Kapitel 9

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Callum

Callums Hand flog in sekundenschnelle an den Knoten seiner Decke.

Die Finger des blonden Mannes grapschten in sein Gesicht und packten nach seinem rechten Arm. »Hier sitzt tatsächlich einer auf dem Baum Kova! Und dazu ein richtiger hübscher Bursche. Da wird sich der Käpt'n aber freuen.«

Der Mundgeruch des Mannes traf Callum völlig unvorbereitet. Er stank nach verwesendem Fisch und Exkrementen. Hätte Callum die Zeit gehabt zu kotzen, er hätte sich einen ganzen Tag lang übergeben.

»Hol ihn runter. Aber dalli!«, kam eine Stimme von unten hinauf.

In dem Moment löste Callum den Knoten und die Decke flatterte zu Boden, während er mit aller Kraft versuchte den Griff von Mister Mundgeruch von seinem Arm zu lösen. »Verpiss dich du Flachwichser«, fluchte Callum und spuckte ihm ins Gesicht.

Callum hatte keine Zeit sich über seine eigene Reaktion zu wundern, eigentlich war er kein Mensch der fluchte und andere bespuckte, denn für einen kurzen Augenblick lockerte der Mann seinen Griff, verkniff das Gesicht vor Ekel und versuchte Callums Spuckte mit seinem Ärmel aus seinem Gesicht zu wischen.

Callums Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er wusste dieser kurze Moment war vielleicht die erste und letzte Chance, um hier lebend herauszukommen. Die einzige Option die er sah, war es weiter auf den Ast hinauszuklettern. Nach oben würde er es nicht schaffen, der Blonde hätte Callums Beine gepackt, bevor er überhaupt richtig stehen konnte. Und nach unten zu den anderen beiden ... Niemals.

Mit einem Satz drückte Callum sich von dem dicken Ast ab und versuchte möglichst weit auf ihn hinauszuklettern. Die Finger des Mannes kratzten über Callums Gesicht als er seinen Fluchtversuch realisierte, fanden aber glücklicherweise keinen Halt. Er musste die Fingernägel des Mannes nicht sehen um zu wissen, dass sie so verdreckt waren, dass sich die Wunden in seinem Gesicht davon sofort entzünden würden.

Der Mann hechtete Callum hinterher, nachdem er sein Gesicht mit seiner Handfläche von Callums Spucke befreit hatte. »Du bist ein toter Mann, Kleiner.«

Callum wagte es nicht sich umzudrehen und zu schauen, wie nah er hinter ihm war. Sein Blick verdunkelte sich, wie als wenn er durch ein Rohr schauen würde. Das einzige was Callum wahrnahm, war das Ende des Astes. Da musste er hin und zwar schnell. Seine Angst war mittlerweile seinem Überlebensinstinkt gewichen.

»Korryn, was dauert denn da so lange?«, fragte die dunkle Stimme von Kova. »Muss ich raufkommen und mir die Flachzange selber runterholen oder was?«

»Ja man. Richtig man«, gab Knox seine Zustimmung.

Der Ast vor Callum wurde immer schmaler und er spürte, dass der blonde Mann - Korryn - nicht weit hinter ihm war. Seine Finger fassten immer wieder nach Callums Stiefelsohle, was er nach einem ersten Schock mit einem Lächeln quittierte.

Das ist dein eigener Fehler, dachte Callum und trat Korryn mit einem festen Tritt ins Gesicht. Callum spürte erst etwas weiches und traf danach auf Widerstand. Ein leises Knacken verriet ihm, dass er Korryn seine Nase gebrochen hatte. »Arrrgh. Du Hund. Du götterverdammter Hund.«

»Korryn, was ist los?«, rief Kova herauf.

Mit einem kleinen Triumphlächeln auf den Lippen, schaute Callum sich den Ast vor sich genau an, während er immer weiter über ihn kroch, darauf bedacht, bloß nicht herunterzufallen. Dieses eine Mal war Callum froh darüber so dünn und leicht zu sein. Der Ast würde sein Gewicht länger tragen, als das von Korryn. Trotzdem wusste Callum, dass der Ast für seine Vierfußstellung bald zu dünn sein würde.

Wooden Shadows - Callum Cadena Chronicles #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt