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Aus einem unerklärlichen Grund schaue ich schnell weg und verspüre eine gewisse Ehrfurcht. Mein Vater geht jetzt auf den Zauberer zu und ich bleibe mit unseren Jägern etwas im Hintergrund.  Man verstand das Gespräch zwischen den beiden kaum und ich begann wiederum die Zwerge zu mustern und glaubte sogar einen Hobbit zu erkennen. Mittlerweile musterten die Zwerge auch mich und sogar einer mit schwarzen Haaren bildet mit seinem Mund einen Grinsen und zwinkert mir unverschämt zu. Das kann er doch nicht ernst meinen...

Entschlossen schaue ich weg und richte meinen Blick nach vorne, während ich meinen Rücken strecken, um selbstbewusster zu erscheinen. Gandalf und mein Vater schienen noch immer in einem tiefen Gespräche verwickelt zu sein. Was sie wohl besprechen. Leider konnte ich nichts hören, doch ich sehe, dass sich jetzt zu den beiden noch ein anderer Zwerg gesellt hat. Einige Zwerge tuscheln miteinander und richten währenddessen immer wieder ihre Blick auf mich.

Nach einigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, zeigt Gandalf genau auf mich und alle Augen wandern zu mir und ich spürte wie sie mich wahrhaftig durchbohrten. Die Röte stieg mir ins Gesicht und das Schockgefühl in meinen Bauch fühlte sich wie ein Schlag an. Jetzt reicht es mir! Entschlossen gehe ich mit weiten Schritt auf meinen Vater und die zwei anderen zu.

"Was wollen Sie von uns? Und wieso habe sie auf mich gezeigt?", sage ich ernst und schaue abwechselnd Gandalf und den Zwerg an. Mein Vater, der eine besorgte Miene hatte, machte eine kleine Handbewegung, und ich wusste sofort, dass ich mitkommen soll. Bevor er ein Wort zu mir sagt, befiehlt er seinen Jägern das Wildschwein zu den Köchen zu bringen, und diese sollen ein Mahl für den überraschenden Besuch vorbereiten.                                    

Mein Vater ging mit mir zur großen Eiche, die abgelegen vom Dorf lag. Schweigend sind wir durch die Menschenmenge geschritten, die genauso wie ich vor Neugier zu Platzen schien. Angekommen beim alten Baum drehte sich mein Vater um und schaute mir zuerst tief in die Augen und dann in die Ferne bevor er begann zu berichten. 

"Wie du warscheinlich schon erkannt hast, war das Gandalf der Graue, der mit mir gesprochen hat." Ich nicke. "Diese Gruppe von Zwergen und der Hobbit, sind nicht einfach so mitgekommen..." Er hält kurz inne. "Sie wollen den Erebor wieder erobern." Fast hätte ich zu lachen begonnen, aber das ernste Gesicht meines Vaters hinderte mich daran. "Und wie bitte wollen sie das schaffen! Und kannst du mir sagen was das alles mit mir zu tun hat?", frage ich fordernd und warf die Hände in die Höhe. 

"Gandalf sucht ein neues Mitglied, weil er hat vor die Gruppe zu verlassen. Er will, dass du das neue Mitglied bist."

Ich schaue meinen Vater still an und regte mich nicht, während in meinem Kopf ein Vulkan aus Fragen zu explodieren drohte. Er fährt fort:"Es hat etwas mit deiner Mutter zu tun, sie war eine Freundin von Gandalf und er hat mir gesagt, dass du beinahe ein Spiegelbild von deiner Mutter bist.", seine Stimme wurde kurz leise und ich sah die Trauer in seinen Augen "Nicht nur im Aussehen, auch im Charakter." Es wunderte mich nicht, dass meine Mutter Gandalf kannte. Sie war eine Kriegerin und Abenteurerin, nichts konnte sie davon abhalten Mittelerde zu erkunden. Nachdem sie nach meiner Geburt starb, erzählte mir Vater nicht viel von ihr, er konnte das nicht, aber viele Menschen kamen zum Begräbnis wurde mir gesagt. Sie fehlte vielen.

Ich verscheuchte die traurigen Erinnerungen und wandte meine Gedanken wieder an die Zwergengruppe. Deren Vorhaben schien beinahe lächerlich und übermütig. Der Stolz der Zwerge schien schlimmer zu sein, als ich das gedacht habe. 

"Gandalf hat gesagt, dass sie morgen aufbrechen und so lange hast du Zeit zum Entscheiden.", sagt mein Vater seufzend. "Würdest du mich gehen lassen?", frage ich schnell, worauf er antwortet:"Du bist schon eine erwachsene Frau, Arya, natürlich lasse ich dich gehen, aber du bleibst immer meine geliebte Tochter!", sagt er und ich muss ihn umarmen.

Ich war noch nie in meinem Leben außerhalb der Grenzen unseres Waldgebiets gewesen und das Angebot eines Abenteuers schien verlockender als ich gedacht hätte. Ich wusste allerdings genau nichts über diese Reise und das Ziel, dass diese Zwerge verfolgten war unmöglich zu erreichen. Wie könnte ich dieser Gruppe überhaupt helfen? Das Risiko war groß. Größer als der einsame Berg. Und doch schloss ich in dem Moment die Zusage nicht aus. Mein ganzes Leben ist in diesem Dorf passiert. Einerseits klammerte sich die Sicherheit von Zuhause an mich wie eine Klette, aber die Abenteuerlust, die in mir geweckt wurde, schien nicht mehr zu löschen sein. Gandalfs Wahl, die auf mich fiel, gab mir unerklärliches Selbstbewusstsein für diese Aufgabe gewachsen zu sein. Ich fühlte mich beflügelt. Und ich würde die Flügel endlich ausbreiten und die Welt entdecken. Die vorige Aufregung und Angst schien sich schlagartig in Neugier und Motivation umgewandelt zu haben.  Positive Energie durchfloss meine Glieder und ich spürte, dass ich meine Entscheidung getroffen habe.

"Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, Vater", sagte ich als wir uns wieder lösten. 


Broken ArrowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt