White Shadow

Neuanfang

Traitor:

Seufzend drehte sich Flo in seinem Bett um. Er konnte nicht schlafen. Ständig musste er an seinen Plan denken. War es das wirklich wert? Er hatte einen seiner engsten Vertrauten verloren. Dhalu war nicht nur einer seiner engsten Vertrauten, sondern auch noch ein guter Freund gewesen. Klengan hatte ihn getötet und jetzt? Jetzt waren sie hier. Sein Folk war schon lange nicht mehr wirklich zufrieden mit ihm, doch dank seiner Armee hielt er sie unter Kontrolle. Die Majin League war dagegen damit beschäftigt, die Abtrünnigen zu finden. Diese Krieger waren speziell dafür ausgebildet worden, doch jetzt wurden sie immer weniger. Dhalu hatte sie damals selbst trainiert, doch seit er zu seinem Spion wurde, hatten sie niemanden mehr, der sie Ausbilden konnte. Klengan war zwar ein direkter Schüler von Dhalu gewesen, doch er hatte nicht das Wissen um mehr Majins auszubilden. Es war wie eine Zwickmühle. Sie mussten die Abtrünnigen finden, doch brauchen sie dafür mehr Krieger.

Seufzend drehte Flo sich wieder um. Zwar hatte er jetzt Dhalu nicht mehr als Vertrauten, doch dafür seine zwei besten Freunde Roma und Akio. Nach ihm waren sie die beiden Menschen mit der meisten Macht in seinem Königreich. Ihnen vertraute er blind, auch wenn Akio öfters mal verwirrt ist und Roma, naja, er ist halt Roma. Seufzend drehte er sich noch einmal um und schlief letztendlich ein.

Innocent:

Am nächsten Morgen wachte Dhalu etwas früher auf, denn er hatte beschlossen sich heute Morgen zusammen mit TauTau um das gemeinsame Frühstück zu kümmern. Er lag noch bei Alex in seinem provisorischen Bett, da er es nicht schaffte, in seinem eigenen Haus zu schlafen. Es hingen noch zu viele Erinnerungen von Chigo in diesem Haus. Leise versuchte er aufzustehen, ohne den Arzt zu wecken. Mühsam stand er jetzt endlich neben seinem Bett und sag sich nach seinem Stab um. Seine Beine alleine konnten ihn noch nicht komplett tragen, weswegen er den Stab brauchte. Er war gestern nach dem Gespräch mit Kapuze noch bei Dadosch gewesen. Sie hatten den Stab schwarz eingefärbt und an dem gebogenen Teil mit Klingen versehen. Jetzt konnte er als Stütze, aber auch als richtige Waffe funktionieren. Dhalu entdeckte ihn am Boden liegen und hob ihn auf. Humpelnd lief er doch zu seinem Haus um sich umzuziehen. Nachdem er fertig war, ging er zurück zum Haupthaus und begegnete dort TauTau. ,,Guten Morgen," sagte er mit leichtem Akzent. Er und Kapuze kamen von weiter weg, weswegen beide mit leichtem Akzent sprachen. ,,Morgen. Womit wollen wir anfangen?", fragte Dhalu höflich. ,,Ich würde sagen, mit den Tellern. Wir haben gestern noch einen kleinen Wagen gebaut, damit du es leichter hast," meinte TauTau und schob ein Wagen zu Dhalu. Dieser nahm ihn dankend an und ging in die Küche, die direkt an das Haupthaus grenzte.

Gestern Abend, bei dem gemeinsamen Abendbrot hatte Nala von seiner Vergangenheit erzählt. Zu erst waren alle erst einmal geschockt, doch nachdem sich Dhalu erklärt hatte, war alles wieder gut. Sie verstanden ihn und es schien sie nicht zu stören, dass er einmal ein Traitor gewesen war. Dadurch, dass alle jetzt von Dhalus Vergangenheit wussten und ihm glaubten, konnten sie jetzt alle das J auf seinem Amulett erkennen. Nala hatte von sich nicht erzählt. Auch wenn Dhalu nicht verstand, wieso, hatte er nicht vor sie zu verraten, schließlich war sie seine Anführerin.

Nachdem alle fertig gefrühstückt hatten, ging Dhalu, mit Kapuze im Schlepptau, noch einmal zu Alex. Dieser wollte seinen Verband wieder Wechseln, weswegen Dhalu sich aufs Bett setzte und seine Jacke und das Oberteil auszog. ,,Du Wunde heilt gut, doch du solltest dich nicht überanstrengen, sonst kann sie wieder aufreißen. Zwar nicht mehr so schlimm, doch dadurch wird es länger dauern," sagte Alex, nachdem er sich die Wunde noch einmal angesehen hatte. Dhalu nickte nur und nahm die Schale mit Salbe entgegen.

Nachdem der Verband wieder saß, zog er sich sein Hemd über den Kopf und die Jacke über die Schultern. ,,Dann werden wir mal weiter gehen," meinte Dhalu und stand mit dem Stab in der Hand auf. Alex nickte noch einmal zur Verabschiedung und die beiden Männer gingen aus dem Haus auf das Haupthaus zu. ,,Wollen wir den anderen beim Training zusehen?", fragte Kapuze aufgeregt. Dhalu musste schmunzeln. ,,Das wollte ich gerade vorschlagen. Nala sagte ja gestern, dass wir wieder die Dörfer verteidigen wollen, da sollten wir mal beim Training vorbeischauen," sagte er und lief zur Treppe. Heute konnte er sie schon mit weniger Schmerzen hinabsteigen, doch wirklich schneller war er auch nicht.

,,Du solltest etwas höher zielen, wenn du genau treffen willst. Auf Entfernung verlieren die Pfeile oft an Höhe." Es hörte sich wie Items an, doch er war kein Trainer, weswegen Dhalu und Kapuze kurz stockten und sich verwirrt ansahen. Nachdem sie näherkamen und hinter einem Brombeerbusch hervorkamen, sahen sie Kundran, Items und Miro dort stehen. ,,Hallo," sagte Dhalu zur Begrüßung. Die drei drehten sich zu den beiden um und grüßten sie ebenfalls. ,,Hallo Dhalu. Hallo Kapuze. Was wollt ihr denn hier?", fragte Kundran neugierig. ,,Wir wollten sehen, wie es mit dem Training so läuft," sagte Kapuze schnell. Kundran nickte nur und sah wieder zu Miro. ,,Zeig den beiden mal, was du schon kannst," sagte er aufmunternd und Miro drehte sich leicht nervös wieder um, als die anderen beiden etwas näherkamen. Sie nahm einen neuen Pfeil aus ihrem Köcher und spannte sie Sehne ihres Bogens. Sofort war sie vollkommen auf die Zielscheibe konzentriert, die weiter weg an einem Baum hing. Sie zielte etwas höher, wie es ihr Items geraten hatte und ließ den Pfeil los. Er flog zischend durch die Luft und schlug genau in der Mitte der Zielscheibe ein. ,,Super!", kam es von Items und die beiden schlugen ihre Hände zusammen. Stolz drehte sich Miro zu Dhalu um. ,,Das war super," bestätigte auch er und sah froh auf die neue Schülerin hinunter. Kapuze sagte nichts, sondern sah nur mit offenem Mund auf die Zielscheibe. ,,Sag mal, wie alt bist du eigentlich?", fragte Dhalu neugierig. Bedrückt sah Miro jetzt auf den Boden. ,,Fast achtzehn," murmelte sie. ,,Wow, das ist wirklich jung," sagte jetzt Kapuze. ,,Aber eigentlich ist es ja auch egal. Du bist eine gute Kämpferin und hast es verdient hier zu sein!", sagte Items und versuchte sie aufzumuntern. Miro sah ihn dankbar an und auch Dhalu stimmte seiner Aussage zu.

Der nächste Monat verlief nicht viel anders. Aufstehen, Frühstück, Verband wechseln, beim Training zusehen, Abendbrot, schlafen. In der letzten Woche allerdings begann Dhalu ebenfalls mit dem Training. Da er den Stab noch eine Weile brauchen würde, nutzte er sie als Waffe und trainierte somit mit ihr umzugehen. Kapuze trainierte mit ihm. Die beiden konnten denken, es sei alles so wie bevor der Kampf war, doch beide wussten, dass es nicht so war.