Jin Pov
Mit langsamen Schritten verließ ich das Unigelände und ging zur nächsten Haltestelle welche gut 100m entfernt war. Nicht viel, und das Wetter war auch sehr angenehm weshalb ich mir etwas Zeit lies. Der nächste Bus würde sowieso erst in zwanzig Minuten kommen also konnte ich noch etwas durch die Stadt schlendern und stieg letztlich in den komplett leeren Bus. Mein Rucksack hatte neben mir Platz gefunden und ich hörte etwas Musik während ich aus dem Fenster sah. Die Busfahrt war lang und ich musste noch einen Umweg zum Supermarkt machen da ich meiner großen Schwester mit einem Eis eine kleine Freunde machen wollte. Wo ist das Schokoeis verdammt? Das kann ja wohl nicht so schwer zu finden sein... Ich suchte immer und immer wieder die Kühltruhe ab aber konnte kein Schokoladeneis finden. Also ging ich zum nächst besten Mitarbeiter und fragte ihn danach. „Ah ja wir haben gerade eine Lieferung reinbekommen die steht noch hinten im Lager. Eine Sekunde bitte", meinte er schmunzelnd und ich grinste zurück. Er war ja schon süß, aber es gibt auch hübschere.Endlich stand ich vor dem Gebäude in dem meine Schwester wohnte. Einem Pflegeheim. Es ist keine Psychiatrie aber auch kein betreutes wohnen. Mehr wie ein Pflegeheim, aber eben nicht für alte Leute sondern für Leute mit psychischen Störungen und Problemen. Meine Schwester saß dort nicht ohne Grund fest. Sie hat eine Traumafolgestörung, auch bekannt als Posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen und eine Angststörung inklusive einem Verfolgungswahn und einer Schlafstörung. Wunderbar nicht? Was wünschte man sich mehr als vier verschiedene Psychische Erkrankungen und eine Schlafstörung? Vielleicht ein verdammt normales Leben. Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich mit schnellen Schritten an den Empfang lief um mich anzumelden. „Kim Seokjin, kleiner Bruder von Kim Suni, Zimmer 214. Ist sie da?" „Erstmals guten Tag Herr Kim und ja, ihre Schwester ist da. Ihr geht es momentan noch schlechter als sonst. Sie hat seit drei Tagen nicht mehr geschlafen und sitzt nur noch vor dem Fenster. Schön dass sie heute gekommen sind. Vielleicht können sie sie etwas ablenken. Haben sie etwas besonderes dabei?" „Ja, Schokoladeneis. Das mochte sie immer am liebsten." „Ok lassen sie mich bitte einmal das Eis anschauen." Schnell zog ich das Eis aus meinem Rucksack und stellte es vor sie auf die Theke. Nervös tippte ich mit den Fingern auf ihr herum und sah mich etwas um. Meine Schwester hatte es eigentlich wirklich schön hier, schade nur dass sie das alles nicht richtig genießen konnte. „Geht klar Herr Kim. Sie wissen ja wohin", meinte die Empfangsdame melancholisch schmunzelnd und nickte mit ihrem Kopf den Gang entlang. „Vielen Dank, bis später", gab ich, mich verbeugend, von mir und rannte dann den Gang fast entlang.
Tief durchatmen Kim Seokjin. Alles ist gut. Mit diesen Gedanken klopfte ich an die Tür und nach dem ein leises „Herein" erklang trat ich ein. Meine Schwester saß wie immer vor ihrem Zimmerfenster, auf dem Holzstuhl mit der Kinderdecke drüber und spielte mit einem Schnuller in ihrer Hand herum während sie aus dem Fenster starrte. „Hallo Suni, ich bins Jin. Ich hab Schokoeis dabei", sagte ich und trat etwas näher an sie heran. „Es hätte bestimmt auch gerne Schokoladeneis gemocht", gab sie monoton von sich und widmeten mir nicht einmal einen Blick. „Ich fass jetzt deine Hand an ok?", fragte ich und sah sie von der Seite an. Ich konnte ihr hübschen Seitenprofil sehen mit den Augen die früher immer voller Lebensfreude und Glanz gefüllt waren, die jetzt aber nur noch den Ausdruck von Schmerz und Verzweiflung zeigten, welcher durch die schmerzhafte Gewissenhaftigkeit unterstrichen wurden dass man ihr niemals helfen könnte. Ihre Lippen die seit Jahren den Ausdruck nicht mehr verändert haben, geschweige denn ein Lächeln getragen haben. Die Blässe die ihr Gesicht schmückte, welche sie schon fast grau aussehen ließ. Die Trauer die sie so alt und schrecklich krank aussehen ließ. Sie nickte nur schwach und ließ mit ihrer einen Hand den Schnuller los. Langsam griff ich nach ihr und strich sanft über sie. Sie zuckte leicht zusammen und sah mir verängstigt in die Augen. „Lass das", bat sie mich kraftlos und ihre trüben Augen ließen sogar mich, für einen kurzen Moment zusammen zucken, „Das hat er auch immer gemacht." Er, ist der Grund warum meine Schwester nun hier saß, in ihrer Verzweiflung und Hilflosigkeit versinkend. Er, war ihr Ex-Freund der über die Trennung nicht hinweg kam. Er hat sie vergewaltigt, sie unter Druck gesetzt den Leuten alles über sie zu erzählen wenn sie nicht still sein würde, sich immer wieder an ihr vergangen bis sie schwanger war und sie geschlagen und misshandelt. Nach einem dieser Übergriffe wollte sie wegrennen. Zu uns nach hause. Sie war im fünften Monat schwanger aber versteckte es unter übergroßen Klamotten, da sie keinen Kugelbauch bekam fiel es nicht weiter auf. Doch sie fiel. Sie fiel auf die Treppenstufen vor unserem Haus und dann kam alles heraus. Sie lag auf der Couch und verlier so unglaublich viel Blut. Unsere Eltern waren im Urlaub und nicht erreichbar da sie irgendwo in den Bergen waren. Sie lag auf der Couch und verlor so viel Blut das ich mich wunderte wie viel Blut ein Mensch verlieren konnte ohne zu sterben. Ich bot ihr immer wieder an den Krankenwagen zu rufen doch sie lehnte immer wieder ab, umfasste ihren Bauch und schrie vor Schmerzen und Trauer. Sie weinte unaufhörlich und wurde irgendwann komplett gelb im Gesicht. Als ich sie fragte ob ich nicht wirklich einen Krankenwagen rufen sollte schrie sie mich unter Tränen an: „WAS VERSTEHST DU AN NEIN NICHT! NIEMAND DARF DAVON ERFAHREN! BALD WERDEN ALLE ALLES ÜBER MICH WISSEN! BILDER UND VIDEOS VON MIR SEHEN WIE ER MICH ZUM SCHREIEN UND KOMMEN BRINGT! NICHT EINMAL DU DARFST DAVON WISSEN! GEH JETZT SEOKJIN!" Und das war der Punkt an dem ich wusste das etwas sehr falsch war. Sie versucht auf mich zu zulaufen doch konnte sich nicht einmal mehr auf ihre Beine stellen ohne zusammen zu brechen. Sie fiel auf den Boden und blieb dort sitzen, stieß mich weg als ich ihr helfen sollte und schrie und weinte unaufhörlich. Ihr Haarknoten den sie so oft trug fiel auseinander und die Haare fielen in ihr verweintes Gesicht. Ich rannte zum Telefon und rief einen Krankenwagen. Es war mir egal was sie sagte, ich wollte nicht das sie starb. Innerhalb weniger Minuten war er da und sie wurde ins Krankenhaus gefahren. Ich kam mit. Meine Schwester schrie nach mir, weinte und krümmte sich unter Schmerzen. Ich war so hilflos, so überfordert. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte ihr nicht helfen.

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Blood,Sweat and Tears
FanfictionKim Namjoon...Gefürchtet in ganz Seoul und ein kaltherziger Mafiaboss. Kim Seokjin...Ein offenherziger Student mit vielen Freunden. Die Wege der Beiden kreuzen sich auf eine eher ungewöhnliche Art und Weise. Für manche beängstigend und gefährlich. D...