Prolog

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Daenerys

Die Luft war trocken, doch der Stein war kühl. Er fraß sich wie Eis durch den lederartigen Stoff ihres Anzuges. Das Stück Kleidung in dem Daenerys den Thron erobert hatte, klebte an der schwitzigen Haut wie Hartz an einem Baum. Ihre Lungen fühlen sich mit Luft. Der erste Atemzug schmerzte wie tausend Messerstiche. Staub hatte ihren Mund ausgetrocknet. Dany rang nach Luft, rollte sich schwach zur Seite und hustete, als wäre sie dabei zu ersticken. Jemand reichte ihr ein Glas Wasser. Sie trank es gierig, ließ das leere Glas fallen und hörte, wie es in kleine Stücke zerbrach. Es war das Geräusch eines geplatzten Traumes.

"Vorsichtig", sagte jemand.

Daenerys sah auf. Ein Mann, mit schwarzem Haar, tiefen dunkeln Augen und rotem Umhang stand neben ihr. Er war ihr fremd. Dany wollte nicht hören, stieß sich vom Stein ab und bereute es sofort. Ihre Knie waren kraftlos, sackten unter ihrem Gewicht hinweg. Der Schmerz an ihrem Herzen wuchs. Erinnerungen fraßen sich durch ihr Gedächtnis. Da, wo das schmale Loch unter ihrer Brust war, erstach Jon Schnee sie. Sie konnte sich genau daran erinnern. Der Thronfolger hatte die Chance genutzt, um ihre den Thron zu entreißen. Es war  genau wie sie es befürchtet hatte. Jon war ein elendiger Lügner.

Mit einer Hand auf der Brust sagte sie zu den Fremden, der sich unsicher ansah: "Sollte ich nicht Tod sein?"

Der Mann nickte und ging in die Knie um ihr auf Augenhöhe zu sein. Eine Kette aus purem Gold hing um seinen Nacken. Ein roter ovale Stein, fiel ihr dabei ins Auge. "Das wart Ihr auch. Euer Drache hat euch gerettet und zu mir gebracht."

Daenerys runzelte die Stirn. "Drogon?"

Der Mann nickte und bot ihr eine Hand an. Dany sah ihn prüfend an. Wer war er? Wie konnte er sie retten? Woher wusste Drogon was zu tun war?

Sie ließ sich von den Fremden auf die Beine ziehen. Stützend hielt er sie fest. Sie fühlte sich wie Glas, das jeden Moment in den Händen ihres Retters zerspringen könnte, obwohl er sie fast kaum berührte. Nur so viel, dass sie nicht das Gleichgewicht verlor.

"Wer, wer seid Ihr?", wollte Daenerys wissen.

Seine schwarzen Augen streiften Danys Augen. Dann ließ er sie langsam los, um vor ihr das Knie zu beugen.

"Mein Name ist Gaedor Mallarys. Ich bin ein roter Priester des Herren des Lichts. Die Wiederauferweckung verstorbener ist - sozusagen - meine Spezialität." Gaedor erhob sich und rieb sich mit einer Handbewegung den sandigen Staub von den Knien.

Der Tempel, in dem sie sich befanden, schien verlassen. Mehrere große Trümmer von Stein und Beton lagen um den Steintisch, an dem Dany zu neuem Leben erwacht war.

Der rote Priester folgte ihren Blick. "Es tut mir leid Sie hier willkommen zu müssen Königin Daenerys. Ich bin hier leider kein gebetener Gast in den Hallen meiner gleichgesinnten."

Daenerys fühlte sich in diesem Moment viel zu aufgewühlt, um nachzufragen, wie er das meinte. Aber sie würde es nicht vergessen. Nun wollte sie nur noch mehr Wasser haben, um den restlichen Staub und den ekeligen Geschmack aus ihrem Mund zu waschen. Ein warmes Bad nehmen, um das getrocknete Blut vom Körper zu schrubben und sich einen neuen Plan zurechtlegen. Daenerys Sturmgeboren, des Hauses Targaryen, Erbe des eisernen Throns, Königin der Andalen, der Rhyonar und den ersten Menschen, Beschützerin der sieben Königreiche, Khaleesi des großen Grasmeeres, die Ungebrannte, Brecherin der Ketten, Mutter der Drachen und Königin von Mereen wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. Westeros sollte sich besser in Acht nehmen, denn nun wurde der Drache geweckt. 



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