Die gefangene Idealistin

188 82 9
                                    

Als sie mit Handschellen im Transporter auf dem Weg ins Gefängnis sitzt, ist sie ganz ruhig. Die junge Frau hat Angst vor dem, was sie erwartet, denn bisher war sie nur in Einzelhaft. Als der Transporter stoppt und jemand die Tür öffnet, schlägt der jungen Frau das Herz bis zum Hals. "Brauchst du eine Extraeinladung, Prinzessin?", fragt einer der Beamten. Laykén verdreht die Augen und steigt aus. "Haben wir das Sprechen verlernt?", fragt er. Die junge Frau schaut ihn böse an. "Madame redet wohl nicht mit jedem.", stellt er fest und schubst die junge Frau in Richtung Eingang.

Auch die Eingangsuntersuchung verläuft für die junge Frau dramatisch. Sie hat massive Komplexe wegen ihrem Körper und sie mag es auch nicht, sich vor anderen auszuziehen. Das einzige Positive an der Situation ist, dass der blöde Beamte keine Eingangsuntersuchungen bei weiblichen Gefangenen durchführen darf. Auch mit der Beamtin redet Laykén kein Wort. Als sie mit zwei anderen neuen Gefangenen auf die Station gebracht wird, werden sie von den anderen Gefangenen schon erwartet. Sie beobachten die Neuen auf Schritt und Tritt. Laykén wird in einer Viererzelle untergebracht. Sie redet nicht mit den anderen und die anderen reden nicht mit ihr.

An den Stationsalltag gewöhnt sie sich schnell, aber sie hat in den letzten Wochen kein einziges Wort gesprochen. "Na, hast du deine Zunge verschluckt?", fragt Jana, die der Boss auf der Station ist. Ihre Freundinnen Julia, die ihre ehemalige beste Freundin und deren Freund getötet hat und Valerie, die wegen schwerer Körperverletzung verurteilt wurde, schubsen die junge Frau hin und her. Besonders Julia hat es auf Laykén abgesehen. Sie terrorisiert die junge Frau, wo es nur geht, bis sogar Jana sagt, dass es reicht. Aber sie ist nicht mehr in der Lage, Julia zu kontrollieren. Laykén verbringt die meiste Zeit in ihrer Zelle. Am liebsten wäre sie rund um die Uhr eingeschlossen. Nach einiger Zeit bekommt sie mit, warum Julia so wütend auf sie ist. Zwei Frauen aus ihrer Zelle unterhalten sich darüber, dass Julia rechts ist. Laykén ist fassungslos. Wie kann man einen Menschen aufgrund seiner Religion oder seiner Herkunft hassen?, fragt sie sich.

Ein paar Tage später geht Laykén duschen, nachdem sie sich vergewissert hat, dass Julia nicht im Bad ist. Das Wasser ist kalt und die Duschen sind eklig, aber die junge Frau genießt das Gefühl von Wasser auf ihrem gesamten Körper. Sie schließt die Augen und lässt ihren Gedanken freien Lauf. Dabei bemerkt sie nicht, dass Julia sich ins Bad geschlichen hat und den anderen Gefangenen mit Blicken signalisiert, dass sie das Bad verlassen sollen. Die anderen Frauen haben solche Angst vor Julia, dass sie schnell das Bad verlassen. Nur Laykén und Julia bleiben zurück. Die junge Frau hat noch immer nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt. "Wen haben wir denn da? Es ist unsere kleine linksradikale Prinzessin.", sagt Julia. Erschrocken reißt Laykén die Augen auf und wickelt sich schnell ein Handtuch um den Körper. "Was willst du?", fragt sie. "Sieh an, du kannst ja tatsächlich sprechen.", bemerkt Julia. Laykén hat Angst, aber sie versucht sich nichts anmerken zu lassen.

"Ich möchte dir eine Geschichte erzählen. Vor fünf Jahren hatte ich eine beste Freundin, ihr Name war Jessica und wir waren befreundet, seit ich denken kann. Wir haben alles gemeinsam erlebt und miteinander geteilt. Unsere Einschulung, den ersten Kuss und den ersten Liebeskummer. Als wir achtzehn waren, hat sie einen Typen kennengelernt, sein Name war Marco. Er war Italiener und hatte ein feuriges Temperament. Jessica durfte nichts mehr ohne ihn machen und er hat sie geschlagen. Einmal hat er sie fast umgebracht und ich habe mich für sie gerächt, denn sie war blind vor Liebe. Er hatte einen 'Unfall' und ist vor einen Zug gefallen. Jessica war mir nicht dankbar. Sie wollte mich anzeigen. Ich hätte angeblich ihr Leben ruiniert. Dabei habe ich ihr das Leben gerettet, aber sie hat es nicht verstanden. Sie wollte mich verraten und deswegen hatte auch sie einen tragischen 'Unfall'. Seitdem hasse ich Ausländer und alle, die sich mit ihnen verstehen.", erklärt Julia. "Aber deswegen muss man doch nicht jeden hassen, der keine deutschen Wurzeln hat. Es gibt im übrigen auch viele deutsche Männer, die ihre Frauen verprügeln.", sagt Laykén. Julia schaut sie böse an. Die junge Frau sieht die rasende Wut in ihren Augen. "Du hast genau so wenig das Recht zu leben, wie Jessica.", flüstert Julia wütend.

Error - Laykén funktioniert nicht mehr Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt