Klarheit

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Zwei Tage später besuche ich Christian im Gefängnis. Dallas wollte mich davon abhalten, aber ich musste ihn sehen. Denn es gibt noch immer tausend Fragen, die er mir beantworten muss. Und genau deswegen betrete ich jetzt den Raum in dem Christian sitzt und bleibe stehen. Als sich unsere Blicke kreuzen atme ich tief durch.

„Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet", meint er kalt. In seinem Gesicht ist nichts mehr wie es war. Er sieht zwar noch genauso aus, wie damals. Aber innerlich hat er sich verändert.

„Ich wollte mit dir reden", sage ich gefasst und setze mich ihm gegenüber. Er sieht noch etwas blass aus, aber wie es aussieht musste er nicht operiert werden. Da die Kugel nur eine Fleischwunde verursacht und keine Organe verletzt hat.

„Keine Ahnung, was du-", meint er gelangweilt, doch ich schneide ihm das Wort ab.

„Ich habe geweint. Jeden Tag. Wochen wurden zu Monaten und ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen würde. Damit niemand den ich liebe verletzt wird", sage ich und hole Luft. 

Ich fühle mich hundeelend, am Boden zerstört und doch fühle ich mich erleichtert. Denn auch wenn ich es nicht zugeben wollte, habe ich mir die Schuld an seinem vermeintlichen Tod gegeben.

„Ich habe mir gewünscht, dass du lebst, dass wir zusammen alt werden. Aber ich war allein. Du hast mich verlassen, Christian!", zische ich und kann meine Wut nicht mehr kontrollieren. Ich zittere am ganzen Körper und kann kaum ruhig sitzen bleiben.

„Du hast mich nie geliebt, Per. Nicht mich, sondern die Vorstellung, was aus uns hätte werden können", knurrt er und lässt mich fassungslos werden.

Was? Wie kannst du so etwas nur behaupten?" Meine Stimme versagt beinahe und die Tränen rinnen über meine Wangen.

„Ich bin nicht blind, Per. Du hast getrauert, ja, aber nicht aus Liebe, sondern, weil du keine Perspektive mehr gesehen hast. Du bist abhängig von Bestätigung und einem Mann, der mit dir sein Leben verbringt. Das wüsstest du, wenn du mich mal gefragt hättest, was ich wollte. Denn ich teile deine Ansichten nicht, Per." Er lehnt sich nach hinten und in seinem Gesicht erkenne ich keine Reue.

„Wie soll ich das verstehen?" Er verdreht die Augen und beugt sich zu mir rüber.

„Du hast Gefühle für den Cop entwickelt. Leugne es nicht, ich kenne dich besser!" Ich schüttle den Kopf immer heftig, denn er kann nicht Recht haben. Oder?

„Du wirst dir noch wünschen diesen Mist niemals in die Wege geleitet zu haben!", zische ich und stehe auf so abrupt auf, dass der Stuhl quietschend über den Boden schlittert.

„Was willst du tun, Per?" Langsam zerfällt die Maske die er trägt, doch jetzt ist es mir auch egal. Es ist zu spät.

„Es wäre für uns alle am besten gewesen, wenn du wirklich gestorben wärst. Vor einem Jahr oder vor zwei Tagen." 

Damit lasse ich ihn stehen, höre, wie er nach mir schreit, meinen Namen ruft. Aber das macht mir nichts mehr aus, denn ich habe mit ihm abgeschlossen. Draußen blendet mich die Sonne, doch Dallas, der in seinem Hawaiihemd an seinem Flitzer lehnt, kann ich nicht übersehen.

„Wie geht es Ihnen?", erkundigt er sich und stößt sich von seinem Sportwagen ab.

„Schon mal besser", erwidere ich und bleibe vor ihm stehen. Ich streiche mir das blonde Haar aus meinem Gesicht und schaue zu ihm auf.

„Vielleicht würden Sie mich ja heute Abend zu einem Fest begleiten?" Überrascht schaue ich ihn an und weiß, dass er es nur gut meint.

„Das ist lieb, aber ich wäre im Moment lieber alleine", sage ich und sehe ihn nicken.

„Danke Dallas." Ich lege meine Hand auf seine Schulter, drücke sie sanft und gehe.

(613 Wörter)

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ich hoffe es hat euch gefallen xD Das nächste Kapitel wird das Letzte sein. 

eure Amanda 

Paradis Kill Töten will gelernt seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt