Aufstehen und kämpfen

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Zwei Monate später hat Laykén sich eingelebt. Sie arbeitet in einem Flüchtlingsheim und die Arbeit macht ihr Spaß. Sie betreut die Kinder und die Jugendlichen. Die junge Frau geht mit ihnen einkaufen, begleitet sie zur Schule und hilft ihnen, soziale Kontakte aufzubauen. An einem regnerischen Nachmittag will sie mit den Kindern etwas spielen und trommelt alle zusammen. Mark, der vor zwei Monaten aus Kasachstan geflüchtet ist, liegt in seinem Bett und weint. Laykén will ihn trösten und zieht ihm im Spaß die Decke weg. Als der Junge sie anschaut, zuckt sie erschrocken zurück. Leise erklärt er ihr, dass zwei Männer ihn verprügelt haben. Dabei haben sie ihn angeschrien, er soll zurück in sein Land verschwinden. Laykén setzt sich zu ihm und tröstet ihn. Später redet sie mit ihren Kollegen. "Wir müssen zur Polizei.", sagt sie. "Das bringt nichts. Sie werden die Schweine nicht erwischen. Kümmern wir uns lieber um Mark.", entgeget einer der Kollegen. Die junge Frau schüttelt verständnislos den Kopf.

Die politische Lage spitzt sich immer weiter zu. Mittlerweile regiert die AfD und fast täglich kommt ein Erwachsener oder ein Kind mit Verletzungen nach Hause. Laykén will etwas unternehmen und tritt einer linken Gruppe bei, die sich einmal in der Woche in der Uni treffen. Ein paar Tage später besprühen sie gemeinsam Plakate der AfD. Laykén und der Rest der Gruppe fühlen sich mächtig, weil sie sich gegen das System wehren. Die Gruppe plant weitere Aktionen.

Als Laykén nach ihrem Urlaub morgens auf der Arbeit ankommt, klärt eine Kollegin sie über die neuesten Ereignisse auf. Bahira, ein zwölfjähriges Mädchen wurde von einem erwachsenen Mann vergewaltigt. "Ein paar Tage nach der Tat wurde sie am Ufer eines Sees gefunden. Sie hat sich umgebracht.", erklärt sie. Laykén kämpft mit den Tränen. Abends erzählt sie ihrer Gruppe davon. Auch die anderen sind von der Geschichte schockiert. Sie teilen die Geschichte in allen sozialen Netzwerken, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Sie bekommen positive Rückmeldungen, aber auch Morddrohungen.

Als Laykén abends nach Hause läuft, lauern ihr zwei Männer und eine Frau auf. Sie verprügeln die junge Frau. "Hau doch mit den Flüchtlingen ab. Geh mit ihnen nach Afrika oder sonst wo hin, damit wir die ganzen Probleme los sind. Wir brauchen nicht noch mehr von denen und Menschen wie dich brauchen wir erst recht nicht.", sagt einer von ihnen, während die anderen auf sie einschlagen. Laykén zieht ihr Pfefferspray aus der Hosentasche und sprüht es ihren Angreifern in die Augen. Die drei drücken ihre Hände auf ihre Gesichter. "Euch braucht niemand. Nehmt vielleicht ab und zu mal ein Geschichtsbuch in die Hand.", sagt die junge Frau ruhig, aber leicht provokant und rennt weg. Sobald sie Zuhause angekommen ist, schreibt sie ihrer Gruppe. Am nächsten Tag treffen sie sich und planen ihre Rache.

Error - Laykén funktioniert nicht mehr Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt