Kapitel 2

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Am nächsten Morgen klingelte Castiels Wecker früher als gewöhnlich. Zuerst wollte er sich noch einmal umdrehen; das warme Bett war einfach zu verführerisch. Doch in der nächsten Sekunde musste er schon wieder an den gestrigen Abend denken – an Dean und Benny. Er warf die Decke zurück und streckte sich schnell, als er noch kurz an der Bettkante saß.

Aus dem Kleiderschrank kramte er eine einfache Tasche heraus. In diese stopfte er ein paar Packungen Taschentücher, ein paar Wasserflaschen und zwei Bücher, die er sich irgendwann einmal gekauft aber nie gelesen hatte.

Anschließend machte er sich für die Arbeit fertig. Er machte sich gar nicht mehr die Mühe, sich Kaffee zu kochen. Da er sowieso in einen Coffeeshop gehen wollte, konnte er sich auch gleich dort einen mitnehmen. Mit der gepackten Tasche über seiner Schulter verließ er das Haus. Er hatte keine Ahnung, wie lange es noch geschneit hatte, aber die Straßen und das Gras waren nun komplett mit Schnee bedeckt. Mit einem tiefen Seufzen machte er sich auf den Weg. So früh war er schon lange nicht mehr dran gewesen, aber er hatte schließlich vor der Arbeit auch noch etwas vor.

Ein paar Straßen weiter kaufte er drei Becher Kaffee, die er in einem Pappbehälter transportierte. Wenige Minuten später kam er wieder zu der kleinen Gasse, in der er die Jungs kennen gelernt hatte. Nun da es heller war, sah dieser Ort doch ein wenig anders aus.

Dean saß genau an derselben Stelle wie schon am Abend zuvor. Er kuschelte sich in seine Jacke, während Benny ein paar Sachen in die Tonne warf und versuchte es anzuzünden.

Dean war der erste, der aufblickte. Sofort breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus, als er Castiel erkannte.

„Hey, na das ging aber schnell", begrüßte er den Dunkelhaarigen, der nun auf sie zukam, ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen. Auch Benny begrüßte ihn und fluchte anschließend, als das Feuerzeug nicht funktionierte.

„Guten Morgen", meinte Castiel freundlich und stellte den Pappbehälter und die Tasche auf einer der Kisten ab. „Ich hab euch was mitgebracht... wenn ihr es wollt."

„Zu Kaffee sag ich nie nein", antwortete Dean freudig, ehe er die Tasche betrachtete. „Was ist da drin?", wollte er wissen.

Castiel öffnete sie und ließ Dean hineinblicken. Dieser hob überrascht die Augenbrauen.

„Man, Cas, du bist ja einer..."

„Hm? Ich will es auch wissen", meinte Benny, warf einen Blick in die Tasche und grinste.

Castiel zog den Reißverschluss wieder zu und übergab den beiden die olivgrüne Tasche.

„Vielleicht könnt ihr mit den Büchern mehr anfangen als ich. Die lagen, ich glaub schon Jahre, in meinem Zimmer rum. Hab sie nie aufgeschlagen, auch wenn die Zusammenfassungen interessant klingen."

„Wann musst du arbeiten?", fragte Dean neugierig und Cas ließ sich auf der Kiste nieder, stellte den Behälter auf seinen Schoß.

„In zwanzig Minuten muss ich dort sein." Nach diesen Worten hielt er den beiden einen Kaffeebecher hin, den sie dankend annahmen. „Es ist blöd, dass es nun so kalt wird..."

Dean grinste hinter seinem Becher, ehe er einen Schluck nahm.

„Du machst dir Sorgen um uns? Nur keine Panik, Cas, ist nicht der erste Winter, den ich im Freien verbringe", meinte er.

Benny hatte es doch noch geschafft, das Feuer zu entzünden. Erleichtert ließ er sich daneben auf die Kiste sinken. Castiel musterte die beiden jungen Männer. Erst jetzt erkannte er Deans smaragdgrüne Augen und die Sommersprossen, die sein Gesicht zierten. Seine dunkelblonden Haare waren zerzaust. Die Lippen durch die Kälte trocken und rissig.

Side Street [Destiel]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt