Sequenz 83

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Eine zwar kleine, dennoch vollkommen ausgestattete Sauna an Bord eines Raumschiffes war ein Luxus, der nur den größeren Forschungsschiffen der Constellation Klasse vorbehalten war. Schiffe die quasi kleine Städte im All waren. Wie auch die Enteprise, auch wenn sie inzwischen schon durchaus betagter war. Die Sauna war dennoch vor Jahren nachgerüstet worden.

Zu abendlicher Bordzeit war die Sauna zwar hoch begehrt und oft von mehr als fünf bis sechs Personen belegt, doch Kirk hatte seinen Status ausgespielt und den Raum kurzerhand für sich und Spock reserviert und damit jegliche weitere Besucher ausgeschlossen.

Sie würden also ungestört bleiben. Auch wenn Kirk selber nichts gegen Gesellschaft hier einzuwenden hatte, so war er doch sicher, dass der scheue und zurückhaltende Vulkanier das bei seinem ersten Saunagang sicher anders sehen würde. Spock war trotz seiner gelegentlichen Lockerung seiner Distanziertheit noch immer sehr privat und zurückhaltend in vielen Dingen, gab generell nicht viel über sich preis.

Auch momentan nicht, abgesehen davon, dass er schlicht hier war.

Der Erste Offizier hatte noch nicht wieder viel gesprochen abgesehen von der Frage nach Kirks Temperaturtoleranz um die Kontrollen entsprechend einzustellen. Die Ruhe und Stille nun war jedoch auch angenehm. Angenehm um den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Zu Grübeln.

Mit einem Freund.

Spock war sein Erster Offizier und auch sein Freund.

Kirk fragte sich insgeheim ob der Vulkanier das ebenso sah und streckte sich genüsslich auf der mittleren Holzbank der kleinen Sauna aus. Er drehte sich auf den Bauch, blinzelte und beobachtete eben diesen Ersten Offizier und Freund, der seit mehr als fünfzehn Minuten fast bewegungslos im Lotussitz auf einer höheren Ebene saß.

Es hatte nicht viel Zeit gebraucht, bis die Sauna in der relativ kleinen Holzkabine auf höhere Temperatur gekommen war, doch trotz der für Kirk bereits Schweiß treibenden Temperatur, war der Vulkanier noch immer mit Thermoshirt und Slip bekleidet. Spock hatte nun seit einigen Minuten auch die Augen geschlossen und die Hände locker im Schoß gefaltet, meditierte, analysierte oder war zumindest in einer leichten Trance.

Neugierig nutzte Kirk die seltene Gelegenheit diesen Mann eingehender zu beobachten. Er saß seit Minuten still da wie eine Statue. Asketische Gesichtszüge in denen kein Muskel zuckte, umrahmt von pechschwarzem leicht glänzendem Haar. Klassische typische aber auch deutlich feinere Gesichtszüge eines Vulkaniers. Kontrolliert und im ersten Anschein ausdruckslos. Dahinter lag eine ebenso kontrollierte und hochintelligente Persönlichkeit, und auch ein sensibler Mann, wie Kirk inzwischen wusste und schätzte. Vieles an diesem Mann war ihm jedoch noch immer ein Rätsel.

Spock plauderte nicht viel über sich oder seine Vergangenheit, im Gegenteil, kam man ihm zu nah oder stellte gar Fragen in dieser Richtung, schlossen sich sehr rasch die vulkanischen Abwehrschirme. Privatsphäre.

Und doch fühlte Kirk sich inzwischen in seiner Gegenwart so sicher und verstanden, als würden sie sich seit Jahren kennen. In Wahrheit waren es erst knappe fünf Monate, doch diese ereignisreich und fordernd. Aus dem kühlen und distanzierten Vulkanier hatte sich ein brillanter und loyaler Offizier entpuppt, nicht ohne anfängliche Missverständnisse und Schwierigkeiten.

Spock, der so fremdartige, kühle und zurückgezogene Vulkanier. Seit knappen vier Monaten war er nun sein Erster Offizier und seit drei Monaten wurde er mehr und mehr sein engster Freund.

Einige heikle Missionen lagen hinter ihnen und dieser Mann war für Kirk zu einem Anker in seinem Leben auf dem Schiff geworden und ein unverzichtbarer Bestandteil seines Kommandos.

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