Yoongi POV
Nie im Leben hätte ich erwartet, dass er in so einer schicken Wohnung lebt.
Als ich mich weiter in Hoseoks Wohnung umsehe, befällt mich ein Gefühl, das ich nicht wirklich als schlechtes Gewissen abstempeln will, dem aber relativ nahe kommt.„Was ist denn?", fragt Hoseok mich, der meine Anspannung allem Anschein nach bemerkt hat, und dreht sich um.
Mit einigen schnellen Blicken mustert er mich und ich fühle mich noch unwohl, weil ich hier immer noch in der Kleidung stehe, die ich im Fastfood-Laden anhatte.
Doch als Antwort zucke ich nur mit den Schultern und schaue mich weiter um.Seine Wohnung ist luxuriös, wenn nicht geradezu verschwenderisch eingerichtet und ich will nicht mal schätzen, wie viel diese abgrundtief hässliche Vase direkt neben mir auf ihrem viel zu teuer aussehenden eigenen Tisch wert ist.
Im Gegensatz zu seiner Wohnung kommt mir mein eigenes Zuhause wieder wie ein Drecksloch vor, obwohl es doch in meinen Augen ein Palast war, wenn man es mit der Behausung vergleicht, in der ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder gelebt habe.„Sie ist hässlich, das weiß ich", reißt mich plötzlich seine Stimme aus meinen Gedanken.
Anscheinend habe ich, meinen Gedankengängen nachgehend, die ganze Zeit auf die Vase gestarrt.
„Nein, nein", sage ich und schüttle den Kopf, „sie ist... nur anders."Sein Lachen ertönt, das Lachen, das es schafft, mir auch immer ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
„Sie ist nicht anders, sondern hässlich, aber ich muss sie stehen lassen, weil meine Eltern mich sonst umbringen.
Komm, wir gehen wieder."„Warte, was?
Wieso?"
„Ich sehe doch, wie unwohl du dich fühlst.
Wir gehen woanders hin."
„Nein, alles gut."
„Keine Widerrede."Und so verlassen wir seine Wohnung nur wenige Minuten, nachdem wir sie betreten haben.
Jungkook POV
Ich habe den Betrunkenen abgeliefert, der einfach nicht aufhört, in meinen Gedanken herumzuschwirren.
Was hat er am Ende noch gewollt?
Ich weiß es einfach nicht.Weiterhin fahre ich durch die Gegend und sinniere weiter über belanglose Dinge, bis ich plötzlich eine Bewegung am Wegesrand ausmache, die mir mehr als verdächtig vorkommt.
Sofort bin ich wieder wachsam, schaue mich übertrieben oft um und fühle mich auf einmal sehr alleine im Auto.
Dann wird es mir klar:
Ich habe Angst.Und das, obwohl ich mir selbst gesagt habe, das alles hinter mir gelassen zu haben.
Die Zeit mit meinem Bruder und meiner Mutter ist endgültig vorbei.Nach einer weiteren halben Stunde, in der ich angespannt im Auto sitze und mit weißen Fingerknöcheln das Lenkrad umklammere, werde ich wieder etwas lockerer.
Ich atme tief durch und lasse das Lenkrad absichtlich einige Momente lang los, um meine Hände ordentlich auszuschütteln.Es ist wirklich wie verhext.
Nach und nach schaffe ich es, mich wieder in meine anfängliche Stimmung zu versetzen, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich mein Handy mit dem Auto kopple und Musik in voller Lautstärke durch die Boxen dröhnen lasse.
Musik entspannt mich.
Schon immer.Dann - erstens, um mir die Zeit zu vertreiben und mich nicht so allein zu fühlen und zweitens, um jegliche Anrufe von anderen Kunden zu blockieren, rufe ich wahllos irgendwen an, den ich als Freund einstufen würde.
Ich habe nicht viele Menschen, mit denen ich viel Kontakt habe, aber diese wenigen sind mir dafür umso wichtiger.„Hallo?", dringt eine verschlafene Stimme aus den Lautsprechern und sofort drehe ich den Sound leiser.
„Jungkook?
Weißt du eigentlich wie spät es ist?", fragt der ältere weiter und ich muss grinsen.„Dir auch einen schönen guten Morgen, Jin-Hyung", antworte ich, „und ja, das weiß ich, es ist genau 4 Uhr 31, nein!, jetzt 32.
Du müsstest sowieso in etwa einer halben Stunde aufstehen, deshalb kannst du die Zeit bis dahin auch gleich mir widmen, wo du schon mal wach bist."Er murmelt irgendetwas unverständliches - obwohl ich mir gut vorstellen kann, was der Inhalt seines Gedankengangs ist - und seufzt dann.
„Ich kann jetzt sowieso nicht mehr einschlafen.
Also, was gibt es?"„Nichts, eigentlich....
Kannst du einfach ein bisschen... mit mir reden?
Bitte?"
Wahrscheinlich hat Jin den jämmerlichen Unterton in meiner Stimme gehört, denn er wirkt weit weniger genervt, sondern meint einfach nur:
„Dann schieß los."Und ich beginne, zu erzählen.
Von allem, was mir auf dem Herzen liegt und mir in den Sinn kommt.
Von meinem unguten Gefühl vor wenigen Minuten, das mir jetzt wie vor einer Ewigkeit vorkommt, von meinen Plänen für die Zukunft und auch von dem Betrunkenen.
Wieso immer er?
Was ist an diesem Betrunkenen bitteschön so besonders?
Oder reagiert mein Gehirn nur wieder über?Jin hört mir die ganze Zeit zu und ich höre ihn im Hintergrund herumfuhrwerkeln.
Wahrscheinlich zieht er sich nebenbei an.
Dann, als ich mir endlich alles von der Seele geredet habe, antwortet er mir, geht auf so gut wie jedes Thema nochmal ein und sagt mir klipp und klar seine Meinung dazu.Schlussendlich seufze ich erleichtert.
„Danke, Jin", sage ich und er erwidert wie immer mit einem „Immer wieder gern", hängt diesmal aber noch einen weiteren Satz an.
„So lange du es die nicht zur Gewohnheit machst, morgens um halb fünf anzurufen."
Daraufhin muss ich nur anfangen zu lachen und ich weiß, dass auch Jin bei sich zu Hause am grinsen ist.„Meine Schicht ist vorbei, ich gehe jetzt nach Hause", teile ich ihm mit und parke das Auto dort, wo in wenigen Minuten der nächste Fahrer übernehmen wird.
„Ist gut", ist seine Antwort, „ich gehe gleich auf die Arbeit.
Ich hoffe, du wirst einen erholsamen Schlaf haben."
Dann hat er aufgelegt.
Das war seine Standardantwort.
Erholsamer Schlaf.
Anscheinend mitunter das wichtigste in seinem Leben.Grinsend packe ich mein Handy ein und steige aus, um auf denjenigen zu warten, der mich ab jetzt ablöst, um endlich ins Bett fallen zu können.
Ich bin wirklich hundemüde.
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Taxi Driver (JiKook/KookMin)
Fiksi Penggemar„Wo ist Jungkook?" - „Ich weiß es nicht. Nach dieser behinderten ‚Versammlung' hat ihn niemand mehr gesehen." --- Jimin ist Student. Seine Noten sind verhältnismäßig gut, obwohl er sehr oft trinken geht und auch schon oft mit sehr viel Restalkohol z...