Kapitel 5

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Jimin POV

Namjoon hat mich heute morgen aus dem Bett geschmissen, weshalb ich gerade noch so rechtzeitig zur ersten Vorlesung gekommen bin, die ich gerade auch im Grunde komplett verschlafe, mich allerdings zusammenreiße, als ich merke, dass sich neben mir jemand niederlässt.

Kim Taehyung.

Ein richtiges Ass in der Uni.
Wieso setzt er sich neben mich?

„Ich habe dich gestern gesehen", redet er sofort los, „beim saufen."
Überrascht hebe ich den Kopf.
Dass er ein Wort wie „saufen" überhaupt in den Mund nimmt, hätte ich niemals erwartet.
Na gut, er hat sowieso den Beinamen „Alien" an der Uni, also sollte mich bei ihm nichts überraschen.

„Und?", frage ich zurück, „Ist doch nicht verboten."
„Nimm mich mit."
„Was?!"

Ich springe auf - Schlechte Idee.
Erstens, weil mein Kater unerwartet hart zuschlägt, zweitens, weil die Vorlesung noch läuft.
„E-Entschuldigung", murmle ich und lasse mich wieder auf meinen Sitz sinken.
Taehyung schaut mich erwartungsvoll an.

Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen, indem ich einen Schluck von dem mittlerweile kalten Kaffee vor mir nehme, allerdings verschlucke ich mich daran, als Taehyung sagt:
„Nimm mich mit, wenn du wieder saufen gehst."
Hustend spucke ich den Kaffee aus und bin ehrlich froh, dass vor mir niemand sitzt, denn das hätte mir nur noch mehr Probleme beschert.

Hilfsbereit klopft mir Taehyung auf den Rücken, sodass ich mich schnell wieder eingekriegt habe.
Die Blicke der anderen Studenten ignoriere ich gekonnt.
„Wieso?", frage ich dann und stelle die ersten paar Fragen, die mir in den Sinn kommen.
„Wieso willst du, dass ich dich zum trinken mitnehme?
Kannst du nicht alleine gehen?
Hast du keine Freunde?
Und wieso sagst du die ganze Zeit „saufen"?"

Er schaut erschrocken und verwirrt drein, dann senkt er den Blick.
„Naja....", antwortet er, „ich war tatsächlich noch nie... Nachts unterwegs, deshalb kann ich das wohl wirklich nicht alleine.
Und nein, ich habe keine Freunde.
Sie sind... alle tot.
Ich dachte... Ich dachte, man sagt nicht „trinken gehen", sondern „saufen gehen".
Ich wollte nicht wie ein Weichei wirken."

„Du wirkst behindert, wenn du saufen sagst", ist das einzige, was ich erwidere und er nickt, scheint sich im Kopf Notizen zu machen.
„Gut, dann... Nimmst du mich trotzdem mit?"
„Was, wieso, ich, wann...."

Verzweifelt raufe ich mir die Haare und schaue ihn an.
Er wirkt nicht wie ein typischer Streber, aber sein Blick ist so unsicher und flehend.
Ansonsten ist er aber quasi eine wandelnde Sex-Bombe.

„Na gut", seufze ich und sofort grinst er glücklich.
„Danke, danke, danke, danke!", ruft er und nimmt meine Hände in seine, „Vielen Dank!
Ich werde dir nicht zur Last fallen, versprochen!"
„Jaja, ist gut."

Etwas tut es mir leid, dass ich ihn so schroff abgewiesen habe, allerdings bin ich einfach nur überwältigt und verwirrt.
Okay, dann werde ich wohl mit dem schlausten Jungen der Uni, der zufälligerweise auch der attraktivste ist, trinken gehen.
Da ist doch nichts weiter dabei.

Nach den Vorlesungen verlasse ich schnell den Saal - ich will den starrenden Blicken der anderen Studenten so schnell wie möglich entkommen - und sehe dann plötzlich ihn.
Den Taxifahrer von gestern.

Was macht er hier?
Wie automatisch laufe ich auf ihn zu und er scheint mich auch anvisiert zu haben.
Dann stehe ich vor ihm und weiß nicht, was ich sagen soll.

Jungkook POV

Nachdem ich mich ausgeschlafen habe, bin ich gegen Mittag aufgewacht - ich brauche nur sehr wenig Schlaf - und habe mich dann nach einer ausgiebigen Dusche und natürlich keinem Frühstück auf den Weg zur Uni gemacht, um einen von Jins vielen Ratschlägen zu befolgen.
Er hat wirklich immer ein paar Ideen, und die meisten davon sind Gold wert.

An der Uni angekommen lehne ich mich an irgendeine Säule und warte.
Nachdem die Vorlesungen vorbei sind und eine riesige Masse an Studenten die mehreren Gebäude der Uni verlassen, halte ich Ausschau.

Tatsächlich sehe ich ihn sehr früh, denn er verlässt den Vorlesungssaal fast schon hektisch.
Der Betrunkene von gestern.
Obwohl er jetzt nicht mehr betrunken ist - oder nicht mehr so wirkt.
Mit schnellen Schritten kommt er auf mich zu und steht dann vor mir, so, als wüsste er nicht, was er sagen soll.

Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch und mache ihm verständlich, dass ich darauf warte, irgendetwas von ihm zu hören.

Schlussendlich schafft er es und ein „Danke" verlässt seine Kehle.
„Wofür?", frage ich und schon wieder ringt er nach den richtigen Worten.

„Dafür... dass du mich heimgefahren hast?"
„Das ist mein Beruf."
„Wieso bist du hier?"
„Wie ist dein Name?"
„W-Was?"

Jetzt ist er erst recht verwirrt und starrt mich an, als hätte ich ihm gerade eröffnet, dass Elefanten eigentlich grün sind.
„M-Mein Name?", fragt er stotternd.
„Ja, dein Name, du hast doch wohl einen, oder?"
„Natürlich habe ich einen Namen, jeder hat einen Namen.
Aber wieso willst du meinen wissen?"

Ich zucke nur mit den Schultern.
„Ich will dich wiedersehen."
Das war die blanke Wahrheit.
Ich will ihn wirklich wiedersehen, auch wenn ich ihn nur betrunken kennengelernt habe.
Er wirkt komplett geschockt und mir geht kurz durch den Kopf, dass es vielleicht etwas ungehobelt von mir war, so nach seinem Namen und seiner Nummer zu fragen - das habe ich nämlich auch noch vor.

„Ähm... äh... ja, natürlich", stottert er, „ich heiße Jimin."
Gut.
Wenigstens etwas.
Ich nicke und will gerade ansetzen, weiter zu reden, als jemand anderes dazukommt, ein Junge, auch in etwa in unserem Alter und genauso groß wie ich.
Er grinst breit - ein hübsches Kastenlächeln - und stellt sich neben Jimin.

„Was macht ihr?", fragt er neugierig.
„N-Nichts", winkt Jimin ab und ich ziehe die Augenbrauen hoch.

„Saufen?"
„Warte, was?"
„Na, geht ihr zusammen saufen?
Jimin, darf ich dann immer noch mit?
Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte!"

Entgeistert schaue ich zwischen den beiden hin und her.
Ich bin in einem Irrenhaus gelandet, das den Namen „Uni" trägt.

Taxi Driver (JiKook/KookMin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt