Freitag, 17. Oktober 1943
Abends
Kritisch musterte ich das Glas in meiner rechten Hand, in welcher sich der Schluck Feuerwhisky befand, den Lilith mir vor einer Minute voller Elan eingeschenkt hatte. Der dampfend feurigen Flüssigkeit war es anzusehen, dass sie es in sich hatte. Während ich mein Glas ein wenig umher schwenkte, sodass sich auf der durchsichtigen Oberfläche leichte Wellen bildeten, ließ ich den heutigen Tag Revue passieren. Seit der Versammlung der Vertrauensschüler bezüglich des Halloween-Festes sind erst zwei Stunden vergangen, doch an Ruhe war nicht zu denken. Anlässlich Susans gestrigen Geburtstages veranstalteten wir heute eine kleine Feier in einen der verlassenen Klassenräume im 6. Stock. Bis auf uns vier waren noch ein paar weitere Schüler und Schülerinnen der verschiedensten Häuser anwesend. In Mitten der lebendigen Musik vernahm ich eine Bewegung aus der Richtung der Tür, welche sich leicht öffnete und ein blonder Haarschopf hervorguckte. Kichernd, mit roten Wangen und Tränen in den Augen zwang sich Susan durch den kleinen Spalt und zog ein weiteres Mädchen mit sich. Wegen des dichten Gedränges konnte ich die zweite Person im ersten Moment kaum erkennen, weshalb ich meine Augen leicht zusammenkniff. „Thompson", vernahm ich eine Stimme neben mir und erkannte Lilith, die mit verschränkten Armen und einem rätselhaften Blick in Richtung Eingang starrte. Auch sie hielt in der rechten Hand ein Glas, welches mit der alkoholischen Flüssigkeit gefüllt war. „Trink", forderte sie mich auf und kippte sich ihren Schluck in einem Zug hinter. Ich tat es ihr gleich, jedoch wesentlich langsamer. „Pfui." Hustend verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse, als das brennende Getränk meine Kehle hinunter floss und meinen Hals in Flammen setzte. Ganz leicht schüttele ich mich, während Lilith herzhaft lachte. „Hab dich nicht so", meinte sie kurz nachdem sie von dem schmalen Tisch nebenan eine halbvolle Flasche nahm, um uns erneut das Glas zu füllen. „Was hältst du von Thompson?", fragte mich Lilith. Schweigend suchte ich mit meinen Augen den belebten Raum nach Susan und Thompson ab, die ich letztendlich fröhlich redend in einer Ecke mit zwei weiteren Mädchen stehen fand. „Hm", fing ich an, „keine Ahnung." Ich fixierte die Hufflepuff wie vorhin während der Versammlung und versuchte jede ihrer Bewegungen genauestens aufzunehmen. „Sie war heute auch auf der Versammlung", fuhr ich schließlich fort, was mir einen neugierigen Blick von Lilith bescherte. „Ich habe sie mir anders vorgestellt", gab ich zu und erinnerte mich kurz an den Nachmittag zurück. „Weshalb?" Lilith sah mich interessiert von der Seite an und ihre sonst schon dunklen Augen schienen im schwachen Licht wie die unendliche Dunkelheit. „Ich weiß nicht", murmelte ich. „Ihr Charakter passt nicht zu ihrem Aussehen. Sie ist viel offener und selbstbewusster, als ich es erwartet hätte." Lilith antwortete mir nicht, sondern schien intensiv nachzudenken. Sie schürzte ihre Lippen und auf ihr Gesicht legte sich ein ernster Ausdruck, während sie schneller als sonst mit ihren Wimpern blinzelte. „Ich komme gleich wieder." Leicht verspätet nahm ich ihre Bemerkung wahr, denn als ich zur Frage ansetzten wollte, war sie bereits zwischen zwei tanzenden Gryffindors verschwunden. Feiern sind nichts für mich, ich fühlte mich unwohl zwischen all den Menschen, mit denen ich nichts zutun hatte und es viel mir schwer, einfach loszulassen. Dies schien auch Harper zu bemerken, denn sie stupste mich von hinten an, bevor sie lässig ihren Arm um meine Schulter legte. „Macht es dir keinen Spaß?" Aufgrund des Alkohols konnte sie ihre Augen kaum offen halten und ihre Ohren glühten in einem leuchtenden Rot, auch auf ihren Wangen schimmerte ein rosaner Hauch und ein leicht alkoholischer Geruch wehte mir entgegen. Ich kicherte, als ich meine Freundin erblickte und nahm mir fest, diesen Anblick für immer in Gedächtnis zu behalten. „Seit wann trinkst du so viel, Harper?" „Lilith hat mich überredet", giggelte sie zwischen zwei Hicksern.
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𝐒𝐖𝐄𝐄𝐓 𝐃𝐑𝐄𝐀𝐌𝐒 I tom riddle
FantasíaHogwarts, 1943 I Helena Selwyns plötzliches Interesse gegenüber ihres Mitschülers Tom Riddle verändert alles, ihre eigentliche Neugier scheint sie zu ersticken und sie verfängt sich in einem gefährlichen Kreislauf aus Gewalt, Abhängigkeit und Liebe...