Paradies oder doch florale Hölle?

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Den feine Sand unter meinen Füssen, erkunde ich die Gegend, genieße das Rauschen des Meeres und die Friedlichkeit, die mich hier an diesem Ort erfasst. Auch wenn ich nicht alleine bin, fühle ich mich leicht und sogar ein bisschen unbeschwert. 

Die Besucher des Hotels tummeln sich an diesem Strandabschnitt nicht mehr ganz so häufig, denn diese fühlen sich direkt vor dem Hotel wohler. Dennoch sehe ich ein kleines blondes Mädchen auf einer Stranddecke sitzen, sie lacht und hält gleich zwei große Lollies in den Händen. 

Ihre kindliche Freude über den Zuckerschock, lässt mich ebenfalls lächeln und erinnert mich an mich selbst. Damals wusste ich noch nicht, wie viel Leid auf der Welt existiert. Wie auch, denn Kinder sind unschuldig und sehen überall nur das Gute. Das Mädchen schaut ihren Eltern und dem größeren Bruder beim Plantschen zu und amüsiert sich prächtig. 

Wie gerne wäre ich wieder ein kleines blondes und lachendes Mädchen, welches ihr Leben noch vor sich hat. Ich wende den Blick ab, bevor er zu sehnsüchtig wird. Denn bevor Christian einfach so aus meinem Leben gerissen wurde, haben wir über Kinder nachgedacht. Was mit ein Grund für unseren geplanten Ausstieg aus dem englischen Geheimdienst war. 

Ich schüttle die Gedanken ab und konzentriere mich auf das was wirklich zählt und das bin im Moment ich und meine seelische Genesung. Ich beschließe mit den Füssen ins Wasser zu gehen und, als mich das angenehm warme Wasser umspült, seufze ich auf und neige den Kopf zur Sonne. Sauge die Strahlen, die sie auf die Erde schickt, in mich auf und setze danach meinen Rundgang fort. 

Als ich durch den exotisch bepflanzten Gartenbereich zurück zum Hotel gehe, steigt mir der Duft von Hibiskus und anderen wunderschönen Blüten in die Nase, vermischt mit einem stetigen Geruch der leichten Meeresbriese, die vom Strand herüber weht. 

Ich könnte Stunden hier verbringen, doch leider ruft eine Verpflichtung, der ich nicht widerstehen kann. Eine Veranstaltung für die Hotelgäste, die jeden Juli stattfindet, um die Saison zu eröffnen. Als ich das Hotel betrete, begrüßt mich der Concierge und wünscht mir einen schönen Abend. 

Ich bedanke mich und fahre mit dem Aufzug nach oben, wo ich dem einen oder anderen Gast begegne. Als ich mein Zimmer betrete und die Tür hinter mir zumache, bleibe ich stehen und lehne mich dagegen. 

Betrachte die schlichte Einrichtung, die aus einem Doppelbett, welches aus einem hiesigen Tropenholz gefertigt wurde, einem dazu passenden Schrank und einer kleinen Kommode, über der ein Flachbildschirm hängt, besteht. 

Die Frischen Blumen, die auf den Nachttischen stehen, verströmen auch hier einen exotischen Duft und lassen einen zur Ruhe kommen. Und das brauche ich wirklich. Ich merke erst jetzt, wie sehr mich Christians brutaler Tod eingepfercht hat. Ich habe mich eingeigelt, wollte niemanden sehen, wollte mit niemandem reden. 

Seufzend richte ich den Blick aus dem Fenster, denn man kann direkt aufs Meer schauen, welches sich in einiger Entfernung über die ganze Seite der Insel erstreckt. 

Das hier scheint wirklich das Paradies zu sein, denke ich, als ich mich abstoße und ins Badezimmer gehe, um zu duschen und mich danach fertig für die Veranstaltung zu machen. Nachdem ich mich in ein sonnengelbes Kleid mit roten Blumen geworfen habe, welches mir bis zum Knie reicht, locke ich meinen kurzen Bob und lege nur eine dezente Schicht Make-up drauf, sodass die Wärme mir nichts anhaben kann. 

Fertig angezogen und zurechtgemacht, steige ich in meine nudefarbenen Heels und riskiere einen letzten Blick in den Spiegel. Die Uhr an meinem Handgelenk zeigt mir, dass ich nicht zu spät dran bin. 

Ich verlasse mein Zimmer mit einem beschwingten Gefühl, welches ich schon lange nicht mehr gefühlt habe und gehe nach unten. Wo ich auf Sean treffe, der anerkennend nickt. Er ist der Concierge und hat mich vorhin schon begrüßt.

Paradis Kill Töten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt