Carry On ⇢ Yoonmin

ᴇᴘɪʟᴏǫᴜᴇ - ᴄᴀʀʀʏ ᴏɴ

Yoongi hatte recht behalten.

Carry On schlug ein, wie eine Bombe.
Wortwörtlich.

Der Song wurde zwar ohne aufwendiges Musikvideo veröffentlicht, ging allerdings nichtsdestotrotz viral und schaffte es teilweise sogar auf andere Kontinente überzugreifen und in deren Zeitungsblätter kommen. Wohin man kam, sah man auf den Titelseiten jegliche Art von Wortspielen und wirren Aussagen, die das Thema Tod, Auferstehung und Min Yoongi auf allen kreativen Ebenen verkauften, die es gab.

Es war seit langer Zeit ein Track bei dem Jimin nach dem ersten Mal hören sofort wusste, dass Yoongi ihn allein geschrieben und produziert hatte. Kein Featuring, keine unnötigen Beleidigungen, kein aufputschender Drop.
Allein pure Selbstkritik in den Lyrics und Orchesterelemente, die er in seiner Anfangszeit genutzt, nach viel negativer Kritik allerdings irgendwann abgesetzt hatte.

Das Internet war explodiert.
Yoongi mehrfach beschuldigt, seine Pflicht vernachlässigt und diese Menschen getötet zu haben, allerdings überdeckte die Zahl der Menschen, die erleichtert waren und seine Ehrlichkeit guthießen, den Rest.

Meinungen gingen auseinander, Menschen fingen an inspiriert durch die Entscheidung des Rappers Diskussionskurse zu eröffnen und Taehyung war noch immer fest der Überzeugung, es wäre ein Zeichen des Schicksals gewesen, dass er in der Nacht vor Yoongis Rückkehr geträumt hatte, der Fünfundzwanzigjährige würde noch leben.

Und Jimin?
Der behielt es für sich.

Teilweise glaubte er nicht einmal selbst, ob die letzte Woche wirklich geschehen ist, doch wenn er nach Hause kam und seinen Laptop öffnete um neue Kommentare zu lesen, erschien in einer Ecke noch immer das Fenster mit der Twitterseite, auf der er mit dem Agust D Profil angemeldet war.
Und natürlich war da noch das T-Shirt.

Das T-Shirt, was in seinem Schrank lag, er sich nicht traute zu waschen und trotzdem niemals anzog. Ihm reichte das Wissen, dass es ihm gehörte.

Ohne es zu wollen, war Jimin stolz auf Yoongi. Er redete mit niemandem über die Situation, grinste nur einfach vor sich hin, als seine besten Freunde bei den Neuigkeiten aus den Latschen kippten und anfingen zu weinen, mied Seokjins wohlwollende Blicke.

Der Koch des Diners wusste, dass Agust D's Rückkehr das unbeabsichtigte Werk des Rothaarigen war, doch darüber sprechen, tat er nicht. Genauso wenig, wie er all die Jahre über diese Kontakte gesprochen und seine freundschaftliche Verbindung zu den drei bekanntesten Gesichtern Südkoreas geheim gehalten hatte.

Er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, es wäre besser für ihn und seine Freunde, im Schatten ihrer Aufmerksamkeit zu bleiben und das Leben zu leben, was er immer haben wollte - ohne Erfolg, aber in Ruhe.

Die einzige Sache, die die Gedanken des Kochs und Jimin vereinten, war die Unsicherheit, über das, was in der Zukunft passieren würde. Der Skandal hatte ein Zeichen gesetzt und gleichzeitig das Vertrauen vieler Menschen zerrissen. Weder Seokjin noch Jimin wussten, ob Yoongi in der Zeit, in der er diese Situation reparieren musste, noch an Sie zurückdenken würde.
Oder ob Jimin nur eine kleine Nebenrolle in der Geschichte um Agust D gespielt hatte und jetzt in Vergessenheit geraten würde, so wie es seine Zukunft schon immer vorhergesehen hatte.

Der junge Mann mit den roten Haaren zwang sich diese Gedanken abzulegen und zu vergessen, doch jeden Abend holten sie ihn ein und er fühlte den Platz seiner Matratze neben sich und erinnerte sich an die Nacht, in der Yoongi zum ersten Mal dort geschlafen hatte.

Er erinnerte sich, an das seltsame Verhalten des Anderen, das fehlende Feingefühl.
Die Nacht in der Jimin zum ersten Mal seit langem das Gefühl hatte, er wäre jemandem wichtig genug, dass er seinen Schlaf opferte, um ihn gesund zu pflegen.
Die plötzliche Vertrautheit, die aus dem Rapper herausgebrochen war, als wollte er sie eigentlich versteckt halten.
Ihre letzten Gespräche.