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Leise aber schnell gehe ich den vertrauten Pfad durch den Wald. Begleitet vom Rascheln der Blätter windet sich meine Gestalt durch durch das Gebüsch. Wärmende Strahlen schickt die Sonne durch das Labyrinth der Äste auf meine Haut. Es ist eine herrlicher Tag. Ich bin auf den Weg zu unseren Fallen, die mein Vater und ich vor zwei Tagen aufgestellt haben. Unsere Vorräte werden knapp und wir müssen uns schon für den Winter vorbereiten.

Ich bin fast da und kann schon sehen, dass ich fast umsonst hergekommen bin. Nichts. Das Metall hat kein Tier gefangen. Was ist bloß  in den letzten Jahren passiert? Ich sehe nur noch selten Geschöpfe und, wenn dann meistens krank oder tot.. Eine dunkle Macht breitet sich auch. Grausam und unberechenbar.

Mein Vater hat mir gesagt, dass harte Zeiten auf uns zukommen und wir kämpfen werden müssen. Das sagen sie alle. Die Alten, sowie die Jungen. Die Ungewissheit ist eine Angst, die sich Jahr für Jahr in den Kopf frisst und einen wahnsinnig macht. Der Friede in Mittelerde könnte von einem Tag auf den anderen zerstört sein und die guten alten Zeiten würden nur noch in den Erinnerungen weiterleben. Ein Krieg ist unvermeidbar und der Ausgang so unklar wie ein eine nebelige Landschaft. Ich blicke in die Sonne, die durch das Gitter der Bäum. Finde ich jemals die Wahrheit? Die einzig wahre Entscheidung. Das wahre Leben. Ich blinzelte und schaute wieder herunter.

Nachdem ich einige Steine gefunden habe, löste ich die Fallen, um sie mitzunehmen und schnallte sie an meinen Seitengürtel. Meinen purpurroten Bogen nahm ich in die linke Hand und schnallte den Köcher voller Pfeile fester um meinen Oberkörper. Ich griff in meine Ledertasche und erkannte am leichten Gewicht der Glasflasche, dass ich unbedingt eine Wasserquelle suchen musste. Das Plätschern des kleinen Gewässers war bereits zu hören. Die Fallen stelle ich immer in der Nähe von Flüssen auf, um so eine größere Beute zur erzielen. Das regelmäßige Klappern der Fallen an meinen Hüften vertrieb wahrscheinlich alle Lebewesen in meiner Nähe, aber für heute war es nicht mehr mein Ziel etwas zu fangen. Erschöpft knie ich mich an den Rand des Wassers und fülle meine Glasflasche. Ein Fische schwimmt in einiger Entfernung vorbei und bei genauerem Hinsehen muss ich mit Schrecken feststellen, dass er tot ist. Weitere leblose Fische treiben hinterher und ich schütte panisch das Wasser wieder in den Fluss und trete schleunigst zurück. Sofort verstaue ich meine Flasche und wische meine Hände am Umhang trocken und trat den Heimweg an. Während ich nach meinen Markierungen Ausschau hielt, die mich am schnellsten zu Dorf brachten, wollten die letzten Ereignisse nicht aus meinem Kopf verschwinden.

In dem Moment, als ich den Wald verließ und die vertraute Silhouette des Dorfes erkannte, sah ich es: einen wunderschönen, weißen Hirsch. Ich bewegte mich nicht. Ein Teil von mir wollte schon einen Pfeil anlegen und diese prächtige Beute erlegen, aber ein anderer Teil von mir war zu fasziniert, ergriffen von der Schönheit des Tieres. Eine Magie umgab das Tier, die ich noch nie zuvor so gefühlt habe. Das unschuldige Wesen graste nur einige Schritte vor mir entfernt, im hohen Gras der Wiese. Es war unfassbar und ein Zauber schien mich zu verschleiern. Eine Wärme ergriff mich, die ich nicht loslassen wollte.

 Ohne Vorwarnung hörte ich laute Schritte und Stimmen. Die Jagdgruppe meiner Vaters. Der Hirsch darf unter keinen Umständen von ihnen gesehen werden. Bevor ich überhaupt nachdenken kann, schieße ich einen Pfeil zielsicher neben den Hirsch in die Erde. Das Tier schreckt hoch und läuft panisch in den Wald. Sekunden später erblicke ich die Männer, die zwischen den Bäumen hervorkommen und, was sie bei sich tragen, stimmt mich glücklich. Ein prächtiges Wildschwein wird auf einem Ast von zwei Jägern getragen. Geschwind trete ich nach vorne und ziehe den schwarzen Pfeil aus dem Boden und laufe der Gruppe entgegen.

"Vater! Wo habt ihr den das gefunden?", rufe ich ihm entgegen.

"Tief im Wald. Aber es hat sich gelohnt!", rief er gegen Ende und die Männer johlten triumphierend mit. "Da sollten wir auch mal unsere Fallen aufstellen, Arya, denn wie ich sehe waren wir wieder ohne Erfolg.", sagte er nach einer Weile während ich neben ihm in Richtung der Häuser gegangen bin. Missmutig nicke ich, aber konnte an nichts anderes denken, als den weißen Hirsch. 

Nachdem wir in das lebendige Dorf traten bemerkten wir, dass die Aufregung und das Interesse nicht dem Fang meines Vaters galt. Das Haus meiner Vaters, der seit einigen Jahren der Anführer ist, liegt in der Mitte der Siedlung. Jede Aufmerksamkeit schien dorthin gerichtet zu sein. Verwundert blicke ich zu meinem Vater und der ist genauso angespannt wie die anderen. Ohne zu Zögern schreite ich schnellen Schrittes nach vorne und muss durch die Menschenmassen mich bis nach vor drängen. Man kann nur Wortfetzen von Gerüchten hören, die sich wie ein Lauffeuer verbreiten. "Zwerge!", "Ein Hobbit?", "Ist das nicht Gandalf der Graue?". Die Anspannung steigt von Schritt zu Schritt und ich bin fast vorne. Direkt gefolgt von meinem Vater durchbreche ich die vorderste Reihe und stehe plötzlich vor einer Gruppe aus mehr als Dutzend Zwergen. Zu viele Augenpaare treffen mich zugleich und ich blicke verwirrt in die ungewöhnliche Runde. Mein Vater und sein Gefolge stößt zu mir und muss auch erstmal den Anblick in sich aufnehmen. Am Rand der Gruppe erblicke ich eine weitere Person und ich kann es kaum glauben. Es tatsächlich der berüchtigte Gandalf und er schaut mir direkt in die Augen.

Broken ArrowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt