Hälften zerteilte und an die Pferde verfütterte, dachte ich Minuten zurück an den See, wo er eine Wasserwelle erschaffen hatte. Ich hatte für meinen Wasserball Telekinese genutzt, aber er? Ich wusste nicht viel über seine Magie, nur dass er Illusionen und ein paar Mind Tricks drauf hatte, aber wie es schien, konnte er seine Magie vielfältig einsetzen, anders als ich.
"Deine Magie", siegte meine Neugier, "wie genau funktioniert sie? Kannst du praktisch alles mit ihr machen, was du willst? Oder gibt es Zaubersprüche?"
"Für manche Zauber sind Sprüchen notwendig, für andere nicht. Meine Mu-", er verstummte. Für den Hauch eines Momentes wirkte sein Blick getrübt, dann fuhr er fort: "Frigga brachte mir als Kind das Zaubern bei, weil ich laut Odin nicht die Qualitäten zu einem Krieger hatte."
Oder zu einem König.
Eine Erinnerung - Loki's Erinnerung - blitzte vor meinen Augen auf.
Loki, wie er abseits von Thor und seinem Vater stand, mit einem Buch in der Hand, die Aufmerksamkeit jedoch auf seinen trainierenden und lachenden Vater und Bruder gerichtet. Frigga, die ihm tröstend eine Hand auf die Schulter legte.
Und obwohl es nicht meine Erinnerung war, konnte ich Loki's Schmerz spüren, wie er in der Luft lag und mich ersticken zu schien.
Ohne mir etwas anmerken zu lassen, verstieß ich die Erinnerung, verwundert davon, dass ich so einfach Zugriff auf einen Teil von Loki hatte, ohne es zu beabsichtigt zu haben.
"Und ... ist es möglich, dass theoretisch jeder diese Art von Magie lernen kann?"
Loki verengte abschätzend die Augen. "Nein. Aber wenn du wissen willst, ob du in der Lage bist, sie zu lernen, dann ja."
"Warum?"
"Weil du Hexenblut in dir trägst, jedoch wie deine Mutter nur Gebrauch von elementarer Magie gemacht hast."
Nachdenklich blickte ich zu Boden, rupfte ein paar Grashalme heraus und tatsächlich basierten meine bisher genutzten Fähigkeiten alle auf den Elementen. Telekinese - Luft, Telepathie - Geist. Ich erinnerte mich an New York zurück, wo ich gesehen hatte, wie meine Mutter damals Feuer genutzt hatte.
Weil ich und sie beide dieselbe Art von Magie nutzten, wäre es dann nicht möglich, dass diese Verbindung auch dazu beitrug, dass ich verbunden mit meiner Mom in der Unterwelt war und auch daher die Tür nicht schließen konnte?
Und wenn man diese Verbindung trennen und ich ausschließlich eine andere Art von Magie, zu der ich in der Lage wär, lernen und anwenden würde?
"Kannst du es mir es beibringen?", fragte ich so rasch und ohne groß weiter darüber nachzudenken, dass selbst ich überrascht war, worauf ich mich da eingelassen hatte.
Loki musterte mich eingehend, teils überrascht, teils erkenntnisvoll. Ich glaubte nicht, dass er in meine Gedanken gesehen hatte, aber dennoch schien er zu wissen, was ich vorhatte.
"Was für eine Überraschung. Du fragst den Mann, der deine Heimat mithilfe seiner Magie angegriffen hat, danach, dir jene Magie beizubringen."
Ungeduldig riss ich ein paar weitere Grashalme heraus. "Ich habe aber auch nicht vor, meine Magie für irgendwelche Morde oder Invasionen einzusetzen. Also hilfst du mir jetzt bitte oder nicht?"
Loki antwortete mit einem unheilvollen Lächeln. "Sicher, Liebes. Wir fangen morgen an."

Sry guys, dass es so ewig gedauert hat but here ist das 9. Kapitel <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 28, 2021 ⏰

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Aria Stark - Awakening of the phoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt