𝐨 𝐧 𝐞

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1. September, 1943

Gleis 9 ¾


𝐄s war das erste Mal, dass ich ihn beobachtete, so wirklich beobachtete.

Natürlich waren meine Blicke das eine oder andere Mal schon an ihm hängengeblieben, doch wessen nicht? Tom Riddle war attraktiv, das konnte man nicht bestreiten. Doch ich habe mir nie etwas daraus gemacht, er war nicht interessant genug. 

Außer in diesem Moment regte er meine Aufmerksamkeit, nicht wegen seines Aussehens – nein, es war seine reine Präsenz, wie er dort stand, allein, umgeben von weinenden Müttern, belehrenden Vätern und freudigen Schülern.

Allein.

Je länger ich ihn anguckte, desto mehr wuchs meine Neugier und ich konnte nicht leugnen, dass ich nichts über Riddle wusste, sondern einzig und allein einige Fakten, über welche man in den Gängen tuschelte und leider Gottes machte es mich – wenn auch nur für diesen Moment – ein wenig traurig.

In meinen Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie er seinen Blick zu mir wandte und direkt in meine Augen blickte. Sie waren zusammengekniffen und sein Blick war kalt, was mir einen ungeheuren Schauer über den Rücken jagte, schnell drehte ich meinen Kopf weg und Schamröte machte sich auf meinem Gesicht breit.

Hastig nahm ich meine Koffer und stolperte vorbei an ihm in den Express, ich brachte nur noch ein leises: „Ich bitte um Entschuldigung, Riddle" hervor. Er antwortete mir nicht, dafür aber brannte sich sein stechender Blick in meinen Rücken, bis ich endgültig im Zug verschwand.

Drinnen war es noch recht leer, weswegen ich freie Auswahl hatte bei der Platzauswahl. Mit einem unguten Gefühl ließ ich mich nieder und starrte durch das Fenster nach draußen. Das Bild, welches sich mir bot, war so wie immer: die gewöhnliche Abschiedssudelei.

Ich war kein Mensch von Verabschiedungen, ganz und gar nicht, ich bevorzugte es alleine und möglichst schnell, in den Zug zu verschwinden. Es war mir suspekt, wie man minutenlang am Bahnsteig stehend eine ellenlange Verabschiedung hervorbringen konnte, wenn ein normales „Auf Wiedersehen" oder „Bis Bald, Mutter und Vater" auch reichen würde.

Umso glücklicher war ich also, dass meine Eltern schon gar nicht mehr mitkamen zum Bahnhof, warum auch, es gab wichtigere Dinge, in spätestens einem Jahr würde man sich wiedersehen.

Das Geräusch der Tür lenkte mich ab und mein Kopf zuckte in die Richtung, ein Mädchen mit wilden, dunklen Locken erschien.

Lilith Jones.

Ein Grinsen zierte ihr Gesicht, bevor sie rief: „Mädels, ich habe sie gefunden."

„Was ein Wunder, dass genau unsere Helena wieder zuerst im Zug ist", rief sie lachend und ließ sich neben mich fallen, das Abteil hatte sich recht schnell gefüllt und meine trübe Stimmung verbesserte sich erheblich.

𝐒𝐖𝐄𝐄𝐓 𝐃𝐑𝐄𝐀𝐌𝐒 I tom riddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt