Zukunftspläne

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Der Wind weht mir ins Gesicht, der Himmel über übertrifft sich mit seiner wolkenlosen Perspektive wieder einmal selbst und das türkisfarbene Meer vor mir glitzert und funkelt mit den Diamanten der britischen Krone um die Wette. 

Die weiße Gischt, die meine Füße umspült kräuselt sich und in meinem Herzen herrscht zum ersten Mal seit über einem Jahr Frieden. Ehrliche Ruhe und eine Zufriedenheit, die mich erdet. 

Was Christian bewegt hat mich so zu behandeln? 

Was es auch immer ist, es ist vielleicht besser, wenn ich es nicht weiß. Während ich durchs Wasser laufe und über mir die Möwen ihre Kreise ziehen, keimt in mir die Frage auf, was ich mit meinem Leben machen soll. Denn nach meinem Studium war der englische Geheimdienst meine Bestimmung und danach vergrub ich mich vor Trauer um die Liebe meines Lebens. 

Mir fällt auf, dass ich niemals wirklich frei war, oder, dass getan habe, was ich schon immer mal machen wollte. Als Kind wollte ich eine Weltreise machen. Einfach mit dem Rucksack durch die verschiedensten Länder und sehen, wohin es mich treibt. 

Vielleicht bietet sich mir genau jetzt die perfekte Gelegenheit dazu. Ich schaue zur Sonne und genieße die Wärme ihrer Strahlen auf meinem Gesicht und erfreue mich über die kleinen Dinge im Leben. Zurück im Hotel werde ich von Sean, dem Concierge, aufgehalten.

„Es wurde etwas für Sie abgegeben, Miss", meint er und zwinkert mir zu, als er mir den Brief überreicht.

„Ich danke Ihnen Sean", erwidere ich lächelnd und gehe zu den Aufzügen. Chang wurde noch in der Nacht am Flughafen gefasst und sitzt jetzt genau wie Christian im Gefängnis. 

Er muss sich für einige Verbrechen verantworten, die er in den vergangenen Jahren verbrochen hat und das ist auch gut so. Ich drehe den Umschlag in meiner Hand herum und weiß nicht ob ich ihn öffnen soll oder nicht. Doch, als sich die Türen öffnen, reiße ich ihn auf und überfliege die Zeilen.

Perdita

Ich wusste nicht, ob Sie meine Anrufe angenommen hätten. Deshalb schreibe ich Ihnen diese kurzen Zeilen. Es gibt etwas, dass ich Ihnen noch nicht gesagt habe und was ich dringend noch loswerden muss, bevor Sie Morgen wieder zurück nach London fliegen. Sie finden mich auf dem Fest. Ich hoffe Sie dort zu sehen.

Dallas.

Seufzend schließe ich die Augen und wäge ab, was ich tun soll. Wie kann ich eine so nette Geste von ihm einfach abschlagen? Ich kann es nicht. Also gehe in auf mein Zimmer, dusche mich und ziehe mich anschließend für die Feier um. 

Dieses Mal entscheide ich mich für ein bodenlanges weißes Kleid. Es ist mit Spitze und sieht etwas altmodisch aus, aber der luftige Schnitt und der etwas gewagte Ausschnitt verleihen dem Kleid etwas besonderes. 

Die Haare lasse ich offen, das Make-up dezent und mit größeren Perlenohrringen verlasse ich mein Zimmer und finde mich wenige Minuten später unten im Gartenbereich wieder. Der wunderschön geschmückt wurde. Lichter hängen in den Büschen und Kerzen stehen überall verteilt. Leise Musik erklingt im Hintergrund und erfüllt mein Herzen mit Wärme. 

Einige Gäste tanzen dazu und sehen sich verliebt an. Ich muss nicht lange nach ihm Ausschau halten, denn er trägt nach wie vor ein Hawaiihemd. Nur die Hose sieht dem Anlass entsprechend aus, aber alles in allem macht Dallas eine tolle Figur. Er lächelt, als er mich entdeckt und kommt mir entgegen.

„Was wollen Sie denn mit mir bereden?", sage ich direkt und sehe, wie er lacht. Der Klang bringt etwas in mir zum Klingen. Ein Gefühl, welches ich immer öfters bei ihm gespürt habe und nicht mehr missen möchte.

„Sie kommen schnell zum Punkt", bemerkt er und grinst mich schelmisch an. Ich ziehe beide Brauen nach oben und lächle.

„Geben Sie es ruhig zu, dass Sie genau das an mir mögen", witzle ich und hake mich bei ihm ein. Gemeinsam schlendern wir durch den romantischen Gartenbereich und als er stehen bleibt, sich leicht verbeugt und mir seine Hand zum Tanz anbietet, lächle ich und ergreife sie.

„Was haben Sie jetzt vor?", erkundigt er sich. Wir bewegen uns im Takt der Musik und schauen uns in die Augen.

„Ich weiß es noch nicht." Seine Hand ruht auf meiner Hüfte, er führt mich übers Parkett und sieht dabei noch besser aus, als wenn er Verbrecher festnimmt.

„Das ist verständlich", meint er und dreht mich. Dabei schaue ich ihm die ganze Zeit in die Augen und kann gar nicht genug davon bekommen. Die Musik endet viel zu schnell und er führt mich danach an einen ruhigeren Ort. 

Schweigend gehen wir nebeneinander her und lassen die Gesellschaft hinter uns. Dallas bleibt stehen und sieht sich um, was ich ebenso mache. Ich habe keine Ahnung was das soll und als er einen Brief aus seiner Hosentasche zaubert, bin ich noch verwirrter.

„Schon wieder ein Brief?", frage ich lachend. Dallas legt den Kopf schief und sieht mich mit seinem Dackelblick an. Ich öffne ihn, lese den kurzen Text durch und kann nicht fassen was darin steht. Denn in diesem Brief steht ein Jobangebot der örtlichen Polizei, die mich einstellen will.

„Ehrlich? Wir und Partner?", frage ich und schaue ihn überrascht an. Er lächelt mich an, als er auf mich zukommt. Ich schlucke und spüre wieder dieses Knistern zwischen uns.

„Hoffentlich bald mehr als das." Seine Stimme klingt rau und ist voller Versprechungen. Ich nehme seine Hand in meine und schaue zu ihm auf.

„Ich könnte mir keine bessere Partnerin vorstellen", sagt er und streicht mir sanft über die Wange. Ich schließe flatternd die Augen und mein Herz schlägt wie verrückt in meiner Brust. Langsam kommt er mir näher und als sich unsere Lippen treffen, lächle ich versonnen. 

Ich erwidere den Kuss und schlinge meine Arme um seinen Nacken, ziehe ihn näher zu mir heran und öffne meinen Mund. Gewähre seiner Zunge Einlass und lasse zu, dass er ihn im Sturm erobert. Es fühlt sich perfekt an. Doch der Kuss endet viel zu schnell. Ich öffne die Augen und kann nicht anders, als zu lächeln.

„Und ich könnte mir keinen schlimmeren Partner vorstellen", sage ich sanft und küsse ihn erneut. Das Leben kann nur besser werden, das Schlimmste habe ich überstanden. Und was soll ich sagen? 

Barbados ist ein tödliches Paradies. 

(1027 Wörter) (die ganze Geschichte = 20'300 Wörter)

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So, das war meine Geschichte für den diesjährigen Eis am Stiel Award. 

Hat sie euch gefallen?

eure Amanda 

Paradis Kill Töten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt