Donnerstag, 5. September 1943
Abends
„𝐕erdammter Doxymist!" Wütend spießte ich das vor mir liegende Fleisch auf und schnitt es grimmig in kleine Stücke.
„Was ist denn los, Hel?" Mit vollem Mund schmatzend blickte Lilith mich an, bevor sie sich die nächste Fuhre Rührei und Speck in den Mund schob. „Genies lieber dein Abendbrot, anstatt so griesgrämig herein zugucken. Ach Leute, es ist doch scheiße!" Mit einem lauten Scheppern ließ Lilith ihre Gabel auf den Teller fallen und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. „Es kann so doch nicht weitergehen! Es ist gerade einmal der fünfte Tag unseres sechsten Jahres und wir schauen herein, als wären wir von zehn Thestralen persönlich überrannt worden. Ich will Spaß haben, Schule ist doch schon nervtötend genug."
„Ach keine Ahnung", Susan zuckte mit den Schultern und mustere unsere Runde, „irgendwie ist nichts mehr wie es einmal war. Die Sommerferien haben so viele Veränderungen mit sich gebracht, sodass ich mich wie in einem ganz neuem Leben fühle." Sie seufzte, als ihr bewusst wurde, dass dieses und das nächste Jahr nicht nur die letzten, sondern auch die mit den meisten Veränderungen sein werden- und davon wird nicht alles wunderschön sein. „Eheverhandlungen und ich?", sie lachte auf, während ihre honigfarbenen Haare nach vorne fielen und in der Kürbissuppe landeten. „Solche Dinge schienen mir immer so fern und jetzt bin ich diejenige, dessen Eltern mit anderen über eine Ehe reden. Ich fühle mich einfach zu jung dafür, nicht bereit und – ach ich bin am verzweifeln. Klar, ich mag John und er scheint solch ein netter Junge zu sein aber ich bin doch noch ein Kind. Ich bin zu jung für eine Ehe und Kinder, ich möchte nicht gleich nach der Schule heiraten und den Rest meines Lebens Zuhause verbringen. Ich habe immer geglaubt, dass das meine Bestimmung sei und es so sein soll, doch nun ist es schon bald und es fühlt sich überhaupt nicht richtig ein."
Mit einem traurigen Blick schaute ich sie an, die Stimmung am Tisch hat sich in den letzten Minuten in eine komplett andere Richtung geschlagen und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ein Klos der Angst und Unmut.
Lil und Susan hatten Recht: Die Veränderungen kamen so schnell auf einem zugeschossen wie ein Klatscher beim Quidditch – und ich hasste es. Es war das Gefühl, keine Kontrolle mehr zu haben, als würde jemand einem den Besen wegreißen und man würde in ein unendliches, tiefes Loch fallen. Die kindlichen Zeiten waren vorbei, als man zu viert in der zweiten Klasse darüber geredet hat, welchen Jungen man doch am hübschesten findet und welche Band gerade total angesagt war. Die Zeit, wo man Spiele spielte und meine einzige Sorge war, dass Mutter und Vater herausfanden mit welchen Leuten ich meine Zeit in Hogwarts verbrachte. Mein älterer Bruder Maxim, der mittlerweile sein letztes Schuljahr hier verbrachte, konnte zum Glück recht gut stillschweigen bewahren und somit seiner kleinen Schwester vor einen Haufen Ärger bewahren. Hätte ich keine so gute Beziehung zu ihm, würde ich vermutlich schon lange in einer Zauberschule in Bulgarien sitzen, wo auch einst meine Mutter war. Jekaterina Selwyn, eine anmutige Frau mit einem Akzent, der einladend aber dennoch elegant und bestimmend klang. Die russische Mentalität hatte etwas magisches an sich, diese Herzlichkeit und im gleichen Maße auch die Kälte, die ein Spiel aus Feuer und Eis miteinander spielten.
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𝐒𝐖𝐄𝐄𝐓 𝐃𝐑𝐄𝐀𝐌𝐒 I tom riddle
FantasyHogwarts, 1943 I Helena Selwyns plötzliches Interesse gegenüber ihres Mitschülers Tom Riddle verändert alles, ihre eigentliche Neugier scheint sie zu ersticken und sie verfängt sich in einem gefährlichen Kreislauf aus Gewalt, Abhängigkeit und Liebe...