(14. Mai 1970, 2 Jahre später)
(Sicht: Gudrun Ensslin (ehemaliges Mitglied der Außerparlamentarischen Opposition/ am Brandanschlag von 1968 beteiligt/Marxistin/...))Die Strafe war doch vorzeitig revidiert worden, aber der Wille der BRD uns erneut zu verhaften, zwang uns zur kurzzeitigen Flucht nach Italien. Bereits im Januar diesen Jahres kerten wir zurück (1970). Daraufhin wurde Andreas festgenommen! Das können wir nicht hinnehmen, aber zum Glück hilft mir Ulrike Meinhof bei der Planung.
Gudrun
(Tagebucheintrag)Heute war es soweit. Fast ein Monat hatten wir mit Planen verbracht, aber jetzt würden wir ihn endlich aus dem Gefängnis holen. Der Plan war genau ausgearbeitet! Aber meine Aufregung durfte auf keinen Fall alles verderben.
„Bereit?", fragte mich Ulrike.
„Und wie, Genossin!"
Ulrike hatten Andreas und ich auf der Flucht kennengelernt. Sie ließ uns einige Zeit bei sich untertauchen, bevor wir nach Italien gingen.
Ein Lächeln zog sich über ihre Lippen, als sie sagte: „Es ist die Befreiung unseres Freundes, aber auch unseres Genossen, und damit ist es auch eine politische Aktion! Es ist der Anfang der Revolution! Glaube mir, heute schreiben wir Geschichte!"
Ich lachte leicht. Es fiel ihr wirklich einfach die Stimmung aufzulockern. „An Enthusiasmus fehlt es dir schon mal nicht!" „Na klar, als Journalistin muss man sowas eben können!“„Ok", rief ich laut und so gleich kehrte Stille in dem kleinen Raum ein. „Jeder der sich nicht aktiv am Rest des Planes beteiligt, sollte jetzt das Zimmer verlassen!"
Einige gingen und als ich mich schließlich umsah, waren wir zu siebt. Horst Mahler, Andreas Rechtsanwalt, half uns allerdings bei der Planung.
„Irene Goergens, Ingrid Schubert, Astrid Proll, Ulrike Meinhof, Brigitte Asdonk und Hans-Jürgen Bäcker, seid ihr bereit unseren Freund da raus zu holen?"
Alle nickten.„Ok gehen wir den Plan erneut durch", meinte Ulrike, „.... Ach ja Irene hast du die Waffe?"
Sie nickte und zog sie kurz hervor:„Eine Pistole vom Typ Beretta, Kaliber 6,35 mm, und einen Schalldämpfer", schwärmte sie,„hat mich ganze 1000 Mark gekostet."
Mir wurde gerade erst so richtig klar, dass wir hier mit ernsthaften Waffen hantierten. Aber was sollten wir tun? Für diese Sache lohnte es sich doch! Und außerdem hatten sie Andreas Baader gefangen genommen, ohne Grund und mit falschen Beweisen. Nur um ihr Exemble zu statuiren. Um ihre Macht über uns zu zeigen. Wir mussten uns wehren, sonst wären wir schließlich ihre Sklaven.
„Und ihr, habt ihr eure Waffen,
Astrid und Ingrid?"
Die beiden nickten, weitaus bescheidener, als Irene.„Ok, zurück zum Plan", meinte ich,
„Zwischen 9:30-9:45 Uhr wird Andreas in Handschellen von zwei bis drei Wachtmeistern in den Lesesaal des Institutes in der Miquelstraße 83 in Berlin-Dahlem gebracht. Ulrike erwartet ihn dort. Im Raum befinden sich die Justizbeamten, Andreas, Ulrike und ein Institutsangestellter, der immer da ist. Für etwa 75 Minuten werden sie dort sitzen."Alle warteten darauf, dass ich weiterredete, also fügte ich hinzu:
„In dieser Zeit betreten Irene und Ingrid das Gebäude. Ihnen wird ein Arbeitsraum zugewiesen werden. Gegen 11 Uhr öffnen sie die Eingangstür des Gebäudes für den vermummten Hans-Jürgen.
Irene, Ingrid und Hans stürmen dann mit dem Ruf „Hände hoch, oder wir schießen" oder etwas ähnlichem in den Lesesaal, mit den Waffen, die zuvor in der Aktentasche versteckt waren. Wir befreien Andreas und rennen dann zu dem vorher abgestellten Alfa Romeo mit Astrid am Steuer. Vorsichtshalber, haben wir noch zwei Fahrzeuge zum wechseln bereitgestellt. Ich und Horst erwarten euch dann am Treffpunkt, also hier... Nur Ulrike verbleibt dann dort und tut so als wüsste sie von nichts, was mit unserem Plan zusammen hängt.....Und denkt dran, die Waffen sind hauptsächlich zum abschrecken. Schießt nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss!!"Alle nickten wieder. „Ok, dann los!", rief Ulrike. Oh, ob das gut gehen würde?
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Rote Armee Fraktion (RAF): Die erste Generation
Historical FictionNach der Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges und den Folgejahren sind vorallem junge Menschen in der BRD unzufrieden. Sie sehen, dass der Nationalsozialismus nicht aufgearbeitet wurde und kritisieren die Beteiligung Westdeutschlands an den Amerikani...