Kapitel 35

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Ich parke in der Einfahrt auf Nick's Grundstück. Alles dunkel, es brennt kein Licht und das Auto ist auch weg. Naja vielleicht schläft er auch nur und sein Vater ist noch auf der Arbeit. Ich habe kein Problem damit ihn wach zu klingeln. Wenn ich ihn anscheinend schon auf die Nerven gehe dann auch richtig. Ich steige aus dem Wagen und als ich gerade die Tür schließen will, vibriert mein Handy. Meine Mutter, schon das 2. Mal. Ich sollte lieber rangehen, an sonsten kann ich Evangeline schonmal beauftragen mir eine Grabrede zu schreiben. Fast hätte ich vergessen dass wir beide uns verkracht haben, ich glaube das ist das nächste Problem welches ich in Angriff nehmen sollte.
"Es ist alles gut ich habe mir nur kurz den Wagen geliehen um.. Um mir einen Energy zu holen, ich habe die Nacht schlecht geschlafen."
"Aber Malia, du musst uns doch vorher bescheid sagen." nach einer kurzen Pause in welcher sie hörbar genervt ausatmet spricht sie weiter.
"komm nicht zu spät wieder." der vielsagende Unterton verrät mir dass sie mir nicht ganz glaubt, aber sie weiß selbst dass ich meinen eigenen Kopf habe und das respektiert sie auch.. Zumindest teilweise.

Ich stehe vor Nick's Tür, nicht einmal beim 2. Mal Klingeln tut sich irgendwas in der Wohnung. So verzweifelt wie ich bin gehe ich rüber zu den Nachbarn. Hier sieht es nicht gerade einladend aus, an dem Garten wurde seit gut ein paar Jahren nichts gemacht und die kleine Treppe die hoch zur Tür führt ist ebenfalls ziemlich zugewachsen. Es sieht fast unbewohnt aus, trotzdem klopfe ich an, eine Klingel gibt es nicht.
Wenige Sekunden später öffnet mir ein älterer Herr die Tür. Er mustert mich von oben bis unten. Ein bisschen perplex begrüße ich ihn.
"Guten Abend."
"Kommst du von der Beerdigung? Mein Herzliches Beileid." er schüttelt meine Hand. Nur weil ich schwarz angezogen bin heißt es doch nicht dass ich auf einer Beerdigung war. Er will die Tür schon wieder schließen als ich meine Hand gegen die Tür drücke und ihn aufhalte.
"Moment, welche Beerdigung meinen Sie?" Er schaut mich kritisch an, trotzdem sieht er immer noch sehr freundlich aus, wie ein Grandpa.
"Caroline Robinson. Von nebenan." er deutet mit seinen Kopf Richtung Nachbarhaus, Nick's Haus.. Die Information muss einen kurzen Moment einsacken bis ich realisiere was dies bedeutet.
"Vielen Dank für die Info, auf Wiedersehen."
Ich mache auf dem Absatz kehrt und bewege mich zurück in Richtung Auto.

"Scheiße!" ich schlage mit meinen Fäusten auf das Lenkrad ein. Nick's Mutter ist gestorben und ich habe die ganze Zeit über nichts davon mitbekommen. Ich war nicht für ihn da, er hätte bestimmt eine starke Schulter gebraucht. Meine Schuldgefühle wachsen mit jeder Minute in der ich darüber nachdenke. Aber so langsam sollte ich zurück fahren, ich glaube nicht dass Nick oder geschweige denn sein Vater jetzt den Nerv für Besuch haben.

...

Zuhause angekommen schmeiße ich mich auf mein Bett, ich habe weder die Motivation mich abzuschminken oder mich auch nur umzuziehen, ich bringe gerade so die Kraft auf mir meine mörderisch wehtuenden Absatzschuhe abzustreifen. Ich habe absolut kein Problem mit Absätzen, egal wie hoch die sind, aber ein Kriterium sollten sie erfüllen. Und zwar sollten sie in meiner Größe sein und nicht eine kleiner.
Als ich gerade eben noch meine Eltern abgeholt habe waren diese zum Glück schon etwas angeschwippst und deshalb auch schon müde, sodass wir uns relativ schnell auf den Weg machen konnten.

Ich schaue auf mein Handy, ich kann nicht aufhören an Nick zu denken weshalb ich seine Nummer wähle. Sofort geht die Mailbox dran, der Arsch hat mich weg gedrückt. Naja, dann spreche ich eben auf den Anrufbeantworter.

"Hey Nick, ich war heute bei dir zuhause.. Ich weiß jetzt warum du dich solange nicht gemeldet hast, das tut mir wirklich leid, falls du jemanden zum Reden brauchst, ich bin da. Aber wenn du deine Ruhe haben willst kann ich das auch verstehen, ich hoffe ich gehe dir mit der Nachricht nicht auf die Nerven. Naja ciao.. Meld dich mal, oder auch nicht wie du willst.. Bis bald hoffe ich."
Schnell lege ich auf, nicht dass ich noch mehr Scheiße von mir gebe. Ich klatsche mir mit der Handfläche mehrfach gegen die Stirn. Warum hätte ich nicht einfach eine Nachricht schreiben können? Ist genauso unpersönlich. Eigentlich hätte ich einfach bis morgen warten sollen um ihn dann direkt anzusprechen. Andererseits hat er mich auch nicht ohne Grund weggedrückt. Er will nicht reden und das müsste ich eigentlich akzeptieren, ich meine wer bin ich denn? Seine Freundin? Nein.
Ich merke wie ich wieder alles überdenke, das ist echt nicht gesund für meine Psyche.. Weshalb ich beschließe das Handy einfach weg zu legen und die Augen zu schließen, nicht dass ich noch davon träume.

Aber um träumen zu können muss man erstmal einschlafen und momentan halten meine Gedanken mich wach. Wenn ich eine gute Freundin wäre würde ich nicht locker lassen und für ihn da sein. Aber ich bin nunmal ich und ich mag es nicht mich aufzudrängen. Ich kann nicht damit umgehen weggestoßen zu werden denn dass verletzt mich und meinen Stolz. Ich will nicht schwach wirken also bin ich ständig die jenige die andere zurückweist. Und das ist in Wirklichkeit schwach. Es ist nun schon echt spät.. oder eher gesagt früh wenn man darüber nachdenkt dass der neue Tag schon begonnen hat, aber ich würde jetzt gerne Evageline anrufen um mit ihr darüber zu reden. Allerdings ist es nicht nur die Uhrzeit die mir dabei im Weg steht, sondern auch unsere Auseinandersetzung von letztens.

...

"Malia?" Nick setzt sich mit einem Tablett voll Essen neben mich auf die Bank. Meine Ungläubigkeit steht mir vermutlich ins Gesicht geschrieben. Ich besitze gerade so noch die Höflichkeit meinen Mund zu schließen und den letzten Rest des Nudelauflaufs runter zu schlucken, bevor er weiter redet.
"Ich hab deine Nachricht auf der Mailbox abgehört. Sorry dass ich mich die ganze Zeit über nicht gemeldet habe aber ich hatte einiges zu verarbeiten und ich bin noch nicht ganz fertig damit. Ich brauche einfach eine gewisse Zeit für mich.." während er spricht betrachte ich sein erschöpftes Gesicht. Seine kleinen, geschwollenen Augen und die dunklen Schatten darunter verraten mir seine Müdigkeit.
".. Eigentlich wollte ich dir auch nur sagen dass ich dir nicht böse bin, du konntest es ja schließlich nicht wissen." Man merkt deutlich dass es ihn viel Mühe gekostet hat sich bei zu entschuldigen. Nicht wegen seinem Stolz sondern wegen seiner Erschöpfung. Die Art wie wenig Mühe er sich dabei gibt, diese Worte auszusprechen verraten es mir.
"Nick.." Ich lege meine Hand auf seine Schulter und schaue ihm in die Augen.
"Mir tut es auch leid, du hast Recht dass ich es nicht wissen konnte, aber ich hätte trotzden reagieren sollen." Erst schaute er verdutzt, als wüsste er nicht worauf, aber keine Meldung ist eben auch eine Meldung.
"Du hast reagiert, du hast mir geschrieben und mich angerufen, du warst sogar bei mir zuhause."
"Du brauchst dringend Schlaf." Wechselte ich das Thema, damit soll er sich jetzt nicht such noch beschäftigen müssen.
"Ich weiß es ist wirklich schwer für dich und wahrscheinlich bekommst du deshalb auch kein Auge zu, aber du musst zur Ruhe kommen. Ich weiß wirklich zu schätzen dass du in die Schule gekommen bist um mit mir zu reden, aber wenn du dich noch nicht bereit fühlst hat jeder vollstes Verständnis dafür wenn du noch etwas zuhause bleibst." Mein Blick schweift von seinem Gesicht auf sein Tablett, er hat nichts angerührt. Meine Mutterinstinkte kommen merklich hervor. Ich hätte nicht einmal gedacht überhaupt welche zu haben wenn es um die menschliche Spezies geht.

Nick's Sicht:

Zuhause bleiben.. das entspannt mich nicht gerade. Ich weiß nicht wo ich momentan lieber bin, zuhause bei meinem Vater, der plötzlich so etwas wie Gefühle entwickelt und sich die Augen ausheult oder in dem Drecksloch von Schule wo och mich gerade befinde. Ich gebe meinem Vater nicht die Schuld dafür, das wäre zu krass, aber ich mir wird übel wie sehr er aufeinmal trauert obwohl er meine Mutter während ihrer gesamten Lebenszeit nicht einmal wert geschätzt hat. Es hätte besser für sie kommen können hätte sie ihn niemals kennen gelernt, auch wenn es mich so nicht gäbe. Ich war ja nicht wirklich ausreichend um die Plage Namens Jon Robinson auszugleichen.

Diese Gedanken sind gemein und unmoralisch, aber sie lassen mich seit ihrem Tod nicht los. Ich spüre keine Trauer mehr, stattdessen einfach nur Leere. Leere oder auch Zorn. Ich bin mittlerweile lieber wütend als nichts zu fühlen. Damit kann ich besser umgehen..

Meine Gedanken werden von Malia's zarter Stimme unterbrochen.
"Iss doch etwas." Sagt sie etwas besorgt. Es hört sich mehr nach Aufforderung als nach Vorschlag an, deswegen schaue ich sie bloß wortlos an und nehme einen bisschen von dem komisch schmeckenden Auflauf unserer Cafeteria. Ich möchte nicht dass sie sich Sorgen macht und ich möchte auch kein Mitleid. Ich will einfach wieder mein normales Leben zurück.

A/N: Hey meine Lieben, ich habe mir überlegt bald mit einer neuen Geschichte zu beginnen. Es wir in die übernatürliche Richtung gehen, mit welchen Wesen genau es zu tun hat bleibt noch eine kleine Überraschung. Wenn ihr eine Idee für die Besetzung der Hauptprotagonistin habt lasst es mich wissen❣

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2019 ⏰

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