Dienstag, 9. September 1943
Abends
„Da ist etwas faul", beteuerte Lilith heute schon zum hundertsten Mal, während sie sich verschwörerisch nach vorne lehnte und Harper und mich eindringlich anguckte, „da bin ich mir sicher! Es kam so plötzlich, da muss etwas dahinter stecken..."
„Du immer mit deinen Verschwörungen, Lil. Vielleicht tat es ihm wirklich leid." Als Antwort auf meine Aussage brach Lilith in schallendes Gelächter aus und auch von Harper erntete ich einen amüsierten Blick. „Okay, dann wohl eher nicht."
„Avery ist kein Typ, dem sowas leid tut, Helena. Er hasst Harper, Susan und mich, die Situation letzte Woche bereut er garantiert nicht."
„Weshalb hat er sich dann entschuldigt?", fragte ich und strich mir eine Strähne meines braunen Haares, welches sich aus dem Dutt gelöst hatte, aus dem Gesicht. „Taktik?", überlegte Lilith. „Immerhin wissen wir, dass die anderen deine Freundschaft zu uns nicht gutheißen."
Nach den Worten meiner Freundin verfiel ich ins Grübeln und irgendwie schlich sich ein Gedanke in meinen Kopf, der mir gar nicht gefiel. „Worüber denkst du so angestrengt nach?" Fragend legte Harper ihren Kopf schief.
„Hm", machte ich nur, „mir kam da so ein Gedanke."
„Nun sag doch!", bettelte Lilith aufgeregt.
„Also vielleicht", fing an an, brach dann aber wieder ab. Sollte ich es ihnen erzählen? Letztendlich fasste ich meinen Mut zusammen und sprach weiter. „Vielleicht war es Maxim, der Avery dazu gebracht hat."
„Weshalb sollte dein Bruder sowas machen?"
Ich zuckte mit meinen Schultern. „Keine Ahnung, er hat jedenfalls auch mit mir darüber geredet, am Donnerstag."
„Als du ihm aus der Großen Halle gefolgt bist?", hakte Lilith nach. „Genau, da hat er ein sehr direktes Gespräch mit mir geführt."
„Willst du mehr darüber erzählen?" Vorsichtig legte Lilith ihre Hand auf meine Schulter und blickte mich eindringlich an.
„Wann anders, okay?"
Verständnisvoll nickte meine Freundin, bevor sie schwungvoll von meinem Bett aufsprang und zu Harpers Bett tänzelte. „Was machst du dort eigentlich?" Mit dieser Frage endete das vorherige Thema abrupt, was mir recht kam. Ich wollte mich nicht weiter damit beschäftigen und etwas in mir wollte auch nicht wahrhaben, dass es Avery eventuell doch nicht leid tat.
Harper sah von ihren Bett auf und schob Pergamentschnipsel, Bücher sowie ihre Feder zur Seite, damit Lilith Platz nehmen konnte. Vor ihr lagen einige Pergamentbögen, ein paar davon waren noch leer, andere wiederum vollgeklebt mit Pflanzen. „Ich fertige ein Herbarium an", antwortete die Rothaarige und hielt Lilith eines der Pergamente hin, die sie eben beschriftet hatte.
DU LIEST GERADE
𝐒𝐖𝐄𝐄𝐓 𝐃𝐑𝐄𝐀𝐌𝐒 I tom riddle
FantasíaHogwarts, 1943 I Helena Selwyns plötzliches Interesse gegenüber ihres Mitschülers Tom Riddle verändert alles, ihre eigentliche Neugier scheint sie zu ersticken und sie verfängt sich in einem gefährlichen Kreislauf aus Gewalt, Abhängigkeit und Liebe...