6. Kapitel: Ausbildung für Terroristen (Teil 1) - die Ankunft

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(Sicht: Horst Mahler, Mitbegründer der RAF)
(Berlin Ost, Flughafen Schönefeld)

„Du Genie. Wie hast du das hinbekommen? Wir können einfach über Ostberlin fliegen?" fragte mich Ulrike begeistert und zweifelnd zugleich.
„Ich habe mal für sie gearbeitet." Mehr sagte ich nicht. Mehr mussten sie auch nicht wissen.
„Du hast wirklich für die Stasi gearbeitet?" meinte eine junge Genossin begeistert.
„Schsch", Ulrike warf ihr einen wütenden Blick zu. Sofort schwieg sie. Aber ich sah die forschenden Blicke der anderen Genossen und Genossinnen. Wunderbar! Sie konnten es sich auch gleich der ganzen Organisation erzählen. Sehr geheim! Jetzt wusste so gut wie jeder hier, dass ich ein Kontaktmann der Stasi war. Das war gefährlich.

Einige Stunden später saßen wir im Flugzeug. Wieso war das Alles so einfach? Irgendwas musste doch schief gehen! Es gab nichts, was so einfach war. Offenbar irrte ich mich. Manche Dinge konnten verdammt einfach werden. Von Juni bis zum  August 1970 würden wir: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Peter Homann, Brigitte Asdonk, ich und etwa ein Dutzend weitere Personen, uns in einem Camp der Fatah aufhalten. Ich war gut darin meine Gefühle zu verstellen oder zumindestens nicht zu zeigen, aber einigen Anderen hier, sah man ihre Aufregung eindeutig an. Sie lachten, und machten Späße, aber gleichzeitig schwitzten sie auch und blickten sich nervös um, wenn sie dachten, dass es niemand sah. Einige spielten mit ihren Haaren oder tippten unaufhörlich mit den Fingern auf ihrem Sitz herum. Im Enttfefekt war es klar. Sie hatten alle keine Erfahrung. Sie wussten nicht genau, was sie erwartete... Und jeder hier ließ sich das anmerken. Außer Andreas und mir. Andreas war einer der wenigen Menschen, die ich nicht gut einschätzen konnte. Das ließ mich ständig ein unwohles Gefühl verspüren, wie auch in diesem Moment. Er war einfach so kalt. Handelte stets bewusst und direkt. Hielt sich an den Plan, blieb ruhig und gelassen, immerzu, und im nächsten Moment bekam er eine Wutattake. Und er zeigte keine Reue, wenn es um die eine Sache ging, für die er... Nein, für die wir ab heute lebten. Das konnte einem schon irgendwie Angst machen.

Nachdem wieder eine lange Zeit vergangen war, standen wir tatsächlich endlich dort. In Jordanien, vor einem Guerillaausbildungslager. Das war eigentlich gar nicht meine Art, aber dafür war es jetzt zu spät. Ich hatte entschieden, mitzukommen. Ich hatte entschieden, mit ihnen zu kämpfen. Ich hatte entschieden, eine neue Taktik aus zu probieren. Die Frage war nur, ob es funktionieren würde. Ich hätte wissen müssen, dass man nicht gegen seinen eigenen Charakter, jemand werden kann, der man nicht ist. Wenn ich an damals denke, waren wir unerfahren und hoffnungsvoll, wie Kinder. Aber trotzdem war es eine wunderbare Zeit! So fühlte es sich jedenfalls damals an.

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