Das Spiel beginnt

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Und bevor es in den Urlaub geht, gibt es hier noch ein Kapitel. Es ist nochmal ruhig, im nächsten Kapitel geht es dann los mit den ganzen Visionen und Hindernissen. Warnungen: Leichte Spoiler für Shuras und Izumos Vergangenheit und Andeutung sexueller Inhalte (ich habe keine Ahnung wie ich es sonst nennen soll XD).

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Azazel verließ endlich den Palast seines Vaters. Genau wie es die anderen voraus gesagt hatten, war der Dämonengott zu Beginn alles andere als begeistert von seiner spontanen Planänderung gewesen, doch schlussendlich hatte er es geschafft, den Dämonengott von seiner Idee zu überzeugen. Wahrscheinlich würden die Exorzisten es ohnehin vergeigen lange bevor die sechs Stunden um wären. Er teleportierte sich zu dem Treffpunkt, wo seine Geschwister bereits warteten. „Da du kein Haufen Asche bist, war er wohl einverstanden?", fragte Iblis und Azazel nickte. „Er war ziemlich sauer, weil ich einfach den Plan geändert habe, ohne ihn zu fragen, aber er stimmt mir zu, also legen wir direkt los. Ich rede mit Rin, seinen Menschenbruder nehmen wir uns zusammen vor und den Rest habt ihr euch hoffentlich schon aufgeteilt." Die Baal nickten zustimmend. „Ja, aber einer von uns muss noch den Adepten mit der Brille übernehmen, sonst geht es nicht auf.", wies Beelzebub hin. „Ich kann das machen.", grinste Iblis. „Wird sicher lustig." Azazel brummte nur. „Gut, dann fangen wir an."


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Rin richtete sich stöhnend auf und rieb seine Stirn. Gleich zwei Mal an einem Tag bewusstlos zu werden, war auf jeden Fall kein Spaß. Er stand langsam auf und sah sich um. Er schien sich an einem anderen Ort zu befinden, jedoch war von seinen Freunden nichts zu sehen. Sein Magen verkrampfte sich. Hatten die Dämonenkönige ihn hereingelegt? Andererseits...wenn er so darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass nie jemand gesagt hatte, dass sie zusammen bleiben würden. Super, schon war die erste Lücke im Vertrag gefunden worden. Immerhin hatte er darauf bestanden, sein Schwert zu behalten, sonst wäre er es sicher ebenfalls los geworden. „Verdammte Dämonen...", grummelte er vor sich hin und bekam den Schreck seines Lebens, als ihm jemand antwortete. „Du weißt schon, dass du selbst einer bist, oder?" Er fuhr herum und starrte Azazel wütend an. „Was willst du schon wieder?!" Dieser hob abwehrend die Hände. „Jetzt beruhige dich mal. Kein Grund mich gleich anzufahren." Der Nephilim schnaubte abwertend. „Wegen dir ist dieser ganze Schlamassel erst los gegangen." Der Geisterkönig schien unbeeindruckt. „Wärst du einfach mit mir mit gekommen, würden du und deine "Freunde" nicht in dieser Situation sein. Sieh es als Lektion an." Rin schnaubte genervt und wandte sich zum gehen. „Ich streite mich jetzt nicht deswegen. Lass mich einfach -" Weiter kam er nicht, denn Azazel stand plötzlich neben ihm, griff seinen Schweif und zog ihn damit zurück. Zwar tat es nicht weh, aber unangenehm war es dennoch. „Was-?! Fass da nicht an!", entfuhr es Rin mit einer etwas höheren Stimme als normal, doch der Dämonenkönig verstärkte seinen Griff nur und entlockte ihm damit ein erschrockenen Laut. „Du bleibst gefälligst hier, wenn ich mit dir rede. Ich bin älter und stärker als du, also solltest du besser auf mich hören. Den solltest du übrigens wirklich nicht so offen raus hängen lassen. Das ist einer unserer größten Schwachstellen, darum lassen wir höchstens Familienmitglieder ran." Er runzelte die Stirn und betrachtete missbilligend den Schweif, insbesondere das Fell am Ende. „Samael hat dir offensichtlich nicht gezeigt wie man sich darum kümmert. Schätze, den müssen wir erst mal waschen, wenn wir Zuhause sind..." Rin funkelte ihn wütend an. „Nimm die Finger weg, mein Schweif ist vollkommen in Ordnung! Warum könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Yukio scheint euch doch auch egal zu sein." Azazel seufzte genervt. „Du kannst eine ganz schön nervige Göre sein, hat dir das schon mal jemand gesagt? Nicht dass die anderen besser sind...aber ja, du hast recht: Uns ist Yukio relativ schnuppe. Er ist ein Mensch und ein Exorzist, meinetwegen kann er sterben." Rin war verwirrt. „Ich mache zur Zeit eine Ausbildung zum Exorzisten, wo liegt da bitte der Unterschied?!" Er erhielt ein weiteres Seufzen. „Du weißt gar nichts über Dämonen, oder?", grummelte Azazel und ließ endlich den Schweif los, welchen Rin sofort zusammenrollten und möglichst weit weg hielt. „Wie nervig...es ist als würde man mit einem Kleinkind reden. Aber egal, du kannst es wohl nicht wissen. Da er ein kompletter Mensch ist und jegliche Verbindungen zu uns abgebrochen hat -davon gab es ohnehin nie viele-, ist er in gewisser Weise aus dieser Familie geflogen. Er ist zu verblendet, als das er auf Logik hören würde und hat die Exorzisten, unsere Todfeinde, über das eigene Blut gestellt. Kennst du den Ausdruck "Auge um Auge, Zahn um Zahn"? Ironischerweise ein Zitat aus der Bibel, aber passend. Er behandelt uns als Feinde und weigert sich zuzuhören, also tun wir dasselbe. Du dagegen bist ein Sonderfall. Du weißt erst seit kurzem wer und was du bist. Du weißt es nicht besser, also ist es noch nicht zu spät für dich."

„Ich werde meine Meinung nicht ändern.", fauchte Rin. „Mein Vater ist Shiro Fujimoto und mein Bruder ist Yukio! Ihr seid nichts für mich! Ich werde Satan in den Arsch treten und euch allen gleich mit!" Für einen Moment herrschte, dann begann Azazel unerwarteterweise zu lachen und Rin bleckte wütend die Zähne. Was war daran so witzig?! „Du willst Vater besiegen?!", stieß der Geisterkönig immer noch lachend hervor. „Ha, das ist zu gut! Als ob!" Langsam flaute sein Lachen ab, aber er grinste nun hämisch. „Vergiss das ganz schnell wieder. Nicht mal wir alle acht zusammen können ihm das Wasser reichen. Er hat beim Training immer den Boden mit uns gewischt und sich dabei noch zurückgehalten. Du hättest keine Chance, selbst wenn du die Flammen komplett im Griff hättest, schlussendlich werden sie immer auf Vater hören. Er wurde noch nie besiegt" Das klang wirklich nicht gut. Wenn sogar alle acht Baal den Kürzeren zogen, konnte er gleich einpacken. ‚Nein.', dachte Rin entschlossen und sah Azazel herausfordernd an. „Dann werde ich wohl der erste sein." Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen und schlug wieder seinen gelangweilten Tonfall an. „Na, wenn du meinst. Dann stell dich auf eine lange Zeit im Krankenbett ein, denn er mag es absolut nicht, wenn man sich gegen ihn stellt. Frag Samael, der kann ein Lied von singen, aber zurück zum wesentlichen. Ich gebe dir eine letzte Möglichkeit aus dem Deal auszusteigen. Du wirst im Fegefeuer mit Dingen konfrontiert werden, die dich um den Verstand bringen können. Erspare dir die Schmerzen und komme einfach mit. Was interessieren dich die anderen überhaupt? Sie werden-"

„Spar dir die Rede.", unterbrach Rin ihn, wovon Azazel nicht begeistert zu sein schien, aber er hörte sich seine Antwort an. „Ich vertraue meinen Freunden und Yukio. Mir ist egal, ob du mich dafür für dumm oder naiv hälst, aber wage es ja nicht schlecht über sie zu reden! Wir werden hier rauskommen und irgendwann werden Satan und ihr für alles bezahlen." Das Gesicht des Dämonenkönigs zeigte keine Regung, seine Arme waren verschränkt und er sah Rin durchdringend an. „Dein Vertrauen in deine Freunde wird dir den Hals kosten, aber gut. Wenn du es dir anders überlegst, rufe einfach meinen Namen, dann werde ich dich hier raus holen. Die Wette gilt damit natürlich als verloren." Der Halbdämon schnaubte. „Wird nicht passieren. Wir kommen hier allein raus." Azazel schüttelte den Kopf. „Sage nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe. Gut, dann wirst du eben durch Schmerzen lernen. Man sieht sich. Die sechs Stunden beginnen...jetzt." Damit verschwand er in der bereits bekannten schwarzen Rauchwolke. Rin war genervt. „Für wen hält sich dieser Kerl eigentlich?", grummelte er. Sie würden auf jeden Fall entkommen und er würde Satan in den Arsch treten! Mit neugefundener Entschlossenheit schulterte er Kurikara und machte sich auf den Weg.


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Shura war genervt. Erst liefen sie einem Dämonenkönig in die Falle, dann landeten sie in Gehenna, machten einen mehr als riskanten Deal mit den Baal und jetzt war sie auch noch allein irgendwo im nirgendwo. Auf jeden Fall schien sie um einiges weiter von ihrem Ausgangspunkt weg zu sein, denn hier wirkte die Gegend anders. Schwarze Felsen waren vermehrt zu sehen, Asche lag auf dem verbranntem Boden, auf den Bäumen, den Felsen und wirbelte durch die Luft. Außerdem war es ziemlich heiß. War das Fegefeuer vielleicht unter den Baal aufgeteilt und sie war in Iblis' Teil gelandet? So oder so musste sie die anderen finden, immerhin waren sie eindeutig zu jung und unerfahren, um hier alleine umher zu stolpern! Yukio würde es vielleicht eine Weile gut gehen, aber ihr wäre es lieber, wenn sie zusammen blieben. Ohne große Wahl schlug sie den nächst besten Weg ein, wo es nun zusätzlich nach Schwefel, verbranntem Holz und Rauch roch. Die Wege sahen überall gleich aus, nichts zeigte, ob sie Fortschritte machte oder im Kreis lief. Es war verdammt frustrierend. „Ach komm, langsam müsste sich hier doch mal was ändern!", fauchte sie. „Naw, gefällt es dir etwa nicht? Ich finde es hier noch am angenehmsten." Ohne zu zögern, zog Shura ihr Schwert, fuhr herum und griff an. Natürlich verfehlte sie ihr Ziel und Iblis grinste. „Du hast mich wohl vermisst, wie?" Shura schnaubte. „Nicht wirklich. Was willst du?"

„Direkt zur Sache wie? Gefällt mir.", lachte der Feuerkönig, dann wurde er etwas ernster. „Ich denke, wir wissen beide, dass ihr am Arsch seid. Ihr werdet hier sterben. Allerdings gebe ich zu, dass ich dich nur ungern gehen sehen würde." Shura hob eine Augenbraue. „Aha. Soll heißen?" Wieder grinste Iblis und trat einen Schritt näher. „Du interessierst mich, Shura. Du bist anders als die meisten sterblichen Frauen, denen ich bisher begegnet bin und anders als jede Dämonin, die ich kenne. Und ich habe so das Gefühl, dass du mich auch nicht uninteressant findest." Die Exorzistin verdrehte die Augen und hinterfragte gar nicht erst woher er ihren Namen kannte. „Klingt eher danach, als wärst du etwas zu sehr von dir selbst überzeugt und wenn du glaubt, dass ich die anderen verrate, liegst du ganz daneben." Iblis Grinsen weitete sich und er trat noch näher. Erst jetz fiel Shura auf, dass sie fast mit dem Rücken an einem Felsen stand. Na toll. „Und was wäre, wenn ich dir etwas anbiete, zu dem du nicht nein sagen kannst?", fragte der Feuerdämon, woraufhin sie herablassend schnaubte. „Es gibt nichts, was du mir anbieten könntest. Also hau ab, damit ich weiter diese Stücken suchen kann!" Der Feuerkönig schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, das hier geht nicht von der Zeit ab." Er stand nun direkt vor ihn, doch als sie ihn angreifen wollte, griff er einfach ihr Handgelenk, nahm ihr das Schwert ab und warf es beiseite. Dann lehnte er sich so nach vorne, dass er mit seinem Kopf direkt neben ihrem war. „Was würdest du davon halten, meine Königin zu werden?~", flüsterte er ihr ins Ohr. Shura hatte mit allem gerechnet, aber nicht hiermit. „Was-?!" Iblis unterbrach sie. „Nicht nur das. Ich könnte diesen lästigen Fluch von dir nehmen. Dich vielleicht sogar unsterblich machen. Du willst doch sicher nicht so jung sterben, oder?" Er trat wieder einen Schritt zurück. „Wenn du ja sagst, könntest du alles haben und müsstest dich nie wieder um irgendetwas sorgen."

„Kauf ich dir nicht ab.", knurrte sie, ihren rasenden Puls ignorierend. Sie würde ganz sicher nicht auf einen Dämon reinfallen! „Als ob du wirklich an mir interessiert wärst. Du willst mich nur dazu bringen, die anderen zu verraten. Abgesehen davon habe ich null Interesse an dir." Der Feuerkönig seufzte. „Rede dir nichts ein, du liegst falsch. Ich könnte ausnahmslos jeden haben. Wenn ich einfach in das nächstbeste Dorf gehe und sage "Du, du, du und du, heute Abend in mein Bett, sehen sie das sogar als Ehre an. Sie tun immer alles, was man ihnen sagt, ohne zu zögern. Einmal habe ich einem Mädchen aus Langeweile heraus gesagt, sie soll sich die Augen rausreißen und sie hat's wirklich gemacht." Shura sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Dein Ernst?!" Iblis seufzte. „Japp, hab' ich auch nicht erwartet, aber siehst du? Total langweilig."

„Ich hätte bei deinem Anblick genauso reagiert.", antworte sie, bemüht gehässig und nicht verstört zu klingen, doch der Dämon grinste nur. „Ich will nicht irgendein kaputtes Spielzeug haben, dass keinen eigenen Willen besitzt. Ich will jemanden, der mich raus fordert." Er lachte, als er Shuras Gesicht sah. „Ja, ich meine es ernst. Du bist schön, intelligent, willensstark und du weißt, was du willst. Du wirst es nicht bereuen, wenn du ja sagst. Ich kann dir alles geben und dir jeden Wunsch erfüllen. Abgesehen davon hatte ich schon viele Partner gehabt, ich kann also dafür sorgen, dass du dich besser fühlst, als es je irgendein Sterblicher könnte.~" Die Rothaarige warf ihm einen mörderischen Blick zu. „Nein, danke!", zischte sie, Iblis wirkte allerdings nur amüsiert. „Ach wirklich? Du solltest wissen, dass ich deine Gedanken und Gefühle lesen und deinen Herzschlag hören kann. Die sagen was anderes. Ich glaube, du findest mich gar nicht schlecht." Shura wollte protestierten, doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte der Dämon seine Lippen auf ihre gepresst und küsste sie. ‚Wow, er ist ein guter Küsser!', war Shuras erster Gedanke. Für einige Sekunden war sie zu überrumpelt, um zu reagieren. Natürlich hatte sie schon Männer geküsst, aber das hier war ein Dämonenkönig! Es fühlte sich gar nicht so anders an wie bei einem Menschen, wenn man von den Zähnen absah. ‚Allerdings ist er schon irgendwie attraktiv...Nein, reiß dich zusammen!', dachte sie. Endlich hatte sie realisiert, was passierte. Sie begann sie zu zappeln und wollte ihn wegschieben, doch er war zu stark. Schlussendlich versuchte die Exorzistin, ihr Knie zwischen seine Beine zu rammen. Es ging daneben, aber er ließ sie endlich los. Aus Reflex verpasste Shura ihm zusätzlich eine Ohrfeige, was ihn jedoch nicht zu stören schien. „Ziemlich temperamentvoll.~", kommentierte er. „Dabei schien es dir gefallen zu haben." Shura funkelte ihn wütend an. „Tu das nochmal und ich-" Iblis hob abwehrend beide Hände. „Ok, Ok. Aber es ist nicht meine Schuld, dass du es nicht wahrhaben willst. Wie auch immer: Mein Angebot steht. Ich könnte dich zu meiner Königin machen und den Fluch von dir nehmen. Du könntest alles haben, was du willst und dafür musst du dich mir nur hingeben."

„Ich bin nicht so naiv darauf reinzufallen! Ich bin nicht interessiert an dir und selbst wenn, würdest du mich nur los werden, wenn ich dir zu langweilig werde.", zischte sie. Iblis zuckte mit den Schultern. „Tja, schätze du müsstest anfangs noch zeigen, dass du mich aushalten kannst. Und wir Dämonen sind recht sprunghaft, kann also gut sein, dass ich mir hin und wieder mit wem anders die Zeit vertreibe, ist aber nichts persönliches und solange du durchhältst, ist alles gut.~"

„Du bist widerlich.", fauchte Shura. „Meine Antwort ist immer noch nein! Mir ist es egal, wenn ich früh sterben muss! Ich werde die anderen dafür nicht sterben lassen oder euch Rin überlassen!" Iblis zuckte erneut mit den Schultern. „Um diese Adepten ist es nun echt nicht schade, Assiah ist sowieso überbevölkert. Da tun ein paar Tote sogar ganz gut." Wenn Blicke töten könnten, wäre von ihm nicht mehr viel übrig geblieben, doch er fuhr unbeeindruckt fort. „Und was ist so schlimm daran, wenn wir Rin zurückbekommen? Du tust ja grad so, als würden wir ihn foltern und zu einer willenlosen Marionette machen wollen. Er ist unser Bruder und gehört hier her. In Assiah wird er immer in Gefahr sein. Was wenn der Vatikan mal wieder seine fünf Minuten hat und ihn hinrichten lässt, weil er mal jemanden falsch angesehen hat? Und dieser Tag wird kommen. Selbst wenn er fliehen kann, werden sie ihn durch ganz Assiah jagen, hier ist er dagegen sicher. Ohne uns ist er erledigt. Wir wollen nur, dass unser Babybruder endlich nach Hause kommt, damit wir ihm endlich das geben können, was ihm schon immer zustand."

„Ja klar. Ihr macht euch nur Sorgen um sein Wohlbefinden.", erwiderte Shura, die Stimme mit Sarkasmus triefend. „Es hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass Satan mit ihm endlich das nötige Gefäß hätte, um Assiah zu erobern." Er verdrehte die Augen. „Das ist nur ein Bonus. Wir wollen ihn so oder so zurück, auch wenn er nicht die Flammen hätte. Die Exorzisten hatten kein Recht ihn wegzunehmen. Früher oder später wird er einsehen, dass er einer von uns ist." Sie schnaubte. „Wohl kaum. Und ich bezweifle, dass Satan ihn nett fragen wird, ob er sich seinen Körper borgen kann. Warum wollt ihr eigentlich nicht Yukio?"

„Er ist ein Mensch und würde hier sterben. Außerdem hat er sich selbst ausgeschlossen, aber egal. Rin wird bald auf unserer Seite sein. Vater und wir können seeeehr überzeugend nein. Wir bekommen immer was wir wollen, egal was kosten mag."

„Tja, dann viel Spaß, weil ihr euch an Rin die Zähne ausbeißen werdet.", höhnte Shura, auch wenn sie sich immer mehr Sorgen um den Jugendlichen machte. Sobald sie wieder in Assiah waren, musste sie sich wirklich etwas einfallen lassen, um ihn vor seiner dämonischen Familie zu beschützen. Laut der Abmachung durften sie Rin zwar nicht folgen, aber wer wusste schon wie lange dies galt. Hinzu kam, dass sie ihm dennoch weiterhin Dämonen auf den Hals hetzen konnten. Wenn sie so darüber nachdachte, wurde ihr sogar bewusst, dass Lucifer ihn sogar einfach durch die Illuminati entführen lassen konnte. Sie waren normale Menschen und konnten sich leicht auf das Gelände der Akademie schleichen oder ihm anderswo auflauern. So gesehen grenzte es schon an ein Wunder, dass er nicht schon viel früher gefunden und verschleppt worden war. Vorerst musste sie jedoch Iblis los werden. „Also nochmal: Du kannst dir dein Angebot sonst wohin steckten und wenn du mich jetzt endlich in Ruhe lassen würdest, wäre das echt super." Der Dämon zuckte mit den Schultern, offensichtlich nicht beeindruckt von ihren Worten. „Gut, dann eben nicht, aber das Angebot steht. Solltest du deine Meinung ändern, rufe einfach meinen Namen und ich werde kommen. Die Wette ist dann übrigens für euch verloren." Bevor sie antworten konnte, verschwand er in einer Feuersäule. „Die Nerven von diesem Kerl...", knurrte die Exorzistin genervt. Sie musste zugeben, dass der Baal ziemlich gut aussah, aber sie würde deswegen nicht auf ihn herein fallen und die Anderen verraten. Seufzend machte sie sich wieder auf die Suche.


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Bon stapfte grummelnd durch Gegend. Er hatte jetzt schon genug von diesem Ort. Nachdem Rin den Deal besiegelt hatte, war alles verschwommen und er war in einer anderen Gegend zu sich gekommen. Zwar ähnelte sie der Stelle, an der sie ursprünglich gelandet waren, aber dennoch war einiges anders. Überall lag verrottetes Holz, allerhand Pilze und unbekannte Pflanzen sprossen aus dem Boden. Hinzu kamen die vor sich hin verwesenden Körper unbekannter Kreaturen. Perfekt für Fäulnisdämonen. Da er den Pilzen aber nicht so wirklich über den Weg traute und sich nicht sicher war, ob die toten Viecher denn auch liegen bleiben würden, hielt er großen Abstand. „Was für ein widerlicher Ort.", murmelte er verdrossen. „Genau dasselbe könnte ich über viele Orte in Assiah sagen.", erwiderte Astaroths Stimme und ließ den Adepten herumfahren. Tatsächlich lehnte an einem der Bäume der Verwesungskönig, die Arme verschränkt und höhnisch grinsend. „Gefällt es dir etwa nicht? Denk dran: Schon bald wirst du genauso aussehen, denn sterbliches Fleisch verrottet immer und den Rest fressen die Maden." Das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Wo sind die anderen?", knurrte er, doch Astaroth lachte nur bösartig. „Aw, hast du Angst, weil du jetzt ganz alleine bist?", fragte er spöttelnd. Bon zwang sich ruhig zu bleiben bevor er es etwas tat, dass er bereuen würde. Astaroth war einen Rang über Amaimon und schon gegen ihn hatten sie keine Chance gehabt. Wobei Beelzebub sie wohl genauso leicht besiegen könnte, obwohl er auf Platz 8 lag. Nicht zum ersten Mal fragte er sich wie die Ritterschaft schon so lange gegen derartig mächtige Gegner hatte bestehen können. „Beantworte die Frage! Was habt ihr mit ihnen gemacht?!" Der Verwesungskönig antwortete nicht sofort sondern betrachtete desinteressiert seine Fingernägel. „Jetzt bleib mal auf dem Boden. Denen geht's gut, sie sind nur woanders gelandet. Wir haben euch absichtlich getrennt. Es wäre zu einfach, wenn ihr zusammen hockt und euch so den Visionen stellen müsst."

„Das war nicht Teil der Abmachung!"

„Es war allerdings auch nicht die Rede davon, dass ihr zusammenbleibt.", konterte der Dämon gehässig und lachte als er Bons entsetztes Gesicht sah. „Warum so überrascht? Wir machen das schon seit Jahrtausenden und haben bereits alle möglichen Sterblichen über den Tisch gezogen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit mit uns einen Vertrag abzuschließen, der keine Lücken hat. Ich dachte, ihr wüsstest, was euch bevor steht, als ihr euch auf die Wette eingelassen habt?" Bon ballte wütend die Hände zu Fäusten, musste allerdings gestehen, dass der Baal recht hatte. Sie hatten den Vertrag ganz aus dem Bauch heraus abgeschlossen und komplett ohne Vorbereitung. Ein normaler Mensch würde vielleicht keine Lücken finden, aber ein Dämon würde es auf Fall. Die Baal mochten zum größten Teil aussehen wie ein Haufen Teenager, doch sie waren, wenn man den Erzählungen glauben durfte so alt wie die Menschheit selbst und kannten mit Sicherheit jeden Trick. So oder so war es nun zu spät für Reue und es war ohnehin ihre einzige Chance hier lebend raus zu kommen. „Und was willst du von mir?", fragte er noch immer um Fassung ringend. „Dir ein Angebot machen.", antwortete der Baal, nun etwas ernster. „Du und dein Trupp werden hier abkratzen bevor ihr überhaupt das erste Fragment findet. Das ist hier eine einzige Todesfalle und wer nicht zuerst drauf geht, verliert den Verstand." Bon schnaubte. „Ja und? Das habt ihr schon alles gesagt." Der Fäulnisdämonen war offensichtlich nicht glücklich darüber unterbrochen worden zu sein. „Halte deine Klappe und lasse mich ausreden oder ich lasse deine Zunge abfaulen.", zischte er und der Adept hatte keinen Zweifel daran, dass er die Drohung ernst meinte. „Also was ich sagen will: Ihr seid hier erledigt, aber wir geben euch eine letzte Chance auszusteigen. Wenn du jetzt aufgibst und uns Rin überlässt, schicken wir dich, deine Freunde und eure Lehrerin oder was beim Styx sie auch ist, nach Hause. Außerdem sorgen wir dafür, dass dein Tempel wieder seinen alten Ruhm bekommt. Wie sieht's aus?" Bon glaubte ihm kein Wort. „Ihr wollt uns nur wieder rein legen.", knurrte er. „Und ich lasse Okumura ganz sicher nicht zurück." Astaroth machte eine abwertende Handbewegung. „Komm, mir musst du nichts vormachen. Ich weiß, was wirklich in dir vorgeht. Du denkst, dass du ihn als Freund akzeptiert hast, aber ein Teil von dir sieht ihn immer noch als Monster. Du fragst dich, wann er wohl die nächste blaue Nacht anzettelt und wer diesmal stirbt. Dein Vater? Deine Mutter? Oder doch einer deiner Freunde? Du fürchtest ihn und das zu recht, also warum akzeptierst meinen Vorschlag nicht einfach? Dann ist er wo er hin gehört und du musst dir wegen ihm keine Sorgen machen. Du hast ihn schon die Kontrolle verlieren sehen, aber das war gerade mal die erste Stufe. Wenn ein Dämon die Kontrolle verliert und dann auch noch ein mächtiger, können ganze Länder ausgelöscht werden. Willst du das wirklich riskieren?" Hielt der Baal ihn wirklich für so dumm? „Kein Interesse." Für einen Moment glaubte er, dass er Dämonenkönig weiter auf ihn einreden würde, doch er zuckte stattdessen nur mit den Schultern. „Dann frohes krepieren. Solltest du dich umentscheiden, rufe mich. Allerdings verliert ihr dann die Wette." Bevor Bon antworten konnte, verschwand der Dämon in einer grauen Rauchwolke. ‚Was zum Henker ist gerade passiert?!'


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Izumo starrte mit Entsetzen auf den Wasserkönig, nicht ganz sicher, ob sie sich verhört hatte. Er schien schnell zu erraten, was sie dachte. „Ja, du hast richtig gehört. Wenn du annimmst holen wir nicht nur dich und die anderen hier raus, sondern wir lassen dich und deine Schwester für immer in Ruhe. Für eure Mutter ist es jedoch schon zu spät." Das klang zu gut um wahr zu sein. Allerdings war die Bedingung, dass sie Rin zurückließen. Eigentlich sollte das für sie kein Problem sein, ihre Schwester war ihr neben Paku immer am wichtigsten gewesen und doch konnte sie sich mit dem Gedanken einfach nicht anfreunden. Rin war ein Idiot, aber er war ihr Idiot. Er war für sie ein Freund geworden und Freunde verriet man nicht. „Das werde ich trotzdem nicht tun. Meine Schwester und ich kommen so klar.", antwortete sie entschlossen, was Egyn die Augen verdrehen ließ. „Da habe ich aber ganz was anderes gehört. Warum nimmst du nicht einfach an und hörst auf so zu tun, als würdest du dich plötzlich um ihn sorgen? Zuvor hast du dich für niemanden außer dir selbst interessiert." Die Adeptin nagte an ihrer Unterlippe, doch schüttelte langsam den Kopf. „Nein." Der Wasserkönig wirkte genervt. „Gut, dann eben nicht. Wenn du es dir anders überlegt, rufe mich einfach. Und falls nicht, werde ich viel Spaß bei haben deine Schwester aufzuschneiden." Bevor sie etwas sagen konnte, verschwand er wieder. Sie schnaubte irritiert, obwohl ihr ein Schauer über den Rücken lief. So weit würde sie es nicht kommen lassen. ‚Arsch.', dachte sie und sah sich um. Sie stand auf einem schwarzen Felsen, unter ihr tobte und schäumte dunkles Wasser. Hin und wieder ragten weitere schwarzkantige Felsen daraus hervor und wenn sie genauer hinsah, konnte sie seltsame Wesen zwischen den Felsen schwimmen sehen, sowie verschiedene Knochen auf den Steinen. Hinter ihr erstreckte sich ein Moorland oder Sumpf (sie hatte nie die Unterschiede gelernt) und zu ihrer rechten lag ein verlassenes Fischerdorf. Die Häuser waren zum Teil schon verfallen und in der Ferne erkannte sie eine Art Leuchtturm. Nach einigem Überlegen entschloss sie sich für das Dorf. Alles war besser als der Sumpf (oder doch Moor?). Vorsichtig machte sie sich auf den Weg, betend nicht irgendwelche Killer-Fische oder dergleichen zu treffen.


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Derweil war Shima mit seiner momentanen Situation mehr als überfordert. Als er zu sich gekommen war, schien er einer Art Sumpf gelandet zu sein, jedoch hingen an den Bäumen riesige Spinnennetze und Kokons, die leicht pulsierten. Dann war auch noch Beelzebub aufgetaucht, der dabei gewesen war, ihm ein Angebot zu machen, welches der Adept abgelehnt hatte, doch nun war der Insektenkönig irgendwie abgeschweift und sprach von seinen neuesten Insektenkreationen. Nebenbei erklärte er, dass in den Kokons sich nicht nur einige Insekten entwickelten, sondern auch Menschen und andere Lebewesen darin gefangen waren, die hier einmal gelandet waren und nun als Futter dienten. Dummerweise wurde im Unterricht nie erwähnt wie man sich am besten verhalten sollte, wenn ein Baal einem einen Vortrag über die ihm unterstehenden Dämonen hielt, also entschied er sich dazu, einfach zu nicken und hin und wieder "Ja" zu sagen oder einen zustimmenden Laut von sich zu geben. Innerlich war er jedoch am durchdrehen. ‚So viele Insekten...das halte ich nicht aus....ich will hier weg...', dachte er und spürte förmlich, dass er immer blasser wurde und kurz vor einer Panikattacke stand. Der Insektenkönig schien es ebenfalls zu bemerken, doch immerhin riss es ihn aus seinem Vortrag. „Oh, ich komme wieder vom Thema ab, oder? Na egal. Jedenfalls werdet ihr hier alle sterben, also würde ich dir raten einfach auszustiegen...Moment...du sagtest ja schon, dass du nicht willst. Na ja, falls du's dir überlegst, ruf mich einfach, aber dann gilt die Wette als verloren und so. Ich muss dann aber mal weiter, ich hab noch zu tun. Ich würde übrigens anfangen zu rennen, wenn ich du wäre, ansonsten frohes sterben." Shima war so überrumpelt, dass er erst registrierte, was der Dämon gesagt hatte, als er schon wieder allein war. Als er das laute Knacken der Zweige hörte, dachte er jedoch gar nicht lange nach, sondern machte, dass er wegkam.


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Konekomaru starrte entsetzt den Feuerkönig an, welcher plötzlich wie aus dem Boden geschossen vor ihm stand und ihn böse angrinste. Dieser hatte ihm soeben ein Angebot gemacht, um sich selbst und die Anderen zu retten, wenn sie nur Rin im Stich ließen. Als ob es nicht schon schlimm genug war, dass er ganz alleine zu sich gekommen war. Zwar hatte er große Angst vor den Baal, aber er wusste auch, dass es ihnen nicht erlaubt war ihn zu verletzen, daher fasste er etwas Mut. „Das werde ich nicht tun!", verkündete er mit leicht zitternder Stimme, woraufhin Iblis nur lachte. „Wirklich? Da hatte ich einen anderen Eindruck. Du hast Angst vor Dämonen und das ist berechtigt, also wieso beendest du es nicht einfach und lebst etwas länger, mh? Du bist hier vollkommen nutzlos, aber wenn du lieber stur sein willst..." Er verdrehte die Augen. „Wie auch immer, du langweilst mich jetzt. Wenn du deine Meinung änderst, rufe mich einfach. Ich bin weg." Koneko antwortete nicht, sondern hing seinen Gedanken nach. Nie im Leben konnte er sich auf das Wort eines Dämonen verlassen und er wollte auch nicht Rin ausliefern. Obwohl er noch immer etwas Angst vor ihm hatte, würde er ihn nicht derartig hintergehen. Er musste sich jetzt darauf konzentrieren diese fehlenden Teile zu finden damit sie gemeinsam so schnell wie möglich verschwinden konnten.


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Shiemi betrachtete mit großem Interesse, aber auch einer Menge Nervosität die Pflanzen, welche sich vor ihr erstreckten. Obwohl sie teilweise schwarz und vertrocknet waren, wirkten sie nicht tot, sondern äußerst lebendig. Einige von ihnen schienen Mäuler und etwas wie Zähne zu haben, also wagte sie nicht näher zu treten. Dennoch war sie mehr als neugierig. Sie hatte noch nie von derartigen Pflanzen gehört und wie sie in einer solchen Umgebung überleben konnten, war ihr ein Rätsel. Andererseits waren sie eindeutig in Gehenna heimisch und über die Dämonenwelt wussten sie so gut wie nichts. „Wolltest du nicht die Teile suchen?" Erschrocken zuckte sie zusammen, stolperte und landete auf ihrem Hinterteil. „Aua...", murmelte sie und rieb ihr Bein, welches vorhin noch verletzt war, doch inzwischen wieder wie neu war, dann schaute sie in die Richtung aus der die Stimme kam. Auf dem Ast eines Baumes, mit Lutscher im Mund, saß Amaimon und starrte sie ausdruckslos an. „Was tust du denn hier?!", entfuhr es Shiemi ein wenig verängstigt. Seit ihrem Camping Trip hatte sie ziemliche Angst vor Amaimon und nun war sie allein mit ihm. Der Erdkönig sprang vom Baum hinunter, sie rappelte sich schnell auf und trat einige Schritte zurück. „Azazel schickt mich.", murmelte der Erdkönig. „Ich soll dir nur sagen, dass es noch eine letzte Möglichkeit zum auszusteigen gibt. Dann lassen wir dich und deine Freunde gehen, Rin bleibt hier." Shiemi sah ihn mit großen Augen an. „Ich soll Rin im Stich lassen?! Das kommt nicht in Frage, wir sind Freunde!" Amaimon sah sie unbeeindruckt an. „Und? Warum solltest du dein Leben für ihn riskieren? Das ist dumm." Die Blondine ballte die Fäuste. „Nein, ist es nicht! Freunde helfen sich gegenseitig, egal was passiert!" Amaimon zuckte mit den Schultern. „Ihr Menschen seid seltsam. Sonst kümmert ihr euch nur um euch selbst und später tut ihr so, als würdet ihr euch sorgen. Na gut. Wenn du es dir anders überlegst, ruf mich." So plötzlich wie der Dämon aufgetaucht war, war er wieder verschwunden. Shiemi sah sich ein letztes Mal nervös um, dann lief sie in eine irgendeine Richtung, darauf hoffend, dass sie nicht ein weiteres Mal auf den Erdkönig treffen würde.


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Yukio hatte keine Ahnung, wo zum Henker er gelandet war. Weder von Rin noch von Shura oder seinen Schülern war irgendetwas zu sehen. Seltsamerweise war sein Arm wieder vollkommen in Ordnung, aber er hatte nicht die Zeit sich deswegen zu wundern. Ziellos lief er durch die Gegend, in der Hoffnung jemanden zu entdecken, doch hier schien es nirgends Leben zu geben. ‚Ich wusste doch, dass uns die Dämonen über den Tisch ziehen würden. Es ist unmöglich mit ihnen eine gerechte Abmachung zu treffen.', dachte er seufzend, während er eine kurze Verschnaufpause einlegte. ‚Vielleicht komme ich hier erst weg, wenn ich eines dieser Teile gefunden habe.' Mit grimmiger Entschlossenheit machte er sich erneut auf den Weg. Schließlich stand er auf einer Lichtung, wo ihm sofort ein seltsamer Steinkreis auffiel, in dessen Mitte ein Symbol zu sehen war. Langsam trat er näher um es sich näher anzusehen. ‚Ist das eine Art Kultstätte?' Auf den Steinen waren weitere Symbole zu sehen, welche sich über den Boden bis zu dem Zeichen in der Mitte zogen. Nun fiel ihm das entschiedene auf: Insgesamt waren es acht Steine und bei jedem fehlte ein Stück. „Das muss dieses Portal nach Assiah sein.", murmelte er. „Ach, wirklich? Super kombiniert Sherlock.", höhnte Iblis Stimme. „Wobei ich nicht weiß, warum Vater das überhaupt erschaffen hat..." Er trat aus den Schatten heraus, dicht gefolgt von den restlichen Baal. „Er wird sich da schon was gedacht haben.", kommentierte Egyn. „Was wollt ihr hier?", zischte Yukio und griff automatisch nach seinen Pistolen, doch zog sie dann doch nicht. Er hatte keine Chance gegen sie und sollte sie nicht unnötig reizen. „Nur ein letztes Mal mit dir reden bevor du langsam und qualvoll krepierst. Kein Grund so feindseelig zu sein.", grinste Astaroth. Azazel verdrehte genervt die Augen. „Womit habe ich das verdient?", murmelte er auf Gehennisch, was Yukio natürlich nicht verstehen konnte. Sofort verspannte er sich, als sich die Augen des Geisterkönigs auf ihn richteten. Die anderen Dämonenkönige sagten nichts, doch hatten begonnen Kreise um sie zu ziehen ohne ihn aus den Augen zu lassen. Innerlich erschauderte er, denn sie erinnerten ihn momentan an Raubtiere, die ihre Beute einkreisten. Sogar ihre Bewegungen wirkten raubtierartig und ihre Augen schienen ihn zu durchbohren. „Nachdem was Samael uns erzählt hast, bist du relativ intelligent, also solltest du längst begriffen haben, dass eure Chancen gleich null sind.", begann der Geisterkönig und beobachtete ihn genau. „Du und der Rest eurer Bande werdet es niemals schaffen euch allen Visionen zu stellen und den Verstand zu behalten. Wenn ihr nicht sterbt, werdet ihr eben wahnsinnig oder sterbt dann eben nach den sechs Stunden. Wir bieten jetzt einen letzten Ausweg an: Gib auf, dann schicken wir dich und den Rest zurück nach Assiah, während wir Rin hier behalten."

„Vergesst es!", fauchte Yukio. „Ich lasse meinen Bruder nicht im Stich!" Astaroth lachte, doch er wagte es nicht in seine Richtung zu schauen und damit Azazel aus den Augen zu lassen. „Ach, jetzt machst du einen auf fürsorglich? Hör doch auf mit dem Scheiß. Wir wissen alle, dass du dich einen Dreck um Rin scherst, sonst hättest du nie mehrfach eine Waffe gerichtet oder ihm gesagt, dass er "verrecken" soll. Streite es nicht ab, Sammy hat es uns erzählt." Dieser Mistkerl. „Wäre es nicht Teil der Abmachung, dass wir niemanden töten oder verletzen dürfen, würden wir dich gerade langsam und qualvoll umbringen.", informierte Egyn ihn. „Aber jetzt müssen wir wohl noch 5 Stunden und 45 Minuten warten." Moment, das ging hier doch auch von seiner Zeit ab! „Dann lasst mich jetzt endlich weitersuchen!"

„Das hier geht nicht von der Zeit ab.", murmelte Amaimon. „Was auch immer, gib auf. Das hier ist 'ne Nummer zu groß für Menschen.", fuhr Iblis fort. „Vor allem wenn man bedenkt, dass du und Rin euch ohnehin nur wieder streiten werdet.", mischte sich Beelzebub ein. „Gib es zu, du willst ihn versagen sehen." Yukio biss die Zähne zusammen. „Natürlich will ich das nicht!", protestierte er, doch Iblis schnitt ihm das Wort ab. „Wirklich? Du weißt schon, dass es nichts bringt uns anzulügen. Wir erkennen immer die Dunkelheit im Menschen, egal wie tief du versuchst sie zu begraben. Wie heißt es so schön? Das Böse lebt nicht in der Welt der Dinge, sondern lebt allein im Menschen und genau das stimmt. Du kannst es verdrängen, aber tief in deinem Inneren hasst du ihn, weil er für dich immer ein Dämon und damit eine Gefahr für alle ist."

„Abgesehen davon gehört er sowieso nicht nach Assiah, also kannst du ihn einfach hier lassen.", ergänzte Amaimon. Yukio schnaubte. „Bildet ihr euch wirklich ein, dass ich meinen Bruder wegen einiger dummen Streitigkeiten verraten würde?!"

„Japp. Menschen haben andere schon für weniger verraten.", bestätigte Astaroth. „Du denkst doch sonst nur an dich selbst, also gib auf, damit wir es einfach hinter uns bringen können. So oder so bekommen wir Assiah." Yukio funkelte sie wütend an. „Ihr verschwendet eure Zeit. Selbst wenn ihr Rin hättet, würde er euch nicht helfen." Azazel verdrehte nur die Augen. „Nicht wirklich. Gehenna korrumpiert jede noch so reine Seele und Vater kann auch sehr überzeugend sein. Und je reiner die Seele ist, umso mehr Spaß und Genugtuung bringt es sie zu korrumpieren und die Person fallen zu sehen." Yukio kämpfte gegen den Drang an, seine Waffen zu ziehen. Er würde sie nicht in die Nähe seines Bruder lassen, egal was passierte. „Ich sage immer noch nein."

„Gut, dann zögere es eben raus.", antwortete Azazel schulterzuckend. „Dann kann ich immerhin die restlichen Stunden nochmal schlafen gehen.", murmelte er vor sich hin. Kurz darauf war Yukio wieder allein.


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„Kaum zu glauben, dass keiner von ihnen darauf eingegangen ist. Die zögern doch nur das Unvermeidliche raus.", grummelte Astaroth genervt und öffnete seine Bierdose. „Mich überrascht es eher weniger.", kommentierte Egyn, ohne von seinem Buch aufzusehen. „Menschen haben die schlechte Angewohnheit zu kämpfen, wenn es längst vorbei ist und wenn es dann doch brenzlig wird, hauen sie ab oder werfen sich vor dir in den Dreck und betteln um Gnade. So läuft es schon immer und es wird sich nicht ändern, weil sie dumm und gierig sind." Iblis zuckte mit den Schultern. „Wir wissen doch alle, dass es unmöglich ist von dort zu entkommen. Wenn sie nicht wahnsinnig werden, zerfetzen sie sich eben gegenseitig. So oder so werden die sechs Stunden niemals ausreichen." Azazel, Amaimon und Beelzebub antworteten nicht, aber dies überraschte niemanden. Amaimon war mit einem Lutscher beschäftigt, Azazel schlief (Sollte er nicht eigentlich arbeiten?) und Beelzebub konzentrierte sich vollkommen auf irgendein Insekt, welches für Iblis' Geschmack zu groß und viel zu viele Beine hatte. Was sein (vor einigen Jahren noch jüngster) Bruder an diesen Krabbelviechern fand, verstand er nicht. Sicher, er war ein Insektendämon und deren König, doch seltsam war es dennoch irgendwie. Er beschäftigte sich doch auch nicht den ganzen Tag mit Salamandern. Andererseits hatte er seine Drachen...Egal. Glücklicherweise galt zumindest im Großteil des Palastes ihres Vaters ein strenges Insektenverbot seitdem mehre von denen einmal verloren gegangen und wieder im Essen aufgetaucht waren. „Mir ist langweilig.", beschwerte sich Amaimon plötzlich und ließ die Anderen aufstöhnen. „Und? Sehen wir deine persönlichen Unterhalter aus?", schnauzte Astaroth ihn ungehalten an, woraufhin der Erdkönig ihn nur blank anstarrte. „Geht's noch lauter? Ich versuche hier zu schlafen.", kam es grummelnd vom Sofa neben ihnen. Iblis verdrehte die Augen. „Du schläfst von uns am meisten, Azazel. Reg dich nicht auf."

„Ihr müsst auch nicht den ganzen Tag Therapeut für jammernde Seelen spielen, also würde ich still sein, Ibi." Bevor der Feuerkönig antworten konnte, mischte sich Beelzebub ein. „Ihr streitet wie kleine Kinder, dabei seid ihr die Ältesten hier."

„Ach, lass sie. Dann passiert wenigstens mal was.", kommentierte Astaroth.

„Dann jammere aber nicht wieder rum, wenn Iblis dir wieder versehentlich den Schweif anzündet."

„Kümmere du dich lieber um deine Insekten bevor sie wieder abhauen!"

Azazel schnaubte frustriert und presste sein Kissen auf den Kopf damit er endlich seine Ruhe hatte, doch gab es schlussendlich vor sich hin fluchend auf. „Wie wäre es, wenn wir einfach den Exorzisten irgendetwas auf den Hals hetzen und zusehen wie sich damit abquälen? Dann haben immerhin etwas halbwegs interessantes zu sehen.", schlug Egyn vor und sah abwertend auf die Schale, welche auf dem Tisch stand. Darin war eine silbrige Flüssigkeit, welche die Exorzisten beim Herumirren zeigte. „Na, das klingt doch mal nach 'ner guten Idee.", stimmte Astaroth zu. „Oh, das wird Spaß machen.", grinste Iblis und stand auf, ebenso wie der Rest. Alle standen nun um den Tisch herum und Beelzebub hatte eine Art kleinen Skorpion auf der Hand sitzen. „Serqet, du weißt, das du zu tun hast." Damit ließ er den Skorpion in die Schale fallen, anschließend taten es ihm die anderen Baal es mit ihren beschworenen Dämonen nach. Azazel war ganz zum Schluss dran. „Lasst die Spiele beginnen."


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Ja, ich gebe es zu. Die letzte Szene war vom Intro von Sinbad - Der Herr der sieben Meere inspiriert. XD Bis zum nächsten Mal. ^_^

Fegefeuer (Wird momentan überarbeitet!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt