Kapitel 5 - Der Tod

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Es waren einige Monate vergangen und ich saß in der kleinen Wohnung auf dem Ledersofa. Wir waren tatsächlich nach Japan gezogen und hatten eine kleine Wohnung, welche in der Nähe einer naturellen heißen Quelle lag. Diese hatte bis jetzt noch keiner entdeckt, weshalb wir uns dies natürlich zu nutzen machen. Stumm erhob ich mich und lief hinaus auf den Balkon. Otabek war gerade einkaufen, weshab ich allein die weite Aussicht genoss. Das leise Rauschen der Blätter war zu hören, während in der Entfernung die Stimmen der Menschenmassen waren. Komplett in Gedanken versunken, hatte ich Otabek gar nicht bemerkt, welcher nun sanft seine Arme um mich schlang. Lächelnd ließ ich es zu, während eine starke Windböe meine Haare zerzauste. So ging es schon seit einer Weile; Wir trainierten, lebten und verbrachten meist die Abende zusammen. Doch sollte sich das Alles bald ändern.

Ich hatte gerade meine Aufwärmrunden auf dem Eis beendet, da konnte ich ein Spektakel am Rande beobachten. Otabek unterhielt sich mit einer Blondine, welche ihren zu groß geratenen Hintern natürlich besondern zur Schau stellen musste. Plötzlich küssten sie sich. In mir zerbrach etwas. Der Schmerz der mich durchzog war schlimmer denn je. Ich wollte schreien, aber nichts funktionierte mehr wie es sollte. Mit gesenktem Blick, absolvierte ich mein Training und ignorierte alles um mich herum. Die Tränen ließen sich gerade so unterdrücken, während alle um mich herum, plötzlich irgendwas von mir wollten. Und wenn sie nur wissen wollte, ob ich etwas zu trinken möchte. Kaltblütig lehnte ich alles ab. Auch Gespräche die man mit mir anfangen wollte, blockte ich ab. Mein Puls war gefüllt langsamer als sonst. Setzte manchmal sogar aus. Wieso? Wieso Otabek? Warum tust du mir das an? Zügig hatte ich die Eisfläche verlassen. Auf dem kühlen Parkett hatte ich schließlich meine scharfen Kuven abgedeckt, damit diese nicht abstumpften und der Boden länger lebte.

Stumm stand ich neben dem Motorrad Otabeks. Seine Schritte waren zu hören, während ein lauer Wind mir die Haare ins Gesicht pustete. "Wieso?" Ein verwirrter Laut kam mir entgegen. "Wieso habt ihr euch geküsst? Wieso tust du mir das an? Otabek! Ich habe dir alles gegeben was ich hatte! Alles! Und du wirfst mein Vertrauen einfach weg?!", schrie ich ihn an, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. "Yuri! Hö-", begann er, doch ich war zu aufgebracht um ihn anzuhören. "Nein! Vergiss es einfach..! Meide mich und lass mich allein!", entgegnete ich ihm niedergeschlagen, um mich dann von ihm abzuwenden. Doch seine Hand griff nach meinem Arm. Wütend schlug ich ihn, nur um seine finstere Miene zu sehen. "Wie du meinst", knurrte er düster, stieg auf sein Motorrad und fuhr davon. Mit schnellen Schritten lief ich durch die dunklen Gassen. Letztlich kam ich irgendwie an den Stadtrand, wo ich weinend an einer Mauer hinabsank. Mein Kopf war voller wirrer Gedanken, die sich alle nur um ihn drehten. Ich verstand gar nichst mehr. Somit schlug ich einfach auf das harte Gestein hinter mir ein. Der Schmerz durchzuckte immer wieder meinen Körper. Ich spürte wie das warme Blut meinen Arm hinabrannte, aber es war einfach egal. Ich war egal. In Wirklichkeit hatte ich doch unsere Beziehung zerstört. Ich war so ein Idiot. So ein verdammter Idiot!

Eine Glasscherbe auf dem Boden lächelte mich förmlich an. Mit der blutigen Hand umgriff ich die Glasscherbe. Der Schmerz war das einzige was mir noch sagte, dass ich überhaupt noch am Leben war. Ich zog die Ärmel meines dünnen Swearshirts hoch und fuhr einmal über meine weiße Haut. Ein leichter Striemen zeigte sich, welcher sich sogleich rötlich färbte. Die Scherbe schien nicht sonderlich scharfkantig zu sein, aber wenn ich genug Druck ausübte, dann würde ich es vielleicht schaffen, so tief in meine Haut hineinzuritzen, dass ich auf das Blut stieß. Schwunghaft und voller Druck zog ich die Scherbe durch mein Fleisch. Das Blut, welches aufgebracht durch meine Adern gepumpt wurde, spritzte mir entgegen. Tränen fielen auf die frischen Wunden. Schmerzen durchzuckten jede einzelne Zelle meines Körpers und so machte ich weiter. Zwei Tage saß ich dort zusammengekauert, schlief nicht, aß nicht und trinken tat ich auch nicht. Warum lebte ich denn überhaupt noch? Wegen Otabek, so war es doch. Ich konnte einfach nicht loslassen. Er hatte mich in seinen Bann gezogen und aus unerklärlichen Gründen hinderte er mich daran meine Seele fliegen zu lassen.

Mit schweren Schritten lief ich auf eine alte Brücke. Sie gab einen Überweg zu einer kleinen Felseninsel, doch wurde schon seit Jahren fast nicht mehr genutzt. Meine Augen schmerzten von den ganzen Tränen, die ich die letzten 48 Stunden vergossen hatte. Furchtlos lehnte ich mich über den Rand. Meine Körper war ausgelaugt. Auf mich wirkte er so, als wolle er sterben. Meine Arm streckte sich aus, als wolle ich dir Freiheit greifen. Wenn ich mich noch etwas mehr über das Geländer lehne.. vielleicht würde ich dann einfach fallen und nicht mehr zurückkommen. "Yuri!", riss mich eine altbekannte Stimme aus meinen Gedanken. Otabek Altin. Was machte er hier? Vielleicht halluzinierte ich schon wegen dem Schlafmangel. "Du bist nicht echt", nuschelte ich vor mich her. Eines meiner Beine hatte ich bereits auf das Holzgeländer der Brücke gelegt. "Yuri, Nein!" "Du bist nur eine Halluzination meines Geistes", faselte ich unter Tränen. Immer wieder rief diese Halluzination meinen Namen. "Verdammt! Lass mich doch endlich sterben!", brüllte ich in sein Gesicht. Perplex blickte er mich an und strich über meinen Arm. Er war gar keine Halluzination.. Verdammt, verdammt, verdammt! "Shh.. Es ist jetzt okay", murmelte er. Seine kräftigen Arme zogen meinen zierlichen Körper zu sich. Die Verzweiflung in seiner Stimme brachte mich um den Verstand. "Yuri.. du bist zwei Tage nicht zum Training gekommen.. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht..", seine raue Stimme löste ein Glücksgefühl tief in meinem inneren aus. "Es ist alles meine Schuld.. E-es tut mir so Leid Otabek", wimmerte ich. "Hey.. sieh mich an.. Es ist alles gut. Ich hätte sofort mit dir reden müssen. Eigentlich hat sie mich geküsst, Yuri. Bis ich das realisiert hab, musst du dich schon abgewandt haben, aber ich hab sie von mir gestoßen und angefaucht, was sie sich dabei gedacht habe und ich bereits in einer Beziehung sei", erklärte er mir ruhig die Situation. Leise schluchzte ich auf, während meine Hände sich in seiner Jacken verhakten. Es hatte die Situation um einiges leichter gemacht, aber auf eine seltsame Art und Weise war er immer noch unsicher, ob er ihm wirklich vertrauen konnte.

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