Kapitel 2 (T1)

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,,Und jetzt?", fragte ich zögernd. ,,Nun, da ich gerne einen Überblick darüber behalten würde, was es alles gibt, würde ich euch bitten euch zu verwandeln," meinte Andre. Ich sah kurz zu Roma, neben den ich mich mittlerweile gestellt hatte und sah dann zweifelnd zu Akio. ,,Wir wissen nicht wie," sagte jetzt Roma zögernd. Akio sah kurz zu Andre, der ihm zunickte, danach kam er zu uns. ,,Ihr müsst die hier tragen," sagte er und gab uns jeweils eine Kette. Der Anhänger bestand aus einem einfachen Bernstein und die Kette aus Leder. Ich sah sie mir kurz an und hing sie mir dann um. ,,Und jetzt?", fragte ich. Jetzt kam Andre näher und zeigte auf seine Kette. Er trug dieselbe wie wir und als ich kurz zu Akio sah, musste ich feststellen, dass er ebenfalls so eine Bernsteinkette trug. ,,Glaube daran, dass es klappen kann. Ich glaube, da ist das Wichtigste. Danach denkst du einfach an diese Kette und wie du dich verwandelst," erklärte Andre. ,,Ich glaube, ich mache es einmal vor. Also... ich denke an meine Verwandlung und an die Kette...", sagte er und ein helles Licht ging erst von seiner Kette aus und dann auch von ihm. Kurz darauf stand er als Hirsch wieder vor uns. Er war größer als ich, weswegen ich bewundernd zu ihm aufsah. ,,Versucht es einmal," ermutigte uns jetzt Akio. Ich sah kurz zu ihm. Als ich die Zuversicht in seinem Blick sah, schloss ich meine Augen. Konzentriert dachte ich an das, was mir Andre geraten hatte. Es dauerte ein Wenig, doch schließlich spürte ich, wie sich mein Körper veränderte.

Es war ein seltsames Gefühl, doch ich versuchte weiterhin an die Verwandlung zu denken. Als ich wieder meine Augen öffnete sah ich auf zwei Beine. Verwundert sah ich nach oben. ,,Kruzifix," entwich es mir, als ich Akio über mir sah und wollte einen Schritt nach hinten machen. Ich stolperte jedoch und fiel auf meinen Rücken. Ich wollte meine Arme ausstrecken und mich aufsetzten, doch als ich auf meine Hände sah, sah ich dort nur Federn. ,,Was zur Hölle?", flüsterte ich verwundert. Ich sah, immer noch liegend, an mir runter und erkannte, dass ich mich tatsächlich verwandelt hatte. Ich war ein Vogel, ein ziemlich großer um genau zu sein. Mühsam drehte ich mich auf den Bauch und versuchte aufzustehen, was mir irgendwann auch gelang. Noch etwas wackelig stand ich jetzt endlich da und streckte meine Flügel aus. ,,Ein Adler," stellte Akio fest. ,,Allerdings etwas kleiner, als die, die ich kenne." Ich legte meine Flügel an und sah ihn leicht beleidigt an. Ich war als Mensch schon nicht der größte, aber warum als Adler auch? Das ist unfair. Belustigt sah Akio zu mir. ,,Mach dir nichts draus, es gibt noch kleinere," sagte er lachend. Ich plusterte meine Federn auf, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich das gemacht habe. Böse sah ich zu ihm und lief einige Schritte vorwärts. Es klappte zum Glück gut, auch wenn die Form meiner Füße noch ungewohnt war. ,,Wir können froh sein, dass er keine Maus geworden ist," sagte jetzt Roma lachend. ,,Hey!", rief ich beleidigt aus. ,,Adler sind mit die größten Vögel. Also bist du noch nicht mal wirklich klein," versuchte jetzt Andre mich aufzumuntern. Ich sah allerdings nur verwirrt zu ihm. ,,Wieso kann ich dich verstehen? Du bist doch ein Hirsch," fragte ich ihn verwirrt. ,,Wir können uns alle untereinander verstehen, wenn wir verwandelt sind. Somit können wir uns von echten Tieren unterscheiden. Allerdings verstehen wir in Menschengestalt nicht diejenigen, die momentan ein Tier sind," erklärte er mir. Ich nickte nur erstaunend.

Mein Blick ging wieder zu Roma. Er hatte sich noch nicht verwandelt. Auffordernd stoß ich ihn an. Akio schien mich verstanden zu haben, denn er wandte sich jetzt an ihn. ,,Du bist dran!", sagte er fröhlich. Roma sah ihn kurz ängstlich an, dann sah er wieder zu mir. Seufzend schloss er seine Augen. Es dauerte ein Bisschen, bis seine Kette anfing zu leuchten und jetzt endlich auch er. Während er leuchtete, wurde er immer kleiner, bis er schließlich aufhörte zu schrumpfen und sein Körper sich verformte. Staunend sah ich zu ihm, bis das Licht aufhörte zu strahlen. Ich war etwas erstaunt, als ich ein Wiesel vor mir sah. ,,What the fuck?", sagte Roma nur, als er mich ansah. Er war tatsächlich kleiner als ich. Jetzt war ich es, der belustigt zu ihm hinabsah. ,,Das ist nicht fair!", sagte er beleidingt. ,,Doch, ich finde das mal fair, du Wiesel," sagte ich neckend. Belustigt sah Akio zu uns runter. Ich machte eine Kopfbewegung zu ihm und sah ihn groß an. Akio lachte kurz und verwandelte sich ebenfalls. Als er vor uns stand, machte ich erschrocken einen Schritt zurück. Er war ein Fuchs.

,,Nun, da das geklärt ist, wünsche ich euch viel Spaß!", sagte Andre zum Abschied und ging wieder. ,,Warum kann ich ihn verstehen?", flüsterte jetzt Roma. ,,Damit wir untereinander wissen, dass wir keine echten Tiere sind und uns verständigen können," sagte ich nur trocken. Akio nickte zur Bestätigung. Roma sah mich aus schmalen Augen an. ,,Kann denn unser Herr Adler auch fliegen?", fragte er mich neckend. Erschrocken sah ich zu ihm. ,,Ähm...", stotterte ich nur. Ich wusste nicht wirklich, wie es funktionierte. ,,Jeder von uns hat ein paar Instinkte von seinem Tier. Ihr Vögel müsstet so also wissen, wie es funktioniert, da es sonst etwas unfair wäre," erklärte Akio. Ich sah ihn erst verwirrt an, doch dann schloss ich meine Augen und dachte ans fliegen. Automatisch breitete ich meine Flügel aus und schoss mit einem kräftigen Flügelschlag in die Luft. Mit einem weiteren hatte ich eine gute Distanz zum Boden. Wieder wie automatisch stellte ich meine Flügel so ein, dass ich große Kreise flog. Ich öffnete meine Augen wieder und sah zu dem Wiesel und dem Fuchs unter mir. Vor Freude kreischend flog ich höher und ließ mich wieder fallen. Ich fing mich wieder in der Luft und segelte gemütlich zu Akio und Roma zurück. ,,Fliegen ist das beste, was es gibt!", rief ich freudig aus. Akio lachte nur und stimmte mir aber zu.

,,Was kann man hier alles machen?", fragte jetzt Roma neugierig. ,,Nun... ich könnte euch ein paar andere von uns vorstellen und dann könnten wir zusammen irgendwohin fliegen!", sagte jetzt Akio aufgeregt. ,,Warte! Zusammen fliegen?", fragte Roma verwirrt. ,,Hast du nicht aufgepasst? Wir können uns in alles verwandeln, was wir wollen!", sagte ich lachen. ,,Oh," kam nur von dem Russen. ,,Ich würde euch trotzdem raten, euch erst an diese Gestalt zu gewöhnen. Diese ist eure Hauptsächliche, weswegen ihr sie erst einmal verstehen solltet," schlug Akio vor und lief voran. Er war relativ schnell, weswegen Roma erst einmal Probleme hatte mit ihm mit zu halten. Nach kleinen Stolperern hatte er sich endlich gefangen und lief Akio hinterher. Ich flog über den beiden und genoss diese Freiheit.

Da ich so weit oben flog, konnte ich das vor uns schon vorher erkennen. ,,Pferde!", rief ich aus, als ich die großen Tiere auf einer Wiese sah. ,,Dann solltest du zurückkommen!", rief Akio zu mir hoch. Verwirrt flog ich zu ihm zurück und landete vor ihm. ,,Warum soll ich nicht zu ihnen?", fragte ich mit schief gelegtem Kopf. ,,Die Pferde mögen keine anderen von uns. Jedenfalls nicht, wenn wir kein Pferd sind. Die haben ein ganz seltsames Temperament. Sie mögen keine anderen Tiere. Wenn sich jetzt einer von euch in ein Pferd verwandeln würde, würde er es verstehen. Die sind einfach nur seltsam. Ich gehe nicht gerne auf die Pferdewiese." Verstehend nickte ich. ,,Wollen wir dann wo anders hin?", fragte ich. Akio nickte zustimmend und ging in einem Leuchten auf. Kurz danach stand er als Adler vor uns. ,,Unfair!", kam es jetzt von Roma. ,,Du musst es dir nur vorstellen, dann kannst du dich auch in einen Adler verwandeln," erklärte Akio. Roma schloss kurz seine Augen und stand nach wenigen Augenblicken ebenfalls als Adler vor uns. ,,Super!", rief ich aus und erhob mich in die Lüfte. Akio machte es mir nach. ,,Wartet!", rief Roma hinter uns her. Ich verlangsamte mich und landete auf einem Ast über Roma. Belustigt sah ich zu ihm runter. ,,Geh einfach in dich und denke ans fliegen!", rief ich zu ihm. Kurz danach flog Roma ebenfalls in die Luft. Kreischend flog er über die Bäume und segelte hin und her. ,,Hättet ihr mir nicht früher sagen können, wie wunderbar das ist?", rief er aus als ich und Akio hinter ihm flogen. ,,Habe ich doch!", rief ich empört aus. Roma lachte nur und flog weiter. Übermütig flog ich über ihn und versuchte mich an einigen Tricks. Ich machte eine Schraube und tauchte zwischen den Bäumen ab. Glücklich sah ich, wie auf einmal Akio neben mir flog.

Spät am Abend liefen wir müde und durchgenässt die Straße entlang, in der Akio wohnte. Wir schleppten uns alle in sein Haus und zogen uns um, um die nassen Klamotten loszuwerden. Kurz danach saßen wir zusammen auf dem Sofa. Müde betrachtete ich den Bernstein, den ich in meine Hand genommen hatte. ,,Ich dachte immer, Magie existiert nicht," sagte ich verschlafen. Akio lachte nur amüsiert. ,,Ich glaube, wir müssen ab jetzt öfters vorbeikommen," meinte auch Roma. ,,Ihr könnt euch immer verwandeln, wenn ihr den Bernstein umhabt, doch darf euch keiner damit sehen!", warnte Akio uns. ,,Ok, verstanden," murmelte ich und schlief ein. ,,Nacht", murmelte auch Akio. Ich bekam es gar nicht mehr mit, wie ich mich an Akio lehnte, der zwischen mir und Roma saß. Allerdings kuschelte sich auch Roma an uns und trotzdem schien es niemanden zu stören.

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