Die Wette

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Kapitel 3 ist da, diesmal ist es wieder kürzer. Dafür wird sicher das nächste länger werden. Bis hier her habe ich vorgeschrieben, also wird es sicher länger dauern bis es hier weiter geht. Viel Spaß. :-)

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Rin kam mit einem leisen Stöhnen zu Bewusstsein. Jemand hockte neben ihm und rüttelte ihn, während er seinen Namen sagte, doch er war wirklich nicht in Stimmung dafür. „Noch fünf Minuten, Yukio...", murmelte er schlaftrunken, doch die Person ließ nicht locker. „Jetzt bewege endlich deinen Hintern hoch, Okumura!" Moment, seit wann nannte Yukio ihn denn beim Nachnamen? Plötzlich war er hellwach und setzte sich ruckartig auf, was sich als Fehler herausstellte. Alles drehte sich nun. „Hey, vorsichtig!", sagte die Stimme streng, welche er endlich als Bons erkannte. Dieser hockte neben ihm und sah ihn finster an, auch wenn der Nephilim meinte, einen Hauch von Sorge in seinen Augen zu sehen. „Alles klar bei dir?", fragte er. Rin nickte langsam. „Wo...sind wir?", murmelte er, während er sich umsah. Shura, Yukio und die restlichen Adepten waren ebenfalls hier, alle scheinbar genauso verwirrt. Sie waren nicht länger im Hotel oder in der Höhle, sondern in einer Art Wald. Dieser war jedoch der grusligste Wald, den er je betreten hatte. Die Bäume waren schwarz, groß und knorrig. Blätter hatten sie keine. Sie waren wohl alle tot. Der Boden war eine graue Masse, ohne Gras oder irgendwelche Pflanzen, von einigen ebenfalls toten Büschen und Dornengestrüpp einmal abgesehen. Außerdem lagen Knochen sowie totes Holz überall verstreut. Weit sehen konnte er nicht, der Nebel war zu dicht. Er entdeckte nur einen großen Schwarzen Felsen hinter ihnen. Sogar der Himmel war kaum zu erkennen, aber er glaubte, dass es Nacht war. „Geht es allen gut?", fragte Shura und stand langsam auf. Alle nickten, doch Shiemi schien kurz davor zu stehen, ohnmächtig zu werden und Yukio hielt sich immer noch den Arm. Shura fiel es ebenfalls auf. „Was ist mit deinem Arm?"

„Ich glaube, er ist gebrochen.", presste der Brillenträger hervor. „Aber Shiemi geht es schlechter, sie hat eine Menge Blut verloren." Shura nickte und kniete neben ihnen. „Was ist passiert?", fragte Rin. Die Adepten wechselten Blicke. „Na ja, wir sind wohl in Gehenna.", sagte Shima nervös. „WAS?!" Es war also kein Traum gewesen. „Während du in der Gehennapforte gelandet bist, haben wir mit den Dämonen und Geistern gekämpft, also konnten wir nicht genau sehen, was passiert ist.", erklärte Izumo. „Jedenfalls haben wir Azazel plötzlich fluchen hören. Es war eine andere Sprache, die wir nicht verstanden haben, aber es klang sehr danach. Dann kam eine gewaltige Druckwelle, alles ist plötzlich blau geworden und wir sind hier aufgewacht. Warst du das?" Rin biss sich auf die Lippe. „Keine Ahnung. Das letzte woran ich mich erinnere, ist diese eine Säule, die Shura umgeworfen hat, dann nichts mehr. Das davor ist auch ziemlich verschwommen." Izumo nickte. „Scheinbar hat Azazel dich irgendwie in Trance oder sowas versetzt. Du hast auf uns überhaupt nicht mehr reagiert." Sie wandte sich an Konekomaru. „Woher wusstest du überhaupt, dass Dämonenkönige den Willen anderer beeinflussen können? Das stand soweit ich weiß in keinem Lehrbuch." Der Brillenträger nickte etwas zögerlich. „Ich wusste es selbst nicht und habe es erst vor ein paar Tagen in einem Buch gelesen. Allerdings hieß es darin, dass es nur eine Theorie ist und nie direkt belegt werden konnte. Aber als ich gesehen habe, wie Okumura-kun sich aufführte, war es mir klar."

„Dann Danke. Wäre mehr als peinlich gewesen, wenn er mich so erwischt hätte.", murmelte Rin. Um ehrlich zu sein, war er weitaus verstörter, als er es zugeben wollte. Er war so einfach von Azazel manipuliert worden, ohne dass er sich wehren oder daran erinnern konnte. Bedeutete dass nicht theoretisch, dass ein Dämonenkönig einfach einem Menschen befehlen konnte beispielsweise die eigene Familie umzubringen und dieser konnte sich später gar nicht mehr daran erinnern, aber wird dennoch fest genommen? Er musste dabei an einige Berichte im Fernsehen denken. Hin und wieder gab es Verbrecher, die behaupteten, dass sie nur taten was die Stimmen in ihrem Kopf verlangten. In der Regel wurde dies dann als psychische Erkrankung abgetan, aber was wenn dies in Wirklichkeit das Werk eines Dämonen war? Sie säßen dann unschuldig im Gefängnis oder in der Psychiatrie. Wenn ihm so etwas passieren würde, könnte er das nie verkraften. Es war einfach nur beängstigend wie einfach es den Baal offenbar fiel andere zu manipulieren und ihren Willen ausführen zu lassen. Ob nun durch einfache Worte oder diese gruslige Fähigkeit. Dann fiel ihm etwas auf. „Wo ist mein Schwert?!"

„Hier.", sagte Bon und der Nephilim atmete auf, als er das Schwert hoch hielt. „Azazel hat es reingeworfen, als du schon relativ tief drin warst. Aber dass wir hier alle landen, war wohl nicht geplant."

„Wir müssen sofort einen Weg zurück nach Assiah finden!", sagte Konekomaru verängstigt. „Wenn wir uns nicht beeilen, wird er uns finden!" Izumo schnaubte. „Ach und wie? Satan und scheinbar auch Rin sind die einzigen, die eine Gehennapforte öffnen können. Rin weiß sicher nicht wie es geht und Satan wird uns wohl kaum helfen, weil wir nett fragen."

„Also werden wir hier sterben?", fragte Shima resigniert. „Keiner wird hier sterben!", mischte sich Shura ein, welche sich um Shiemis blutendes Bein kümmerte. „Irgendeine Möglichkeit werden wir finden." Rin schwieg. Es war alles seine Schuld. Wenn er einfach mit Azazel mitgegangen wäre, würden seine Freunde vielleicht nicht hier sein. Warum brachte er allen, die ihm umgaben nur Unglück? Shiro, dem Mönchen im Stift, seinem eigenen Bruder und nun auch noch seinen Freunden. Er bemerkte, dass Shura ihn ansah. „Gib dir nicht die Schuld. Yukio und ich hätten früher bemerken müssen, dass etwas faul ist und die Hauptschuld hat Mephisto. Der Bastard hat uns hin geschickt, obwohl er wusste, dass Azazel dort war. Darauf wette ich."

„Vielleicht wusste er es doch nicht.", murmelte Shiemi, scheinbar kurz vor der Ohnmacht. Doch die rothaarige Exorzistin schüttelte den Kopf. „Er ist selber ein Dämonenkönig und Azazel ist damit sein jüngerer Bruder, da kann mir keiner erzählen, dass er es nicht wusste." Moment, was?! „Was soll das heißen?! Der Clown ist ein Dämonenkönig?!", entfuhr es Rin. Alle starrten ihn an. „Ähm...Okumura? Mephisto ist eigentlich Samael, Satans zweitältester Sohn und Herrscher von Raum und Zeit. Das steht sogar auf der ersten Seite in den Lehrbüchern.", antwortete Shima. Dem Nephilim stand der Mund offen. Der Clown?! Ein Dämonenkönig?! Ein Otaku war ein Sohn Satans?! ‚Warte, das bedeutet ja, dass er rein theoretisch mein...Halbbruder ist?!', realisierte er entsetzt. Andererseits...hatte Amaimon das damals nicht sogar im Park angedeutet? Das war's dann wohl mit seinem Weltbild. „Du wusstest das wirklich nicht?", fragte Izumo dumpf. „NEIN! WOHER DENN AUCH?!", explodierte der Halbdämon. „WAS HAT EIN DÄMONENKÖNIG BEI DEN EXORZISTEN VERLOREN?!" Shura verdrehte die Augen. „Hör endlich auf, rumzubrüllen! Mephisto hat sich damals der Ritterschaft angeschlossen und dient seit mehreren Jahrhunderten. Wir wissen nicht, was seine genauen Beweggründe sind. Gut möglich, dass er einfach Satan ärgern will. Aber jetzt zurück zum wesentlichen." Sie war mit Shiemi und Yukio fertig, also wandte sie sich wieder an die Adepten. „Shiemis Bein ist erst mal versorgt, aber sie wird Hilfe beim Laufen brauchen. Jetzt müssen wir erst mal zusehen, dass wir wieder von hier wegkommen."

„Das glaube ich wohl kaum.", sagte eine Stimme und ließ sie zusammenzuzucken. Rin sah nach oben auf den Felsen, wo nun eine Gestalt stand. Alle traten einen Schritt zurück, als diese heruntersprang und einige Meter vor ihnen landete. „Iblis, Dämonenkönig des Feuers. Was geht?" Natürlich rannten sie direkt in den nächsten Baal. Das Leben konnte so verdammt unfair sein. Iblis war ein extremer Gegensatz zu Azazel. Seine Haut war gebräunt, die Augen waren rot-orange und seine Haare sahen in Form und Farbe aus wie Flammen. Er trug außerdem schwarz-rot-orange Klamotten, was ihn nur noch mehr wie ein lebendiges Feuer aussehen ließ. Rin meinte zudem einige Goldpiercings in seinen Ohren zu sehen. Shura ging sofort in Angriffsstellung, woraufhin er nur grinste. „Du glaubst wirklich, dass du gegen mich eine Chance hast? Du bist entweder mutig oder dumm. Vielleicht auch lebensmüde." Shura schnaubte. „Und dachtest du wirklich, dass wir einfach so aufgeben?"

„Die meisten Exorzisten tendieren dazu, sich einzuscheißen, wenn sie einem von uns gegenüberstehen, also ja.", antwortete der Feuerkönig schulterzuckend und ließ seinen Blick über die Gruppe wandern, auch wenn Rin bemerkte, dass sein Blick etwas länger bei ihm hängen blieb. Kuro hatte gesagt, dass Iblis bezüglich Alter und Stärke auf Platz vier lag, also einen unter Azazel. Dennoch hatte er den schleichenden Verdacht, dass der Feuerkönig ihn genau so einfach besiegen konnte. Verdammt, er hatte sogar den Heimvorteil! „So, die ganze Bande ist also hier. Unerwartet, aber was soll's. Machen wir's kurz, ich hasse unnützes Gerede.", fuhr Iblis fort und wandte sich an Rin, welcher sofort versteifte. „Es war zwar am Anfang noch ganz witzig, aber jetzt ist Schluss mit Spielchen, kleiner Bruder. Komm freiwillig mit oder wir müssen es wohl auf die harte Tour machen." Der Nephilim warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Nenne mich nicht so! Und ich komme ganz sicher nicht mit dir mit!"

„Stur wie immer, hä? Diesmal wird es aber nicht viel bringen, Kleiner.", sagte eine neue, raue Stimme, welche der Nephilim jedoch sofort erkannte. „Astaroth.", knurrte er. Der Verwesungsdämon, welcher nun neben Iblis landete, grinste. „Also kennst du mich noch. Hast du mich vermisst?" Rin schnaubte. Natürlich kannte er ihn noch und hatte ihn absolut nicht vermisst, immerhin hatte er versucht ihm die Augen auszubrennen sowie das Stift in Schutt und Asche gelegt. Allerdings war es schon interessant, wenn man der Stimme endlich ein Gesicht zuordnen konnte. Astaroth sah absolut nicht wie Shiratori aus. Seine Haare waren grau und kurz, die Augen rot. Er war blass, wenn auch nicht so blass wie Azazel und hatte mehrere Silberpiercings in den Ohren und an den Augenbrauen. Er trug Punk Kleidung, von seinen Hörnern und seinem Schweif war nichts zu sehen. Dafür grinste er genauso dreckig wie er es in Erinnerung hatte. „Du kennst ihn?!", entfuhr es Bon. Der Halbdämon nickte, ohne seinen Blick abzuwenden. „Er war es, der Satans Flammen gewaltsam hervor geholt hat, indem er versucht hat meine Augen auszubrennen und anschließend unser Zuhause angegriffen." Astaroth verdrehte die Augen. „Ja, ok. Sorry. Ich war etwas übereifrig, aber kein Grund beleidigt zu sein. Ich wollte dir nur 'nen Gefallen tun."

„Indem du mir fast die Augen verbrennst, mein Zuhause angreifst, beinahe alle tötest und versuchst mich zu entführen?!", fauchte Rin. Nun war es Iblis, der die Augen verdrehte. „Wir wollten nur zurück, was uns gehört. Aber dieser verdammte Paladin musste ja alles ruinieren. Er hatte kein Recht, dich mitzunehmen!" Der Nephilim funkelte ihn wütend an. „Ich gehöre niemanden! Und abgesehen davon bin ich mehr als froh, dass ich bei ihm gelandet bin und nicht bei euch Psychos!"

„Gehenna, müsst ihr alle so laut brüllen? Ich bekomme Migräne.", beschwerte sich daraufhin Azazels Stimme. Er trat ebenfalls aus dem Nebel hervor, doch war nicht allein. Bei ihm war ein weiterer Dämon, höchstwahrscheinlich noch ein Baal. Wie viele kamen denn noch?! Er war kleiner als der Rest und wirkte zierlicher, doch Rin würde deswegen nie jemanden unterschätzen. Der Dämonenkönig war ebenfalls blass und hatte hüftlange Haare in verschiedenen Blautönen. Seine Augen und seine Kleidung war ebenfalls blau. Er sah Iblis und Astaroth genervt an. „Warum habt ihr uns nicht Bescheid gesagt?! Habt ihr eine Ahnung, wie lange wir hier schon rumrennen?!"

„Ach, komm runter und reg dich nicht auf, Egyn.", grummelte Iblis. „Ist ja nicht so, dass sie jetzt noch weglaufen könnten." Es musste wohl nicht erwähnt werden, dass die Exorzisten nun allmählich die Fassung verloren. Ein Dämonenkönig? Mehr als dumm gelaufen. Zwei? Sie waren des Todes. Aber gleich vier? Das war einfach durch alle Ringe der Hölle und am Ende wieder durchgekracht. Rin konnte Shura ansehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete, aber sie alle wussten, dass sie keine Chance hatten. Vielleicht könnte er ihnen mit seinen Flammen einige Verletzungen zufügen, doch das wäre es. Sie waren stärker und erfahrener als er. Anstatt jedoch Angst zu verspüren, kam die Wut ihn ihm hoch. Niemand würde für ihn sein Schicksal entscheiden und vor allem brachte niemand seine Freunde in Gefahr! Langsam griff er nach seinem Schwert, um die Überraschung auf seiner Seite zu haben, doch natürlich erfolglos, die Dämonenkönige bemerkten es sofort. „An deiner Stelle würde ich das sein lassen. Wir sind schneller als du.", kommentierte Azazel. Seine weißen Augen schienen ihn zu durchbohren, doch er machte nicht erneut den Fehler, ihn direkt anzusehen. Shura hatte nach wie vor ihr Schwert gezogen und stand in Angriffsposition. Wie um alles in der Welt sie allerdings aus dieser Sache rauskommen sollte, wusste noch keiner wirklich. Er beschloss Zeit zu schinden. „Woher wusstet ihr überhaupt, dass wir einen Auftrag im Hotel haben?", fragte er. Etwas besseres fiel ihm momentan nicht ein, um sie abzulenken und neugierig war er ebenfalls. Iblis zuckte mit den Schultern. „Sammy. Vater hatte genug von den ewigen Verzögerungen, also hat er Druck gemacht. Eigentlich sollte er dich ja schon am Tag der Beerdigung von dem Paladin herbringen, aber nein, natürlich musste er wieder seinen Kopf durchsetzen."

„Ihr meint Mephisto. Samael.", stellte Shura langsam fest, ohne die Dämonen aus den Augen zu lassen. Diese sahen sie abfällig an, bis auf Iblis. Er lachte nur. „Japp."

„Aber er arbeitet für die Ritterschaft...", murmelte Shiemi, jedoch hörten sie die Dämonen dennoch dank ihrer scharfen Sinne. Astaroth verdrehte die Augen. „Meine Fresse, ihr seid ein Haufen Idioten. Samael hat nie auf eurer Seite gestanden. Er hat den Orden ausspioniert und sabotiert." Die Exorzisten wurden blass. Mephisto war schon immer zwielichtig gewesen, doch damit hatten sie nicht gerechnet. Er hatte schon so lange mit den Exorzisten zusammengearbeitet. „Ach kommt, erzählt mir nicht, dass ihr Samael wirklich vertraut habt.", kicherte Egyn. „Er ist ein Dämon. Täuschung und Verrat liegen in unserer Natur. Die einzige Person, auf die wir hören, ist Vater. Shiro Fujimoto hat das auf die harte Tour gelernt.~"

„Was hat er damit zu tun?", zischte Yukio. „Großer Bruder war es, der den Paladin umgebracht hat.", antwortete die monotone Stimme Amaimons. Er war nun von wo auch immer zu ihnen gestoßen und hatte ebenfalls jemanden dabei. Dies konnte wohl nur Beelzebub sein. Seine grünen Haare gingen bis knapp zur Schulter, die Spitzen waren braun. Seine Augen waren verschiedenfarbig, eins war grün, das andere rot. Doch Rins Aufmerksamkeit galt eher den Worten des Erdkönigs. „Was hast du gesagt?!", entfuhr es ihm. Er vergaß sogar wütend bei Amaimons Anblick zu werden. Das war doch wohl hoffentlich ein Witz. „Samael hat den Paladin umgebracht. Irgendwie musste er ja die Vormundschaft für dich bekommen.", antwortete Beelzebub und betrachtete ihn prüfend als wolle er seine Reaktion einschätzen. Der Nephilim hatte das Gefühl als wäre ihm eine heftige Ohrfeige verpasst worden. Shiro...war von dem Clown getötet worden? „Warum so überrascht?", fragte Azazel gelangweilt. „Fandest du es nicht seltsam, dass niemand den genauen Todesumständen auf den Grund gegangen ist? Die Antwort ist einfach: Zahle genug Geld und du kannst machen, was du willst. Menschen sind verdammt einfach zu beeinflussen." Shura zitterte vor Wut ebenso wie Yukio, doch schlussendlich war es Rin, der die Nerven verlor. Mit einem animalischen Grollen zog er sein Schwert und stürzte sich auf die Baal. Diese schienen für den Bruchteil einer Sekunde überrascht, doch dann hatten sie sich wieder gefangen. Plötzlich waren sie nicht mehr vor ihm, sondern hinter ihm. ‚Scheiße.', war alles, was er denken konnte, dann wurde ihm das Schwert entrungen und Iblis und Astaroth hatten ihn fest im Griff, während Azazel ihm Kurikara abnahm. Das hätte er wirklich besser durchdenken sollen. „Das war wohl nichts, Kleiner.", stichelte der Feuerkönig. Shura setzte ebenfalls nach, doch es war eher eine Verzweiflungstat als alles andere. Das Kyoto Trio ging in Rezitier Stellung und Izumo hatte ihre Füchse heraufbeschworen, die sie sofort auf die Baal hetzte. Dies war zumindest der Plan gewesen. Stattdessen knickten die beiden winselnd vor Azazel ein. Izumos Gesicht wäre unter anderen Umständen ganz witzig gewesen, doch diesmal war Rin wirklich nicht zum Lachen. Dann, mit einer einfachen Handbewegung Azazels, drehten sie um und sprangen auf Izumo und Shura zu. Während die Adeptin zurückwich, griff Shura an und die Füchse verschwanden. „Wie hast du...", flüsterte Izumo entsetzt in Richtung Azazel. Dieser lachte leise. „Sie gehören zu meinem Gefolge. Und technisch gesehen Luzifer. Du magst ihre Beschwörerin sein, doch schlussendlich hören sie immer noch auf mich. Und jetzt sterbt." Er schnippte mit den Fingern und erneut kamen die Schatten, welche auf Rins Freunde und Yukio zuhielten. Alle schnappten nach Luft, als sie am Hals gegriffen und hoch gehoben. „Na das ist doch eine bekannte Situation. Ich frage mich, wem zuerst die Luft ausgeht.", überlegte Azazel laut. Die Baal lachten grausam und sahen mit sadistischem Amüsement zu. „Hör auf!", rief Rin und versuchte sich loszureißen, doch der Griff der beiden Dämonenkönige war unnachgiebig. Er konzentrierte sich auf seine Flammen, welche nach kurzer Verzögerung hervor kamen, doch zu seinem Entsetzten schienen sie keinen Schaden anzurichten. Astaroth lachte. „Diesmal nicht." Der Nephilim ignorierte sie ihn. „Lass sie los!", rief er Azazel zu. Dieser sah ihn kurz an und zuckte mit den Schultern. „Gut, wie du willst." Er ließ sie fallen und sie kamen hart auf den Boden auf. Erneut lachten die Dämonen. Das Ganze war eine Machtdemonstration und die Exorzisten zogen eindeutig den Kürzeren. Alle wussten es. „So wen bringen wir als erstes um und vor allem wie?", erkundigte sich Egyn. „Ich bin ja dafür, dass wir sie behalten und ein wenig quälen. Ist immer ganz lustig. Dibs auf ihre Augen, Herzen und Gehirne übrigens."

„Kann ich mit leben. Wollen wir sie später kochen lassen? Ist lange her, dass wir Menschenfleisch hatten.", kommentierte Amaimon trocken und eine Miene zu verziehen. „Pah, da ist kaum was dran.", knurrte Astaroth. „Aber ich würde zu der Haut und den Knochen nicht nein sagen. Ich brauche was, um mal wieder was neues zu erschaffen. Dank der Exorzisten kratzen bei mir alle reihenweise ab."

„Dann will ich das Fleisch für meine Insekten.", meldete sich Beelzebub an. „Wenn ich es mir recht überlege, können wir sie gleich so rein werfen. Sie mögen es lieber, wenn es noch zappelt."

„Beel, keinen interessieren deine Insekten.", wies Astaroth ihn hin.

„Genauso wenig wie deine Ghule!" Sie kamen nun richtig in Fahrt und Rin wurde immer übler. Seine Freunde schienen sich von Azazels Angriff zu erholen, aber sie waren dennoch in Gefahr. Diese Psychos würden sie umbringen, wenn er nichts unternahm! „Jetzt seid endlich still, ihr nervt!", unterbrach Azazel das Gezanke. „Ich erledige sie jetzt, ihre Körper können hier meinetwegen verrotten."

„Spielverderber.", schmollte Egyn. „Aber echt.", seufzte Iblis. „Du mutierst noch zu Lu."

„Da Vater, Luzifer und Samael nicht hier sind, hab ich nun mal den undankbaren Job euch anzuführen, also beschwert euch nicht.", knurrte Azazel. „Dieser Mist dauert schon viel zu lange und ist zu anstrengend." Iblis seufzte. „Gut. Aber dann lass es mich wesentlich erledigen. Wetten ich kann sie innerhalb von zehn Sekunden komplett zu Asche verbrennen?"

„Tu, was du nicht lassen kannst."

Iblis grinste, ließ Rin los (woraufhin Astaroth gleich den zweiten Arm festhielt) und begann in einer Hand mit seinen Flammen zu spielen. „STOPP!", schrie der Halbdämon ihn an, doch er regierte nicht. Er beschloss die Strategie zu wechseln. „Hör auf!", grolle er und versuchte möglichst bedrohlich zu klingen. Tatsächlich ließ Iblis sein Feuer wieder erlöschen und drehte sich grinsend zu ihm. „Was, willst du es lieber selbst tun?"

„Lass sie in Ruhe oder ich verbrenne dich!" Die Baal lachten und Iblis tat als würde er erschaudern. „Ich zittere schon vor Angst. Ne, nur Spaß. Du bist ungefähr so bedrohlich wie ein aufgeplustertes Küken." Rin gab sich Mühe wegen des peinlichen Vergleichs nicht zu erröten. Offensichtlich funktionierte es nicht mit Drohungen und Flucht war nicht möglich, also musste er erneut die Taktik wechseln. „Ihr wollt mich, also lasst sie bitte gehen! Sie haben hiermit nichts zu tun!"

„R-Rin nicht...", stieß Yukio hervor, doch der Nephilim ignorierte sie. „Bitte. Ich komme mit euch mit, aber lasst sie in Ruhe." Egyn schnaubte. „Warum sollen wir? Wir haben dich schon, es springt also nichts für uns raus. Hättest du schon von Anfang an auf uns gehört, wäre nichts von all dem hier passiert. Sieh es als Lektion an. Kleine Geschwister sollten immer auf die älteren hören, meinst du nicht auch? So lernst du es."

„Abgesehen davon sind es nur Menschen.", kommentierte Amaimon. „Sie stehen weit unter uns, es hat keinen Sinn Zeit mit ihnen zu verschwenden.", bestätigte Astaroth. „Was wisst ihr schon?!", fauchte Rin. „Sie sind meine Freunde und ich werde ganz sicher nicht rum sitzen und zusehen, wie ihr sie umbringt!" Azazel schnaubte. „Freunde? Mach dir nichts vor. Sie sind Exorzisten, du bist ein Nephilim. Das kann nicht funktionieren. Sie werden dich nie als einen der ihren betrachten. Sie werden in dir immer Vater sehen und sobald der Vatikan entschieden hätte dich umzubringen, hätten sie daneben gestanden. Oder es vielleicht sogar selbst getan? Abgesehen davon gibt es sowas wie Freundschaft nicht. Freunde sind Feinde, die dich noch nicht angegriffen haben, aber das Messer haben sie schon hinter dem Rücken versteckt." Er stand nun vor ihm und starrte ihn durchdringend an. „Diese ganzen Sprüche von wegen, dass man sich seine Familie selbst aussuchst ist Quatsch, es zählt das Blut. Wir können nur uns gegenseitig und Vater vertrauen, der Rest wird einen immer im Dreck sehen wollen." In seiner Stimme lag eine gewisse Bitterkeit, die Rin aufhorchen ließ. War es dem Baal selbst so ergangen? Wenn er jedoch die Gesichtsausdrücke der anderen Dämonenkönige betrachtete, konnte er davon ausgehen, dass sie alle diese Erfahrung gemacht hatten. „Ich weiß nicht, was ihr erlebt habt, um so zu denken.", zischte er. „Aber ihr liegt falsch. Sie würden mich nicht verraten-" Iblis lachte. „Doch das würden sie, um ihr erbärmliches Leben zu retten. Menschen sind ziemlich wankelmütig, sie haben andere schon für unwichtigere Dinge verraten. Geld, Macht, Männer oder Frauen...die Liste ist lang."

„Hört auf diesen Mist zu erzählen.", presste Bon hervor, welcher sich wieder hochgequält hatte. Er wandte sich an Rin, die bohrenden Blicke der Dämonen ignorierend. „Okumura, wage es ja nicht denen zuzuhören! Sie wollen dich nur manipulieren!" Der Rest nickte erschöpft. Shura hatte sich ebenfalls endlich aufgerappelt und griff erneut ihr Schwert. Die Dämonenkönige wirkten genervt, Iblis grinste dagegen. „Du stehst noch? Du weißt, dass ihr unterlegen seid, oder? Gib auf." Shura schnaubte. „Nicht solange ich atme. Ich werde ganz sicher nicht zusehen, wie ihr einen Haufen Kinder umbringt und ich werde euch nicht Rin überlassen." Endlich hatten sich die restlichen Adepten sowie Yukio aufgerappelt. Sie sahen ziemlich fertig, aber entschlossen aus. „Da kommt einem ja die Kotze hoch.", murmelte Astaroth. „Ich habe genug. Iblis, erledige sie endlich oder ich tu's selbst. Ich wette allerspätestens dann fangen sie an zu rennen." Iblis nickte und ließ erneut das Feuer auflodern. Die Exorzisten gingen in Angriffsstellung, Rin drehte innerlich durch. ‚Verdammt, Verdammt, Verdammt...! Was soll ich tun?' Dann kam er ausgerechnet durch Astaroths Worte auf eine Idee. ‚Wette...' Iblis war dabei auszuholen, dann beschloss er, dass es keine andere Möglichkeit gab. „Machen wir eine Wette!", rief er in seiner letzten Verzweiflung. Iblis hielt inne und die anderen Dämonenkönige schienen überrascht. Die Exorzisten sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Azazel blinzelte verwirrt. „...Wie bitte?", fragte er verdutzt. ‚Oh Scheiße, was hab ich mir jetzt wieder eingebrockt...', dachte Rin, doch es gab kein Zurück mehr, also konnte er es genauso gut durchziehen. „Machen wir eine Wette.", wiederholte er. „Dämonen stehen auf sowas oder?" Zumindest hoffte er es. Samael hatte eine Wette mit dem Vatikan gemacht, um ihn zu retten, Azazel mit den Hotelbesitzern und in Filmen taten sie es auch gern. Und zogen ihre Vertragspartner über den Tisch. Langsam zweifelte er, aber da es keine andere Möglichkeit mehr gab, redete er weiter. „Ich beweise euch, dass meine Freunde zu mir halten indem wir zusammen einen Weg hier raus suchen." Beelzebub schnaubte verächtlich. „Als ob. Das ist unmöglich."

„Er hat Recht.", sprang Iblis ein. „Dieser Ort hier liegt zwischen Gehenna und dem Geisterreich. Die Menschen nennen es Fegefeuer. Hier kommen alle Seelen rein, die es verdienen und hin und wieder Dämonen und Menschen die uns nerven. Hier kommt ihr alleine nie wieder raus." Azazel schüttelte langsam den Kopf. „Nein...eine Möglichkeit gibt es...aber selbst wenn, ist es aussichtslos." Er sah Rin erneut an. „Dieser Ort lässt einen seine schlimmsten Erinnerungen und die größten Ängste durchleben. Man wird dem eigenen Versagen konfrontiert, Verlusten, Reue.... es folgt Paranoia, man weiß nicht mehr, was real ist. Dabei verliert man dann langsam den Verstand bis der Tod kommt und für immer als ruhelose Seele umherirrt. Man spürt den Schmerz seines Todes, verspürt Hunger und Durst, doch kann nichts tun, um es zu beenden. Bis schlussendlich nichts mehr übrig als eine leere Hülle, die alle Lebenden hier angreift. Sterbliche sind hier verloren." Rin sah ihn entschlossen an. „Aber wenn du sie jetzt tötest, werden sie das gleiche Schicksal erleiden, oder?" Der Geisterkönig antwortete nicht, aber sein Blick war Antwort genug. „Also was ist jetzt mit der Wette?", hakte der Nephilim nach. „Vergiss es-", setzte Egyn an, doch Azazel unterbrach ihn. „Na gut."

„Was?!", entfuhr es den anderen Dämonenkönigen, doch er ignorierte sie. „Allerdings müssen deine....Freunde auch einverstanden sein, sonst wird es nichts." Er nickte Astaroth zu, welcher ihn widerwillig los ließ. Der Nephilim war sich unsicher, ob es Trick war, daher ließ er die Dämonen nicht aus den Augen, als er zu den anderen lief. Die jüngere Baal hatten begonnen leise in einer anderen Sprache auf Azazel einzureden, welcher jedoch keine Miene verzog. „Rin ist alles ok?", flüsterte Shiemi. Er nickte langsam. „Ja es geht. Was ist mit euch?"

„Ich hab zu viel Adrenalin im Körper um Angst zu haben. Sonst wäre ich schon umgekippt.", murmelte Renzo. Er war kreidebleich, ebenso wie der Rest. „Rin, was hast du dir dabei gedacht eine Wette vorzuschlagen?", fragte Yukio fast schon hysterisch. „Sie sind Dämonen und Dämonen schummeln. Wir haben keine Chance!"

„Entweder wir versuchen es oder sie schleifen mich zu Satan und ihr seid hier für immer gefangen. Also was soll's sein?", grummelte Rin genervt. „Das ist die einzige Möglichkeit alle lebend raus zu bekommen." Shura stimmte widerwillig zu. „Ich fürchte, er hat recht. Andernfalls sitzen wir hier für immer fest und Assiah ist erledigt. Satan hätte mit Rin sein passendes Gefäß. Wir haben keine Wahl." Der Rest stimmte ebenfalls zu. Rin wandte sich wieder an die Baal. „Es sind alle einverstanden." Azazel nickte und trat näher an sie heran. „Gut, dann legen wir jetzt den Deal fest. Es ist nach japanischer Zeit 21:00 Uhr. Wir geben euch 6 Stunden Zeit, also bis 3:00 Uhr morgens. Dabei gelten einige Regeln. Erstens: Es gibt eine Möglichkeit hier ohne unsere Hilfe herauszukommen. Auf einer Lichtung, irgendwo versteckt, gibt es ein altes Tor, welches früher als eine Verbindung zu Assiah fungierte. Allerdings müsst ihr es reaktivieren indem ihr die fehlenden Teile einsammelt. Ihr werdet sie erkennen, wenn ihr sie sieht. Sie sind überall verstreut. Insgesamt sind es acht Teile. Es spielt keine Rolle wer wie viele findet, Hauptsache ihr findet sie." Alle nickten. Das klang verständlich. Azazel fuhr also fort. „Zweitens: Wie gesagt werdet ihr hier mit Illusionen, Erinnerungen und Ängsten konfrontiert. Ihr müsste diese alle überwinden, ohne Ausnahme. Wenn auch nur einer von euch eine einzige Sache in den Sand setzt, war's das für alle. Und Drittens: Wenn die Zeit abläuft und ihr habt nicht alles erledigt, verliert ihr. Außerdem müsst ihr unter allen Umständen zusammenhalten. Wenn einer von euch jemanden im Stich lässt oder sogar ein Kampf ausbricht, ist es vorbei. Solltet ihr gewinnen -wovon ich nicht ausgehe- könnt ihr alle gehen. Solltet ihr allerdings verlieren, werdet ihr alle für immer gefangen sein und wir holen uns, was uns zusteht." Sein Blick fiel auf Rin, welcher ihn nur böse anstarrte. „Einverstanden?" Rin schüttelte den Kopf. „Ihr dürft keinen von uns angreifen, verletzen oder töten. Oder mit irgendetwas drohen, damit jemand aufgibt. Und ich will mein Schwert zurück!" Er wusste, dass diese zusätzlichen Bedingungen eine gute Entscheidung gewesen war, als die anderen Baal das Gesicht verzogen. Azazel überlegte kurz, dann summte er zustimmend und warf Rin das Schwert zu, welches er etwas überrascht auffing. „Einverstanden. Sonst noch was?"

„Ihr dürft uns nicht nach Assiah folgen und versuchen euch dort Rin zu schnappen. Oder sonst jemanden, um ihn zu erpressen.", fügte Shura hinzu. Wieder wirkten sie genervt. Der Geisterkönig verdrehte die Augen. „In Ordnung. Das war's dann?" Alle Exorzisten überlegten, doch mehr fiel ihnen nicht ein. „Woher wissen wir, dass wir euch wirklich glauben können?", fragte Izumo. „Wir Dämonen müssen uns immer an unsere Abmachungen halten. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz.", antwortete der Schwarzhaarige. Etwas sagte Rin, dass dies stimmte, also nickte er. „Wir haben eine Abmachung."

„Gut, dann schlag ein", sagte Azazel und hielt ihm die Hand hin. Für eine Sekunde zögerte der Nephilim, dann leistete er der Aufforderung Folge. „Deal." Eine seltsame Wärme kroch seine Finger hoch, über sein Handgelenk und seinen Arm hinauf. Dann wandelte es sich in eine starre Kälte um und Rin meinte eine Art Geflecht um ihre Hände zu sehen. Irgendwie wusste er, dass der Vertrag damit gelungen und nicht mehr anzufechten war. „Dann ist es besiegelt.", murmelte der Geisterkönig. „Ich bin gespannt, was rauskommt. Wirklich. Man sieht sich." Damit verschwand er in schwarzem Rauch, gefolgt von den übrigen Baal, welche etwas vor sich hin grummelten. Der Halbdämon wollte sich gerade zu seinen Freunden umdrehen, als die Umgebung begann zu verschwimmen. Langsam fragte er sich, ob dieser Deal wirklich eine gute Idee gewesen war.

Fegefeuer (Wird momentan überarbeitet!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt