Kapitel 7

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Daenerys

Schneeweißes Haar fiel zu Boden.

Strähne für Strähne.

Zentimeter für Zentimeter.

Das Haar sah auf den dunkeln Steinboden aus, wie eine weiche Decke. Wie ein Federbett, in das man sich fallen lassen könnte. Wie ein Schleier lud es ein zum Träumen.

"Daenerys? Was tut Ihr da?" Der Gewürzhändler sah Dany mit großen Augen an. Er schüttelte den Kopf. "Euer schönes Haar. Warum?"

Daenerys wusste genau, weshalb sie es tat. Sie sah in den Spiegel, nahm eine weitere Strähne und schnitt diese an der Höhe ihrer Schulter ab. Der Büschel fiel wie der zuvor ebenfalls zu Boden.

"Ich bin vielleicht keine gebürtige Dothraki, aber es war mein Volk. Ich war ihre Khaleesi und sie sind meinetwegen gestorben ..., weil ich alle zu meinen Blutreitern ernannt habe. Weil ich den Kampf verloren habe." Daenerys schluckte eine Träne hinunter. Die Vorwürfe, die sie sich machte, das fast komplette Reitervolk ausgelöscht zu haben, wogen stark an ihren Schultern.

Erneut nahm sie eine Strähne ihres Haares zwischen ihre Finger. Das Messer war so scharf, dass es schon bei der kleinsten Berührung Haar abschnitt.

"Illyrio, wisst Ihr, was man an der länger der Zöpfe von dothrakischen Reitern erkennt?", fragte Daenerys. Sie sah den Gewürzhändler im Spiegel hinter ihr stehen. Der kniff die Augen nachdenklich zusammen. Er nickte.

"Ihre Siege."

"Und ich habe nicht gewonnen. Ich habe verloren. Würde getötet. "Daenerys legte ihr Messer ab. Langsam drehte sie sich um. Der neue kurze Haarschnitt fühlte sich seltsam an. Auf eine Art befreien, wie ein Neuanfang. Heute war sie wieder, wo sie schon einmal war - am Boden, ganz unten. Das einzige, das ihr blieb war ihr Drache. Drogon war ihre Chance auf einen weiteren Versuch, sich zu holen, was ihr Zustand und das Rad zu brechen.

"Nach jedem Sieg ließ ich mir einen weiteren Zopf dazu binden. Heute verdiene ich sie nicht. Keinen einzigen. Wäre es nicht für Gaedor und Drogon, wäre ich nicht hier." Schwer atmete Daenerys aus. "Ich werden sie wissen lassen, dass man eine Targaryen nicht so einfach besiegt."

Illyrio tapste auf Dany zu. Er breitet die Arme aus. "Was wollt Ihr damit sagen? Ich kann verstehen, dass Ihr euch nach Rache sehnt, vermutlich, denkt ihr in diesen Moment an einen Plan, aber ... wäre es nicht klug, sich zuvor zu sammeln? Wir können wieder eine Arme aufbauen, so wie Ihr es schon einmal gemacht habt."

Daenerys hob spottend eine Augenbraue? "Wir? Ihr denkt doch nicht wirklich, dass ich mich mit Euch zusammenschließe. Immerhin habt Ihr und mein Bruder mich wie ein Stück Vieh verkauft. Außerdem kenne ich Euch. Ihr tut nichts aus gutem Willen. Ich weiß doch, dass ihr damit etwas bezwecken wollt. Für wie dumm haltet Ihr mich, Illyrio?"

Der Magister von Pentos wog den Kopf hin und her. Wie immer, wenn er nachdachte, kratzte er sich an seinen gräulichen langen Bart. "Ihr kennt mich zu gut, Prinzessin." Er legte seine Hand an seine Hüften. "Ich würde euch denselben Deal vorschlagen, wie auch schon Euren Bruder, Viserys."

Dany schüttelte missbilligend den Kopf. "Ich kann gut auf Eure Hilfe verzichten." Wie Gift spuckte sie die Worte aus. Der Khal hatte Daenerys vielleicht geleert selbstbewusster zu werden, aber dennoch, war es nie ihr Wünsch mit einem wilden verheiratet zu werden. Eigentlich dachte Dany immer, dass es ihre Bestimmung und Zukunft war, ihren gehässigen Bruder zu heiraten. Eben wie es für einen Targaryen üblich war.

Das Blut reinhalten.

Nicht das dieses Schicksal besser gewesen werde.

Illyrio Mopatis reckte den Kopf. "Ich hätte Euch nicht für so dumm gehalten, Daenerys. Eigentlich dachte ich immer, Ihr seid klüger als Euer Bruder."

Danys Mundwinkel zuckten. Natürlich war sie nicht so dumm wie ihr Bruder. Sie mit ihm zu vergleichen, wäre wie, wenn man ein Schaf mit einem Drachen verglich. Er dachte, er wäre der Drache doch in Wirklichkeit war es immer sie. Viserys war sein ganzes Leben davon überzeugt, dass man auf seine Rückkehr in Westeros warten würde, dass man ihm mit großem Aufgebot und Herzlichkeit erwarten würde. Aber Daenerys wusste es besser. Es waren alles nur Lügen, die der Gewürzhändler ihm in den Kopf gesetzt hatte.

Zu denken, dass auch nur ein Funken Wahrheit in einer der Aussagen von Illyrio steckte ..., das war dumm.

"Wollt Ihr wissen, wie Euch das Volk jenseits der Meerenge nennt, Prinzessin?"

Daenerys blieb still, sah den Gewürzhändler bitterböse an. Es war, als würde er wissen, welche Knöpfe er drücken müsste, um sie wütend zu machen. Eines konnte man ihm lassen, er verstand es, mit einem Targaryen seine Spielchen zu spielen.

"Daenerys Targaryen, die Königin der Asche und des Todes. Kindermörderin und Tyrannin." Illyrio zuckte mit den Schultern, als er abermals die Arme hob. "Kling nicht besonders nett, oder?"

Daenerys spaltete die Lippen. Sie formte Worte die nicht ausgesprochen werden wollten. So nannte sie das Volk? Königin der Asche? Kindermörderin und Tyrannin?

Was sie das?

Nein.

Es war Cersie.

Es war ihre Schuld. Sie hatte das Volk in ihren Krieg geschickt und als Schild verwendet. Ihre Kapitulation war zu wenig. Cersie Lennister war die Tyrannin und die Mörderin. Ganz alleine sie. Die Menschen von Westeros mussten Daenerys Angriff falsch verstanden haben. Niemals wollte sie missverstanden werden.

Ein plötzlicher schlimmer Schmerz in ihrer linken Brust ließ Daenerys zusammenzucken. Ihre Beine gaben nach und sie sackte zusammen. Sie stieß einen schmerzerfüllten laut aus. Es brannte wie Säure, füllte sich an, als würde ihr jemand ihr Herz aus der Brust ätzen.

Nun schrie sie.

"Gaedor!", brüllte Illyrio Mopatis. Er nahm Dany, legte sie seitwärts auf den Boden. "Gaedor! Verdammt!"

Mit lautem ächzend flog die Holztür zu Daenerys Gemach auf. Sie bekam nichts mehr mit, was um sie geschah. Es tat einfach zu sehr weh. Man riss sie zur Seite, legte sie auf den Rücken, drückte ihr Kinn hoch. Da sah sie den Priester, wie er ihr ein schwarzes Fläschchen an die Lippen setzte.

Die Flüssigkeit, die in ihren Mund lief, war bitter und scharf.

Sie würgte unter Tränen.

"Das sind die Nachwirkung", sagte Gaedor hektisch, als er Daenerys die Lippen zusammenpresste, damit sie sich nicht übergab.

Illyrio machte Gaedor mehr Platz. Er rutschte zur Seite und hievte sich an einem Regal hoch. "Welche Nachwirkungen?", fragte er aufgebracht. Seine Mimik schrie Panik.

Dany sah den verzogenen Gesichtsausdruck auf Gaedor Gesicht. "Von der Wiederauferstehung. Was sollte ich sonst meinen? Ich musste es alleine durchziehen. Normalerweise benötigt man drei erfahrene Priester dazu."

"Ein Schauer aus Angst lief durch Daenerys Körper. Sie krallte ihre Fingernägel in den Arm von Gaedor, der noch immer mit der Hand ihren Mund umschloss. Ihre Beine schlugen wild aus, wollten ihr helfen, sich aus dem Griff zu befreien.

"Daenerys Ihr müsst ruhig bleiben! Bitte!" Gaedor sah sie flehend an. Er beugte sich nahe an ihr Gesicht. Seine Augen waren glasig von den Schmerzen, die Dany ihm zufügte. "Beruhigt Euch! Ich habe alles unter Kontrolle. Versucht durch die Nase zu atmen."

In ihr stieg eine Wärme auf. Das musste diese bittere und scharf Substanz sein. Sie schloss ihre Augen und versucht sie auf das Atmen zu konzentrieren. Dabei zwang sie ihre Beine ruhig zu bleiben. Langsam löste die ihre Finger von Gaedor. Ihre Hände zitterten wie Bäume im Sturm. Der Schmerz löste sich von ihrer Brust. Ihr Körper füllte sich an, als wäre er unter Feuer, aber ohne Schmerzen verbunden.

Gaedor löste seinen Griff von Daenerys Lippen und die holte tief Luft. Auch Illyrio atmete laut aus. Als hätte er mit ihr die Luft angehalten.

Auch der Priester selbst stützte sich mit seinen Händen ab. "Ich wollte es wirklich nicht, aber nach diesem Vorfall wird uns wohl nicht viel übrigbleiben", sagte er und sah von der schwachen Daenerys zu Illyrio. "Wir werden meine Schwester aufsuchen. Ich kann sie zwar absolut nicht leiden, aber Kinavara weiß was sie tut. Mit ihr kann ich den Zauber manifestieren."

Dany schloss erschöpft die Augen und tauchte in ein Schwarz ab. 

Dust And Dragons | Game of Thrones FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt