Die Polizei, dein Freund und Helfer. Wirklich?

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Panik beherrscht die Menschen. Sie rennen wild durcheinander und sorgen für noch mehr Chaos. Meine Atmung hat sich beschleunigt, sodass ich jede rasche Abfolge bis tief in meinen Bauch spüre. 

Die Hand des Hawaiihemdtypen ruht noch immer auf mir und beschert mir eine Gänsehaut, die nicht enden will. Wir schauen uns an und für einen sehr kurzen Moment, scheint die Welt stehen zu bleiben. 

Wie paralysiert schauen wir uns an und versuchen das was vorhin passiert ist zu begreifen. Blinzelnd, wie in Zeitlupe, sickert jedes noch so kleine Detail in unseren Verstand. Doch wir können nicht reagieren, sind in dieser Zeitschleife gefangen.

„Hilfe! Wir brauchen Hilfe!", schreit jemand und durchbricht den Moment. Gleichzeitig wenden wir den Blick ab und rennen zur Skulptur, an der langsam das Blut runter rinnt. 

Ich greife beherzt nach dem Handgelenk des Mannes und versuche seinen Puls zu finden, doch vergebens. Ich schüttle den Kopf. Der Mann ist tot.

„Jemand muss die Polizei rufen!", hallt eine Stimme aus der Menge, die sich um uns gebildet hat und erntet zustimmendes Gemurmel.

„Die Leute haben Recht", sage ich zum Mann neben mir, der mich ansieht, als würde er selbst nicht verstehen was hier gerade passiert ist. 

Ich krame in der Clutch und suche mein Handy, als ich es hervorgezogen habe, fällt mir ein, dass ich die Nummer der hiesigen Polizei nicht kenne.

„Weiß jemand, wie die Nummer lautet?", frage ich deshalb. Einige schauen mich ratlos an, andere nennen mir in einem unstimmigen Kanon die Nummer.

„Lassen Sie das!", höre ich auf einmal den Hawaiihemdtypen neben mir. Ich schaue ihn stirnrunzelnd an und weiß nicht was das soll.

„Aber das war Mord", wende ich leise ein und schaue in sein versteinertes Gesicht.

„Schon, aber die Polizei müssen Sie nicht rufen." Verständnislos schaue ich ihn an, währenddessen sich einige selbst dafür entschieden haben, die Polizei zu rufen. 

Was mir Zeit gibt mich diesem Mann gegenüber zu stellen und ihm gehörig die Meinung zu sagen. Doch dazu komme ich nicht, denn er kommt mir zuvor.

„Ich bin die Polizei", brummt er. Was?

„Und wieso sagen Sie das nicht von Anfang an?", frage ich gereizt. Er atmet tief durch und wirft mir einen leicht schuldigen Blick zu – oder deute ich den falsch? – und richtet das Wort dann an die Gäste, die geblieben sind.

„Ich bin Sergeant Dallas Clark und die Polizei. Bitte halten Sie Abstand, die Verstärkung wird bald eintreffen und wird Ihre Personalien aufnehmen, sowie Ihre Aussagen zum heutigen Abend. Verhalten Sie sich ruhig und sammeln Sie sich in der Lobby des Hotels", sagt er mit einer Souveränität, dass ich ihn nun in einem völlig anderen Licht sehe. 

Er steht kerzengerade da, strahlt eine völlig natürliche Autorität aus und sieht dabei verdammt sexy aus. Gemurmel breitet sich aus, als sich die Menschentraube auflöst und in Richtung Lobby verschwindet. 

Nur ich bleibe stehen und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie irritiert ich gerade bin. Nicht nur wegen des Toten neben mir, sondern auch von der Wendung, die die Geschichte, um den Mann im Hawaiihemd genommen hat.

„Das gilt auch für Sie", reißt er mich aus meinen Gedanken. Blinzelnd schaue ich ihn an und schüttle meinen blonden Lockenkopf.

„Für einen Polizisten sehen Sie ziemlich leger gekleidet aus und es macht Ihr Dasein auf dieser Veranstaltung nicht weniger verdächtig", erwidere ich trocken und entferne mich mit langsamen Schritten von dem Ort, der in wenigen Minuten zu einem Tatort erklärt wird und somit wird auch jeder einzelne Gast zu einem Verdächtigen.

„Was wollen Sie damit andeuten?", ruft er mir hinterher. Doch diese Frage muss er sich selbst beantworten, denn ich lasse ihn stehen und betrete nach wenigen Sekunden die Lobby. In der es nun vor Menschen nur so wimmelt. 

Ich schaue mich um, versuche meine erwachten Instinkte zu drosseln. Doch es liegt mir im Blut zu ermitteln und genau damit fange ich an. Ich verschaffe mir einen Überblick über die Personen, kategorisiere sie, um es einfacher zu haben. 

Die meisten Leute sind Geschäftsmänner und Frauen, einige sind nicht mehr als normale Touristen und andere gehören zum Personal. Ich bleibe immer wieder stehen, versuche einzuschätzen, wer zu dem Mann gehören könnte, der aus dem dritten Stock gefallen ist. Doch ich kann niemanden erkennen, der betroffen genug wirkt. 

Ich höre nichts außer hin und wieder lauter werdendes Gemurmel. Keine Schluchze, keine Schreie. Deshalb beschließe ich mich in der dritten Etage ein wenig umzusehen, bevor die Polizei eintrifft und alles absperrt. Während ich den Weg dorthin einschlage, wäge ich die Optionen ab, die der Täter hatte. 

Entweder verschaffte er sich Zutritt zum Zimmer des Opfers, oder er war bereits darin. Was auf einen Außenstehenden – entweder ein Gast oder jemand, der zum Personal gehört – schließen lässt. So oder so, ich musste ins Zimmer und es danach wieder verlassen. 

Als sich die Fahrstuhltüren öffnen, trete ich in einen vollkommen verwaisten Flur. Es ist totenstill und erinnert mich an die Nacht in der ich Christian blutend auf dem Boden gefunden habe. Ich verdränge die Bilder und schaue jede Tür genauer an. 

Bis ich am Ende des Flurs angelangt bin und gelange schließlich zu der, die ramponiert aussieht. Der Scanner wurde manipuliert, sodass er einen Kurzschluss erlitten hat. Vorsichtig schiebe ich die Tür auf, die nur zugeschoben worden ist und betrete den Raum. 

Er sieht verwüstet aus, unter meinen Heels knirscht es und die Unordnung die hier herrscht, deutet auf einen brutalen Kampf. Langsam und vorsichtig gehe ich weiter, schaue mich um und spüre, wie mein Herz wild in meiner Brust pocht. Schlag um Schlag. 

Das Blut rauscht in meinen Ohren und ist das Einzige was ich höre. Ich atme ruhig aus und schaue mir den Balkon genauer an. Zu weit gehe ich nicht raus, denn ich habe keine Ahnung, ob der Mann gestoßen wurde, oder, ob das Geländer manipuliert wurde, sodass er gestürzt ist. 

Das Blaulicht der eingetroffenen Polizei spiegelt sich in den Fenstern, sodass ich mich wieder zurückziehe. Doch ich bin nicht mehr allein, denn, als ich mich umdrehe, stehe ich Dallas Clark gegenüber.

„Was machen Sie hier?", knurrt er und funkelt mich wütend an. Mein Herz setzt für einen Moment aus.

„Ihren Job, wie es aussieht, aber das Thema hatten wir heute Morgen ja bereits", sage ich und weiß, dass ich mich nicht länger daraus halten kann. Agentin bleibt eben Agentin. Ein Leben lang. 

(1046 Wörter)

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ich hoffe es hat euch gefallen :D

Eure Amanda 

Paradis Kill Töten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt