Carry On ⇢ Yoonmin

ᴍᴏʀᴇ ʟᴇᴛᴛᴇʀs

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, trat ich aus der Küche an den Tresen, wo leider Gottes schon Jungkook saß und irgendetwas auf seinem Handy herum tippte.
Der fehlte mir jetzt gerade noch.

Hatte er nicht so etwas wie ein Studium oder warum konnte er gefühlt 24/7 in diesem Diner herumhängen?
„Oh hey... Chim", begrüßte er mich abwesend, wandte sich aber sofort wieder seinem Handy zu, sobald ich meine Hand zu knappen Begrüßung gehoben hatte.

„Was... machst du da? Und warum bist du schon wieder hier? Ist es echt so spannend mir beim Servieren zuzusehen?", fragte ich nach und lehnte mich vor um auf das Handydisplay des Schwarzhaarigen sehen zu können, woraufhin dieser es jedoch augenblicklich ausschaltete und in seiner Tasche verschwinden ließ, mit diesem paranoiden Blick, den er manchmal drauf hatte, wenn er etwas an seinem Handy gemacht hatte, was ich besser nicht sehen sollte.

Nur dieses Mal wirkte er nicht nur paranoid sondern auch gleichzeitig etwas gehetzt in Kombination mit dem selben Blick, den er auch drauf hatte, als er mir gestern von Yoongi erzählt hatte.

„Jup... ich sitze hier nur, weil ich dich gern in Schürze rumrennen sehe."
„Warum so ironisch?"
„Das war keine Ironie." Jungkook blinzelte mehrmals und blies sich dann eine seine längeren Haarsträhne aus dem Gesicht, bis ihm auffiel, dass ich ihn immer noch mit hochgezogener Augenbraue anstarrte.

Eine merkwürdige Stille entstand, in der ich mich leicht nach vorne lehnte, um mich am Tresen abzustützen und er weiterhin so tat, als wäre die handbeschriebene Tafel mit dem Tagesmenü an der Wand, das spannendste der Welt.
Was ich so sogar unterstreichen würde, da Momo diesen einen Tick hatte, zu all ihren Schriften noch ein kleines Bild dazu zu malen... heute war es ein Babywahlross.

„Einmal Karottensaft für mich", unterbrach Jungkook zum Glück diese Stille und drehte sich dann wieder zu mir um, um über den Tresen zu langen und die unordentliche Schleife zu sortieren, mit der ich meine Schürze zugebunden hatte.
Sofort schlug ich seine Hand weg.

„Wenn du mir zwei Sachen verrätst", fing ich an und versuchte mir vorzustellen, Jungkook wäre Yoongi. Nur ohne diese große Klappe. „Erstens... was war das mit Taehyung gestern. Und zweitens, was hast du an deinem Handy gemacht? Wirklich so wichtig, dass ich es nicht sehen sollte?"

„Ich hab Durst", nuschelte Jungkook verlegen und sah mich vorsichtig von unten an, mit diesem Dackelblick, der damals dafür gesorgt hatte, dass ich ihn nicht wieder sofort vor die Tür des Diners setzte.
„Ich weiß", erwiderte ich zufrieden und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust.

„Wer bist du und was hast du mit Jimin gemacht? Ich wette es liegt an den Haaren..."
Wieder pausierte er kurz und versuchte diesen Blick ein letztes Mal, bis er irgendwann die Schulter hängen ließ und überdramatisch seufzte.
„Aber sag nicht Tae, dass ich dir davon erzählt hab", bat er mich zaghaft, woraufhin ich nur grinsen und nicken konnte. „Es ist nämlich so... ich hasse ihn nicht. Und er mich auch nicht. Eigentlich sind wir voll gute Freunde..."

„Und warum sah er gestern so aus als würde er dich auffressen wollen? Im... wörtlichen Sinne...", fügte ich noch schnell hinzu, da ich seine Bemerkung zu dieser Formulierung schon hören konnte.

„Weiß ich doch nicht, warum Tae damit angefangen hat... der Junge nennt sich Schauspieler und ist trotzdem nicht einmal in der Lage vernünftig zu improvisieren", regte der Schwarzhaarige sich sofort auf und sah auf einmal überhaupt nicht mehr so schüchtern und ängstlich aus, wie vorhin.

Ich beschloss nicht weiter nachzufragen.
Und wenn, dann nicht bei Jungkook.

„Und was die andere Sache angeht... hier."
Umständlich fummelte er sein Handy aus seiner Hosentasche und entsperrte es, um mir das Display vor die Nase zu halten. „Namjoon und Hoseok sind wohl nicht die einzigen, die sich die Mühe gemacht und einen Brief verfasst haben. Der Hashtag für die gesammelten Beiträge trendet mittlerweile weltweit und es sind wirklich ein paar Sachen dabei, bei denen man heulen könnte. Ich fühl mich so verdammt schlecht, dass ich das ganze am Anfang nicht ernst genommen habe..."